Darkstars Fantasy News


24. September 2009

Von Blogger zu Blogger

Category: Interviews – Darkstar – 20:15

BücherstapelSeit dem letzten “Von Blogger zu Blogger”-Interview ist es ja schon wieder eine gaaanze Weile her. Ein Missstand (argh! drei “s”!!!), den ich doch endlich mal abschaffen musste. Mein diesmaliges Opfer ist Feenfeuer, der seit ein paar Monaten sehr rege einen wunderbaren Fantasy-Blog betreibt, den ihr doch hoffentlich alle kennt, nicht wahr? Falls nicht, solltet ihr unbedingt mal vorbeisurfen, und zwar hier!

Jetzt aber gleich weiter zum Interview!

1. Welches Buch, das du im letzten halben Jahr gelesen hast, war dein persönlicher Favorit und warum?

FabelheimEigentlich müsste jetzt “Fabelheim” von Brandon Mull kommen, aber das kann ich bei einer späteren Frage noch unterbringen. Von daher ist es die Anthologie “Fantastische Kreaturen” aus dem Hause Ueberbeuter. Entgegen aller üblichen Anthologie-Erwartungen, also kurzatmige Geschichten, die weder richtig in die Tiefe noch in die Breite gehen und es schon gar nicht schaffen, eine wirkliche Spannung aufzubauen, hat mich dieses Buch doch absolut überrascht. Nicht nur in seiner Vielseitigkeit sondern auch in der Qualität vieler enthaltender Kurzgeschichten.

Ich habe es wirklich selten bei einer Anthologie erlebt, dass so viele Facetten meines Geschmacks angesprochen und getroffen wurden. Nina Blazon hat eine unglaublich schöne Geschichte um die Feuernymphe Namida verfasst, Bernd Rümmelein hat mich mit seinem Abenteuer des Wasserdrachens Lurk in den Bann gezogen, Brigitte Melzer hat eine urkomische und doch sehr “lebensnahe” Zombiegeschichte abgeliefert und dann natürlich Christoph Marzi mit einer “Hänsel und Gretel” Adaption von der ich sagen würde das sie fast mehr aus dem bekannten Märchen rausholt als eigentlich möglich ist, usw.
Ein sehr abwechslungsreiches Fantasy Lesevergnügen.

2. Welcher Autor ist deiner Meinung nach Die Entdeckung der letzten zwölf Monate?

Die Entdeckung ist Bernd Rümmelein, auch wenn ich seinen Kryson Auftaktband gerade erst angefangen habe zu lesen, da er erst vor kurzem erschienen ist. Zwar ist “Die Schlacht Rayhin” kein Debütroman und der Autor nicht gänzlich unbekannt, jedoch wird diese Hexalogie ihn in der Breite der Fantasyleser erst wirklich populär machen. FaunblutWenn ich mein eigenes Lesejahr Revue passieren lasse, war es für mich persönlich jedoch ganz eindeutig Nina Blazon. Im April 2009 habe ich “Faunblut” gelesen, nein, mich darin verloren, mich von der Geschichte umspinnen lassen. Unglaublich stark in eigentlich allen Facetten. So kann nur Nina Blazon schreiben.

So ganz allgemein geantwortet, was wirkliche Erstveröffentlichungen auf dem deutschen Fantasymarkt angeht, kann ich nur, den oben erwähnten, Brandon Mull mit “Fabelheim” nennen. Hier sehne ich mich schon nach den folgenden Bänden. Eine wirkliche Neuentdeckung.

