Darkstars Fantasy News


3. April 2011

Elane: Arcane
Music inspired by the works of Kai Meyer

Category: Rezensionen – Darkstar – 13:15

ArcaneFünfzehn Tracks umfasst das neue Album der deutschen Folkpop-Band Elane. Fünfzehn Tracks, die alle eins gemeinsam haben: Sie basieren auf Motiven aus Romanen unseres deutschen Fantasy-Vorzeigeautors Kai Meyer.

Musik, die von phantastischen Werken (Romanen, Filmen, Comics etc.) inspiriert wurde, ist gar nicht so selten, wie man vielleicht zunächst meint. Es gibt Songs, die vom Herrn der Ringe inspiriert wurden, von Star Trek und von zahlreichen anderen Romanen und Serien. Filk nennt man diesen Musikstil und er existiert offiziell bereits seit den 1950ern. Meist werden die Lieder von Fans geschrieben und dargeboten, viele davon sind aber semiprofessionelle oder gar professionelle Musiker. Ich selbst bezeichne diese Musikgattung gern (sehr unzureichend und ungenau) als Folkmusic, die von phantastischen Themen inspiriert wurde. Wer mehr über Filk erfahren will, dem empfehle ich diesen Wiki-Eintrag.

Auch „Arcane“ erfüllt für mich persönlich die Kriterien von Filk Allerdings, und das ist nicht bei allen Filk-Aufnahmen gegeben, handelt es sich hierbei um ein professionell aufgenommenes Studioalbum, das bereits aufgrund dieser Machart vermutlich etwas massentauglicher ist als der übliche Filk. Wenn ihr also Filk skeptisch gegenüber steht, dürft und sollt ihr gern „Arcane“ trotzdem eine Chance geben; und das schöne ist, auch für skeptische Filk-Fans lohnt das Reinhören!

Die Stärke des Albums liegt eindeutig in der gelungenen Instrumentalisierung und den stimmigen, oft opulenten Arrangements. E-Gitarren vermischen sich mit Chorälen, Naturgeräuschen, morgenländischen Instrumenten, Keyboards, Schlagzeug – und dem Gesang der Leadsängerin Joran. Zunächst drängen sich Vergleiche zu Bands wie Within Temptation auf, auch wenn Jorans Stimme vom Volumen her leider ganz mit der anderer Gothic-Rock-Leadsängerinnen mithalten kann. Das darf man jetzt nicht falsch verstehen, Joran kann singen, das merkt man den Liedern an; die Klangfarbe ihrer Stimme ist schön und sie hat ein Gespür für Rhythmus. Aber Joran ist – natürlich – keine Sarah Brightman und manche Lieder – „Magdalena“ zum Beispiel – sind so episch und opulent, dass der Eindruck entsteht, Joran würde „mit angezogener Handbremse“ singen: Eher ruhig als kraftvoll.

So habe ich mich beim ersten Durchhören dabei ertappt, durch das Album durchzuspringen, manche Lieder nur anzureisen; das Gefühl stellte sich ein, Arcane sei hinter seinen Möglichkeiten zurück geblieben. Einige Lieder haben mich wirklich von Anfang an begeistert (z. B. Lurlinnight, Magdalena und Masken) und so habe ich –  Gott sei Dank – dem Album noch eine zweite und dritte Chance gegeben. Und siehe da, je öfter die CD im Player lief, desto besser hat sich mir das Album erschlossen. Und auf einmal fand ich Jorans ungekünstelte, nie aufdringliche Stimme, wirklich passend. „Arcane“ ist eben kein Album, das fetzt. Es ist ein Album, das man wunderbar an ruhigen Abenden hören kann, gern auch im Hintergrund oder im Auto, wo es willkommen beruhigend wirkt. Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr gut passt, um bei einer Rollenspielrunde im Hintergrund zu laufen – auch, weil es stilistisch durchaus abwechslungsreich ist.

Wunderbar arrangiert wechseln Elane innerhalb des Albums von orientalischen Tönen hin zu keltisch-mystischen; mal werden sie mittelalterlicher, mal etwas moderner und düsterer. Die Band, die alle Lieder selbst komponiert und geschrieben hat, beweißt mit dem neuen Album durchweg ein Gespür für die Atmosphäre der Romane, auf denen die Lieder basieren: Und das sind „Göttin der Wüste“ (2 Track), „Die Sturmkönige (2 Tracks), „Herrin der Lüge“ (1 Track), Das zweite Gesicht (2 Tracks) und „Loreley“ (ganze 8 Tracks!).

Noch einige Worte zu den jeweiligen Liedern:

Track 1 – The Gift (zu „Göttin der Wüste“)

Ein nettes Instrumental-Intro, das auf das Album einstimmt

Track 2 – Heart of the Desert  (zu “Göttin der Wüste”)

Vielleicht kein guter Song-Opener des Albums, weil er etwas langweilig daher kommt, nichts besonderes ist.

