Darkstars Fantasy News


14. Januar 2009

Andrzej Sapkowski: Das Erbe der Elfen
Die Hexer-Saga – Band 1

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 13:42

Das Erbe der ElfenEine Welt im Umbruch. Eine tragische Liebe. Und eine Königstochter, die vor den Augen der Welt verborgen werden muss …

Nur an wenig aus ihrer Vergangenheit erinnert sich Ciri, die Prinzessin von Cintra, die seit der Eroberung ihres Reiches durch feindliche Heere vom Orden der Hexer in deren versteckter Festung Kaer Morhen zu einer Kämpferin erzogen wird. Die Öffentlichkeit hält sie für tot und ihr Beschützer Geralt – ein Mann, um den sich viele Legenden ranken – tut alles, damit das auch so bleibt. Zu unruhig ist die politische Lage, in der Ciri allzu leicht zu einem Spielball werden könnte. Dann jedoch erwachen in der vorlauten Halbwüchsigen überraschenderweise magische Kräfte, die von den Hexern nicht kontrolliert werden können. Um das Problem in den Griff zu bekommen, zieht Geralt zwei Zauberinnen zu Rate. Beide waren seine Geliebten, aber nur eine von ihnen war seine große Liebe. Bald steht fest, dass Ciri nicht in Kaer Morhen bleiben kann, sondern andernorts Hilfe suchen muss. Außerdem tauchen Anzeichen auf, die darauf hindeuten, dass nicht alle Menschen von Ciris Tod überzeugt sind. Jemand versucht mit allen Mitteln, Geralts Aufenthaltsort zu erfahren.
Während Ciri und ihre Beschützer im Geheimen den halben Kontinent durchqueren, wird die Lage innerhalb des Staatenverbunds zunehmend brisant: Ein Krieg entbrennt zwischen den nichtmenschlichen Rassen der Elfen, Zwerge und Dryaden und den Menschen. Dem Hexer und seinen Begleitern fällt es immer schwerer, nicht Partei zu ergreifen und sich allen Völkern gegenüber neutral zu verhalten. Denn trotz aller politischen Konflikte ist es Geralts oberstes Ziel, das Mädchen zu schützen, das er unter seine Obhut genommen hat.

Mit “Das Erbe der Elfen” beginnt der fünfteilige Zyklus um den legendären Hexer Geralt und seinen Schützling, Prinzessin Ciri von Cintra – nicht jedoch die Geschichte der beiden. Dem Romanzyklus vorgelagert sind die beiden Kurzgeschichten-Anthologien “Der letzte Wunsch” und “Das Schwert der Vorsehung”, in denen ebenfalls Geralt die zentrale Figur ist und sich in zahlreichen phantastischen Abenteuern ausführlich seinen Lesern vorstellt. Schön ist allerdings, dass man die beiden Bände nicht gelesen haben muss, um am “Erbe der Elfen” Spaß zu haben. Dass die Hauptfiguren seiner Erzählung auch eine bewegte Vorgeschichte haben, trägt allenfalls dazu bei, dem Zyklus mehr Tiefe zu geben. Darüber hinaus ist es Sapkowski gelungen, gleich zu Anfang des Romans viel Wissenswertes über Geralt und seine große Liebe Yennefer auf sehr unterhaltsame Weise in die Handlung einzubetten: Ein Spielmann gibt Geschichten über den berühmten Hexer zum Besten, seine Zuhörer tauschen im Anschluss daran kuriose, sich teilweise widersprechende Gerüchte über ihn aus.

Während der Roman bereits 1994 in Andrzej Sapkowskis Heimat Polen erschienen ist, liegt er erst seit Ende 2008 in deutscher Übersetzung vor. Mit ein Grund dafür ist sicherlich, dass man hierzulande osteuropäischer High Fantasy eher skeptisch gegenüber steht. Heyne, der die von dtv neu aufgelegten, oben erwähnten Kurzgeschichtenbände vor rund zehn Jahren erstmals in Deutschland veröffentlicht hatte, erzielte seinerzeit nicht den gewünschten Erfolg und verzichtete deshalb auf eine Fortführung der Reihe. Man kann nur hoffen, dass dem Hexer diesmal ein ähnliches Schicksal erspart bleibt, denn die Romane sind wahrhaftige Perlen! Wer glaubt, ein polnisches High Fantasy-Epos kann nicht überzeugen, unterschätzt Sapkowski gewaltig. Denn “Das Erbe der Elfen” entwickelt mit Voranschreiten der Handlung nicht nur einen epischen Flair. Auch die zwar wenig beschriebene, aber trotzdem spürbar detailreiche Hintergrundwelt besitzt ihren Reiz. Die fiktiven wissenschaftlichen Texte und Zitate, die den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind, tragen zur Komplexität des Romans bei, ohne dass der Autor seine Figuren viel erklären lassen muss. Dabei reden die noch nicht mal wenig! Flotte Dialoge sind neben seinem Gespür, klassische Sagenmotive geschickt mit einer modernen Fantasy-Erzählung zu verquicken, offenbar die Hauptstärke von Andrzej Sapkowski. Im Roman findet man zahlreiche, oft mehrere Seiten umfassende Passagen, die nur aus wörtlicher Rede bestehen. Wer sich dadurch abgeschreckt fühlt, sei eines besseren belehrt. Durch Sapkowskis Geschick, Figuren innerhalb von Unterhaltungen zu charakterisieren, wird dieser Kunstgriff nie langweilig. Das hilft dem Leser sogar über ein paar eher handlungsarme, aber dennoch interessante Passagen hinweg. Alles in allem kann man sagen, dass in „Das Erbe der Elfen“ mehr diskutiert wird als zugeschlagen.

Anders als so viele Übersetzungen aus dem Englischen liest sich dann auch noch ausgerechnet diese Übertragung aus dem Polnischen wunderbar – ein dickes Lob an den Übersetzer. Mit der Aufmachung selbst hat sich dtv viel Mühe gegeben und sich etwas Besonderes einfallen lassen. Der Auftaktband der Pentalogie ist in einer Geschenkbox erschienen, der neben der Taschenbuchausgabe auch noch zwei Hexer-Postkarten beiliegen. Was rein äußerlich sehr schön wirkt, führt jedoch dazu, dass “Das Erbe der Elfen” zum saftigen Preis von 24,90 EUR erhältlich ist, was vermutlich den einen oder anderen Leser bedauerlicherweise abschrecken wird. Bleibt zu hoffen, dass der Verlag bald mit einer kostengünstigeren Variante nachzieht, denn die Geschichte von Geralt und Ciri liest sich so mitreisend, dass man ihr ein möglichst großes Publikum wünscht.

Fakten:
Titel: Das Erbe der Elfen
Autor: Andrzej Sapkowski
Reihe: Die Hexer-Saga, Band 1 (von 5)
Originaltitel: Krew elfów
Übersetzung: Erik Simon
Verlag: dtv, November 2008
Aufmachung: Taschenbuch in Geschenkbox, 384 Seiten
Preis: € 24,90
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Ein Kommentar »

  1. […] Roman des Jahres geehrt worden. Meine Rezension zu “Das Erbe der Elfen” findet ihr hier. Tags: « Perry Rhodan WeltCon im Herbst in […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Das Finale der Hexer-Saga ist da! | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 17. Februar 2011 @ 22:19

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