3. Welchen Fantasy-Roman muss man nicht gelesen haben?

Jeden. Wobei diese Antwort eine bestimmte Interpretation deiner Frage voraussetzt. Ich kenne das ja selber aus so manch einer Diskussion unter Fantasy Begeisterten, da wird nicht selten mal das Kennen bestimmter Autoren und ihrer literarischen Werke zu einer Art Grundvoraussetzung um ‘mitreden’ zu können, um so etwas wie ein wirklicher Fantasyfan, ein angeblicher Kenner zu sein. Das geschieht meist wenn aus einem netten Gespräch unter Leseratten in den ‘Expertenmodus’ geschaltet wird. Zwar mag ich dieses ‘Fachgesimpel’ um eine spezielle Fragestellungen, auch wenn dies dann für den Aussenstehenden oder nicht Fantasy Begeisterten recht abgedreht wirkt und meist mit einem Augenrollen quittiert wird. Wenn so etwas sich dann jedoch in die genannte Richtung entwickelt und somit Vorraussetzungen geschaffen werden damit jemand mitdiskutieren kann, oder genauer gesagt Ausschlusskriterien, ist der Punkt erreicht an dem ich aus dem Gespräch aussteige. Von daher, nein, man muss kein Buch gelesen haben, sondern sollte sich an das halten was einen neugierig macht.

Ich z.B. bin erst recht spät zu Tolkien gekommen. Meine Fantasy Begeisterung weckten Tracy Hickman und Margaret Weis mit ihrer Drachenlanze-Reihe, R. A. Salvatore und seine Vergessenen Welten und Raymond Feist, dem es endgültig geschuldet ist das sich in meinem Bücherregal so gut wie nichts als Fantasy befindet.
Nach diesem ganzen Ausholen will ich jetzt aber doch ein konkretes Buch nennen was man auf Grund seiner mangelnden Qualität getrost dem Lager des Buchhändlers überlassen kann. Der Auftaktband von Jean Louis Fetjaine zu seiner Elfen Reihe, mit dem Titel “Vor der Elfendämmerung“. Langweilige Handlung, jeder Schritt vorhersehbar, flache Charaktere und die Elfe in dem Buch wird immer (wirklich immer, so meine subjektive Erinnerung) auf ihre glänzend schwitzenden Schenkel (kurze Hose) oder ihren Schweiss überströmten Ausschnitt fokussiert. Ein Buch in dem dem Leser eigentlich nur die erotische Fantasie des Autors vorgestellt wird. Mich hats nicht interessiert, ich fands zum kotzen.

4. Welches noch unveröffentlichtes Buch erwartest du sehnlichst?

Des Teufels MaskeradeHabe ich den zweiten Band von Brandon Mull schon erwähnt? Aber eigentlich gilt meine grösste Neugier der Gewinnerin der “Magische Bestseller” Ausschreibung von Heyne. Im Dezember wird er ja nun endlich veröffentlicht, Victoria Schlederers magischer Bestseller “Des Teufels Maskerade“. Ich bin absolut gespannt auf das Buch, auch weil ich Korrekturleser für einen Roman war, der bei Hyne eingereicht wurde, es jedoch nicht auf das Gewinnertreppchen geschafft hat. Meine Erwartung an Victoria Schlederers ist also entsprechend groß.

5. Was war deiner Meinung nach das unpassendste und/oder hässlichste Cover der letzten zwölf Monate?

Das von Petra Staufers Fantasy Jugenroman “Die Legende von Osomyr“. Das ist ein Buchcover, was weder wirklich anspricht noch optisch überzeugt. Wobei erwähnt werden muss, dass der Essecia Verlag auch eher ein kleiner ist, so zumindest mein Eindruck. Um aber auch einen der grossen Verlage zu nennen fiele mir spontan “Die Ordenskrieger von Goldberg” von Thomas Plischke aus dem Hause Piper ein. Obwohl ich ja eigentlich diesen “Oldschool Taschenbuchstyle” manchmal noch ganz sympathisch finde, also Krieger steht in der Landschaft rum und präsentiert seine Waffen, geht dieses Cover so gar nicht. Spricht mich Null an.

6. Gibt es einen Roman, der bereits älter ist und momentan nicht unbedingt überall im Buchhandel ausliegt, den man deiner Meinung nach aber trotzdem gelesen haben sollte?

