Darkstars Fantasy News


14. Mai 2009

Ilona Andrews: Die Nacht der Magie
Stadt der Finsternis – Band 1

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 21:00

Stadt der FinsternisWenn ein Genre so stark boomt wie das der Urban Fantasy zur Zeit, muss sich ein neuer Autor schon einiges einfallen, um nicht in der Flut der Titel, die den Markt überschwemmen, unterzugehen. Gerade was das Setting und die Hauptfigur angeht, muss eine neue Serie da schon einiges bieten. Ilona Andrews – übrigens das Pseudonym eines Autoren-Ehepaares, das „Die Nacht der Magie“ gemeinsam verfasst hat – punktet gleich in beiden Disziplinen.

Der Schauplatz, an dem die Geschichte spielt, ist düster-faszinierend. Kate, die Protagonistin, wirkt glaubhaft und charismatisch. Wenn dann der Verlag wie Lyx hier aus dem Taschenbuch rein optisch auch noch einen solch netten Eye Catcher zaubert wie hier geschehen, ist die erste Hürde bereits genommen.

Der Weltenentwurf

Atlanta in einer nicht näher bestimmten Zukunft: Irgendwann hat die Magie Einzug gefunden in unsere Realität und dem Zeitalter der Technologie ein vorzeitiges Ende gesetzt. Nicht nur, dass seither auch solche vermeintlichen Sagengestalten wie Tiermenschen und Hellseher zu wirklichen Wesen geworden sind, die Magie selbst setzt auch einen großen Teil der technischen Gerätschaften Schachmatt. Wann immer es zu einer sogenannten Magie-Welle kommt, fahren Autos nicht mehr, Telefone funktionieren sehr unzuverlässig und auch Aufzüge fallen aus.
Die Bevölkerung hat sich recht gut an diesen Zustand angepasst und entsprechende Alternativen entwickelt. Zur Beförderung baut man auf Erdstrahlenadern und wann immer die Elektrizität ausfällt, nutzt man statt Glühbirnen eben Feenlampen. Schlimmer scheint da, dass die Magie an der Bausubstanz mehrstöckiger Häuser nagt und das Stadtbild der Metropolen inzwischen teilweise aus halb verfallenen Ruinen besteht.

Die Hauptfigur

In dieser Welt lebt Kate Daniels, eine Einzelgängerin, die sich ihr Brot als unabhängige Söldnerin verdient. Teamarbeit ist nichts für sie, wie sie immer wieder betont, und so stürzt sie sich am liebsten allein in den Kampf gegen Vampire, Ghule und anderes Gelichter. Dabei ist ihr nicht nur ihr enormes Hintergrundwissen eine unschätzbare Hilfe, sondern auch das magische Schwert Slayer, das übernatürliche Wesen wittern kann und sich durch das Fleisch von Untoten zu fressen vermag. Hilfe nimmt sie nur dann an, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Auf zwischenmenschlicher Ebene hält sie sich ziemlich bedeckt.

Der Plot

Als jedoch eines Tages ihr ehemaliger Mentor Opfer eines mysteriösen Mordanschlages wird, ist es mit Kates zurückgezogenem Lebensstil vorbei. Denn Greg hat ihr nicht nur ein paar der heißbegehrten „Worte der Macht“ hinterlassen, sondern scheint in eine perfide Falle getappt zu sein, deren Drahtzieher zudem die ohnehin auf wackeligen Beinen stehende Waffenruhe zwischen Tiermenschen und Totenbeschwörern beenden will.
Schnell erkennt Kate, dass sie den Täter allein nicht finden kann. Widerwillig lässt sie sich deshalb auf Verhandlungen mit beiden Parteien ein und wird, ohne es zu wollen, mitten in die Fehde zwischen Lykantropen und Nekromanten hineingezogen. Und je näher sie der Lösung des Falles kommt, desto mehr ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr.

Beurteilung

Ein vielschichtiger, interessanter Weltentwurf, der noch viel Potential für weitere Bücher bietet und wesentlich düsterer ist als die meisten anderen Urban Fantasy-Settings ist die große Stärke von Ilona Andrews Debüt. Überhaupt ist der deutsche Serientitel „Stadt der Finsternis“ sehr passend gewählt, denn es geht schon sehr finster zu im Roman. Die Autoren reden eine deutliche Sprache, was Action- und Kampfsequenzen betrifft: Da wird nicht nur der einen oder anderen Figur ein blaues Auge verpasst, da fliesst auch gern mal Blut und es wird unappetitlich. Ganz klar: Als Filmumsetzung wäre das eindeutig FSK 16-Material. Übertrieben gewalttätig oder zu brutal und eklig wird es aber nie. Sanfte Gemüter müssen vielleicht hier und da mal schlucken, weglegen müssen sie das Buch aber nicht. Dazu bleibt es auch zu spannend – und das, obwohl die Krimi-Handlung eigentlich nur Staffage ist und ganz und gar nicht das, was den Reiz des Buches ausmacht.
Den Fall hat Kate Daniels am Ende nämlich gelöst, dem Leser ist aber nicht egal, was mit ihr weiter passiert, wenn er das Buch zuklappt. Denn das Kate eine ziemlich interessante Hintergrundgeschichte haben dürfte, von der der Leser allenfalls Bruchstücke kennt, macht „Die Nacht der Magie“ ziemlich deutlich.

Insgesamt macht der Serieneinstieg Lust auf mehr und gehört neben den Büchern von Kim Harrison und Patricia Briggs zu den besseren, neuen Mystery-Reihen. Obwohl die Geschichte nicht einmal 300 Seiten lang ist, kann ich unbedenklich eine Empfehlung für den Roman aussprechen. Aufgrund der Tatsache, dass das Schriftstellerduo auch nicht einfach sein Setting aus diversen anderen, erfolgreichen Vorbildern zusammengeklaut hat, sondern sich durch den düsteren Ton deutlich von der Konkurrenz abgrenzt, ist Kurzweile garantiert!

Fakten:

Titel: Die Nacht der Magie
Reihe: Stadt der Finsternis (Band 1)
Autor: Ilona Andrews
Originaltitel: Magic Bites
Übersetzung: Jochen Schwarzer
Verlag: Lyx
Aufmachung: Taschenbuch, ca. 300 Seiten
Preis: 12,95 EUR

Bei Amazon bestellen: hier!

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4 Comments »

  1. Cool! Danke für diese tolle Rezi. Am liebsten würde ich das Buch jetzt direkt selbst lesen!

    Kommentar by Corry — 14. Mai 2009 @ 22:15

  2. Fein! Es hat dir gefallen. Die nächsten Bände sind ebenso gut und enthalten noch mehr Charakterentwicklung.
    In meinen Augen gehört Ilona Andrews neben Jim Butcher zu den derzeit besten Paranormalen Fantasyautoren.

    Kommentar by hwm — 15. Mai 2009 @ 07:34

  3. […] Andrews “Stadt der Finsternis“ Tags: « Horrofilme, Neil Gaiman, Peter V. BrettWeltuntergangstheorien und Ausflug […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Neue Urban Fantasy-Serien von altbekannten Autoren | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 1. November 2009 @ 14:42

  4. […] Zumindest Ilona Andrews Roman habe ich ja dieses Jahr selbst begeistert gelesen (Rezension hier). […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Weihnachtsgewinnspiel auf Literatopia | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 10. Dezember 2009 @ 19:54

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