Track 3 – Samarkand (zu “Die Sturmkönige”)

Track 4 – Arcane Ride (zu “Die Sturmkönige”)

Entsprechend der Buchvorlage kommen die beiden Tracks sehr orientalisch daher: „Samarkand“ ist ein Instrumentalstück das geradezu archetypischen morgenländischen Flair hat. Man muss zwangsläufig an einen Basar denken, mit flirrender Luft, fremdländischen Gerüchen, Gewürzen und Farben. „Arcane Ride“ hingegen hat Gesangspart, teilweise werden verschiedene Spuren sogar übereinander gelegt; davon hätte ich mir im restlichen Album mehr gewünscht. Mehr gewünscht hätte ich mir hier – wie im nachfolgenden Song – dass Joran das Stück mit etwas mehr Power interpretiert hätte. Insgesamt ist es ein Song, der schnell ins Ohr geht, aber nicht nachhaltig hängen bleibt.

Track 5 – Magdalena (zu “Herrin der Lüge”)

Eins meiner Lieblingslieder auf dem Album; der Song hat etwas Treibendes; ein auf Mittelalter getrimmter Popsong mit tollen Chorälen und gelungenen Musikarrangements: ein wirkliches Highlight, auch wenn Joran wie bereits erwähnt mit etwas mehr Kraft in der Stimme mehr aus dem Lied herausholen hätte können.

Track 6 – Wasser und Fels (zu “Loreley”)

Track 7 – My Ivory Fairy (zu “Loreley”)

Track 8 – Die Geheime Melodie (zu “Loreley”)

Track 9 – Abendruf (zu „Loreley“)

Die ersten vier der acht „Loreley“-Songs auf dem Album sind opulente, stilistisch unterschiedliche aber zueinander passende Stücke; zwei Instrumentale, zwei mit Gesang. Allesamt gut gelungen.

Track 10 – Lurlinnight (zu „Loreley“)

Mein Highlight auf dem Album; sehr mystisch-verzaubert und melancholisch. Hier kommt Jorans Stimme wunderbar zur Geltung, was auch daran liegt, dass ihr sanfter Gesang das Stück trägt und nur von einer Gitarre begleitet wird. „Lurlinnight“ ist ein Stück, das ich immer wieder anhören kann, dass sich stimmungsvoll steigert und das mir nie langweilig wird. Wir haben einen Winner hier!

Track 11 – Spinnenhaus (zu „Loreley“)

Track 12 – Deae Noctis (zu „Loreley“)

Track 13 – Dämmertal (zu „Loreley“)

Deae Noctis ist düsterer, auf Latein eingesungener Track, der direkt aus einem ERA-Album stammen könnte und der von zwei kurzen Instrumentalstücken eingerahmt wird, von denen vor allem der zweite Filmsoundtrack-Charakter hat.

Track 14 – Masken (zu „Das zweite Gesicht“)

Nach „Lurlinnight“ der beste Track auf dem Album und definitiv die Überraschung, da er sich stilistisch massiv von den restlichen Liedern abhebt. „Das zweite Gesicht“ spielt nicht in der fernen Vergangenheit, sondern in den 1920ern in Berlin, und das spiegelt sich hier auch wieder. Das Stück ist wesentlich moderner als die anderen, ein packender Song, der nicht von Joran, sondern von Nico mit rauer, dunkler Stimme interpretiert wird Ein hypnotisches Stück, das etwas gefährliches und erotisches hat und eine faszinierende Sogwirkung auf den Hörer ausübt. Schade, dass es nicht mehr Lieder in diesem Stil auf „Arcane“ gibt, andererseits wird „Masken“ dadurch zu etwas Besonderem.

Track 15 – Goddess of the Night (zu „Das zweite Gesicht“)

Das Album endet mit einem Stück, das auf typische Popelemente setzt, aber mit einigen netten „Special Effects“ arbeitet.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Arcane“ zwar auch, aber wirklich nicht nur für Kai Meyer-Fans ist. Elane liefern solide, teilweise sogar wirklich sehr schöne Kost ab und ich bin sicher, dass das Album immer mal wieder seinen Weg in meinen CD-Player findet. Wer mystische Popmusik mag, die auch gern mal etwas ruhiger daherkommt, sollte sich „Arcane“ mal genauer anschauen – bzw. anhören. Da mehrere Instrumentalsongs auf dem Album zu finden sind und Arrangements offenbar eine Stärke von Elane sind, möchte ich die CD auch Liebhabern von epischen Soundtracks ans Herz legen.

Die Website der Band findet ihr hier!

Das Album könnt ihr hier bestellen.

Und hier gehts zu meinem Interview mit der Band!

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2 Comments »

  1. Für Filk empfehle ich auch das deutsche Portal von Kirstin: http://www.filk.info/ und den dazu gehörigen Online Shop: http://www.filkshop.de/ .Seanan McGuire ist übrigens auch begeisterte Filkerin.

    Kommentar by Steffi — 3. April 2011 @ 14:51

  2. An die Empfehlung schließe ich mich an, Steffi! ,-)

    Kommentar by Darkstar — 3. April 2011 @ 20:43

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