Jeden Roman, dessen Veröffentlichung länger als fünf Jahre zurück liegt. Ich finde das die häufig verwendete Beschreibung für die Entwicklung unserer Gesellschaft als schnelllebig auch vor dem Fantasygenre nicht halt gemacht hat. Relativ kurze, aber intensive Werbewellen vor dem Erscheinungstermin eines neuen Buchs gibt es, die dann abrupt nach der Veröffentlichung enden, um gleich wieder bei dem nächsten kommenden Buch einzusetzen. So gerät man schnell in die Falle zwischen den jeweils aktuelle Hypes oder Hypeinzenierungen hin und her zu pendeln und den Blick für qualitativ wirklich gute Bücher, zeitlose Werke, zu verlieren. Zumindest geht es mir häufiger als es mir eigentlich recht ist so. In mir breitet sich manchmal schnell das Gefühl aus, etwas verpassen zu können, nicht auf Ballhöhe zu sein, was Fantasyliteratur und ihre (vermeintlich) angesagten Themen angeht. Dabei gibt es gerade ein paar Jahre aber auch Jahrzehnte zurückblickend wirklich spannende Sachen zu entdecken. Ich wünschte ich würde öfters dazu kommen, mal einen alten “Fantasyschinken” zu lesen.

Die unendliche GeschichteUm aber auch bei dieser Frage noch den Bogen zum Konkreten zu kriegen, würde ich unbedingt von Michael Ende “Die unendliche Geschichte” empfehlen. Wer die Verfilmung, die Ende als “Die unsägliche Geschichte” betitulierte, mochte, sei dieses Buch wirklich ans Herz gelegt. Piper hat es dieses Jahr als Neuauflage rausgebracht, es ist also überall erhältlich. Daneben natürlich “Niemalsland” von Neil Gaiman, einfach ein aussergewöhnliches Buch und die Werke von Jonathan Stroud, welcher ja immer recht stark auf seine “Bartimäus” Triologie reduziert wird.

7. Gibt es ein Buch, dass du in den letzten zwölf Monaten unbedingt lesen wolltest, aber bisher noch nicht dazu gekommen bist?

Oh ja, nicht nur eins. Meine Lesewünsche, die ich mir in diesem Jahr nicht erfüllen konnte, kann ich nicht mal ein beiden Händen abzählen. Zu wenig Finger. Um dieses mal aber wirklich nur ein Buch zu nennen, würde ich sagen Richard Schwartzs Auftaktband zu seiner Askir Reihe und “Die Elementare von Calderon” von Jim Butcher. Fast geschafft, mich nur für eins zu entscheiden. ( Patrick Rothfuss “Der Name des Windes”, Robin Hobb “Die Schamanenbrücke”, Michael Stackpoles “Der Weg des Richters”, Silvana del Mari “Der letzte Elf” und Joe Abercombies “Kriegsklingen” lasse ich einfach mal unerwähnt).

8. Wer ist deiner Meinung nach der meist unterschätzte Fantasy-Autor, der ein größeres Publikum verdient hätte?

Den einen meist unterschätzen gibt es nicht, es sind eine Fülle von Autoren, gerade aus kleineren Verlagen, deren Bücher sich teils auch meiner Kenntnis entziehen. Wer jedoch einen Hang zu unterhaltsamen Fantasyabenteuern hat und eben solch einen eher unterschätzten Autor kennenlernen möchte, dem würde ich Alexander Lohmann empfehlen. Mit “Gefährten des Zwielichts” hat der deutsche Autor die recht simpel wirkende Idee den “Herrn der Ringe” einmal aus Sicht der Finstervölker zu schreiben, in spannender und durchaus humorvoller Weise umgesetzt, ohne eine reine Adaption Tolkiens zu schaffen. Mir hat das Buch gefallen, solide Abenteuerfantasy mit einer sehr gelungenen Heldengruppe. Das macht einfach Spass, wenn man High Fantasy mag, sich über die Benutzung einer Kuh als Keule amüsieren kann und sich durch die rückseitige Aussage “Gandalf ist ein Arschloch!” nicht abschrecken lässt.

9. Hörbücher – ja oder nein?

Codex AleraJein. Damit mir ein Hörbuch gefällt, denn ich greife schon recht gerne mal zu einem, muss zumindest eine Voraussetzung erfüllt sein: Der Leser muss einfach passen. Das ist natürlich stets eine 100% subjektive Sache, aber um ein negatives Beispiel zu nennen, höre ich mir ganz sicher nicht an wie Martin Semmelrogge Bartimäus liest. Er hat eine Stimme die mich einfach eher stört als anspricht.

Es gibt aber auch Sprecher die mich wirklich überzeugt haben und die es schaffen eine Geschichte zum Leben zu erwecken und ihr eine dezente eigenen Note zu verleihen, die trotzdem zum gesamten Buch passt. Hier sein die Vertonung von Nina Blazons Faunblut durch Nina Petri, Die Saga vom Dunkelelf aus dem Hause Merlausch und die Zamonien-Romane von Walter Moers, gelesen von Dirk Bach erwähnt. Gerade bei Letztgenanntem ist die Freude des Sprechers an den Büchern förmlich greifbar. Hier kann/muss man wirklich sagen für Zamonien hätte es keinen besseren Sprecher geben können.

10. Was wünschst du dir von einem guten Fantasybuch?

Oha, das ist gar nicht so leicht zu sagen ohne zu verallgemeinernd zu werden. Trotzdem würde ich grundsätzlich sagen, dass ich von einem Autoren keine Perfektion in irgendeinem erdenklichen Sinn erwarte, sondern schlichtweg, dass er mir seine eigene Geschichte auf seine eigene Art erzählt. Diese ganzen Kopien wie wir sie aktuell z.B. bei den unzähligen romantischen Vampirromanen erleben, denen ich einfach (möglicherweise zu Unrecht) unterstelle, dass sie nur die “Biss…“-Saga von Meyer mit leichten Änderungen beinhalten, können mir gestohlen bleiben. Da wird keines seinen Weg in mein Bücherregal finden. Aufgrund des anhaltenden Hypes um das Original interessiert dieses mich nicht einmal. Der Wirbel um die Reihe ist mir einfach zu gross.

Gefährten des ZwielichtsDa gilt mein Interesse eher den Nischen, auf die gerade nicht das Licht des öffentlichen Interesses fällt. Z.B. Alexander Lohmann. Zurück zur eigentlichen Frage. Ein gutes Buch muss es schaffen bei mir eine durchgehende Neugier auf seine nächsten Seiten zu erzeugen, was somit bedeutet, es muss mich auch überraschen können. Fast nichts verdirbt mehr Lesespass als eine absolut vorhersehbare Handlung. Weiter schafft ein gutes Buch es mich zum nachdenken über seine Geschichte zu bringen, zum träumen, auch oder gerade nach dem Lesen.
Ich weiss ja von dir, u.a. durch das Nina Blazon-Interview, dass du eher ein charakterorienterter Leser bist und da kommen wir auch schon an den Punkt, der uns wohl etwas unterscheidet. Ich würde mich als tendenziell weltenorientierten Leser bezeichnen. Diese Welt kann sich auch gerne in einem sehr kleinen Massstab vorhanden sein, meinetwegen auch nur auf ein Zimmer beschränkt sein, aber einem guten Buch gelingt es mich dieses Zimmer erkunden, erleben lassen zu wollen.

Soweit, so unkonkret …

Danke für’s Mitmachen und die wirklich schönen Antworten, Feenfeuer!

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3 Comments »

  1. Hab ich was überlesen, oder hat Feenfeuer letzten Endes ganz vergessen, “Fabelheim” noch bei irgendeiner Frage unterzubringen? :-D

    Kommentar by Dr. Borstel — 25. September 2009 @ 14:42

  2. Nee, der hat bei Frage 2, letzter Absatz grad noch mal die Kurve gekriegt^^

    Kommentar by Feenfeuer — 25. September 2009 @ 15:39

  3. […] meinem Von Blogger zu Blogger-Interview mit Feenfeuer hat dieser eine Bemerkung fallen lassen, die mich nachdenklich gemacht […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Das neue Jahr mit gemeinsamer Leserunde beginnen? | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 24. November 2009 @ 20:46

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