Obwohl ich “Verborgen“, dem ersten Teil von Amanda Hockings “Tryll”-Trilogie durchaus sowohl inhaltliche als auch stilistische Mängel attestiert habe, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, der Autorin und der Reihe mit dem Folgeband “Entzweit” noch eine Chance zu geben. Das mag auch daran gelegen haben, dass ich mich für eine von Annina Braunmiller eingelesen Audio-Version entscheiden konnte. Entspanntes Nebenherhören schien mir reizvoller als das Buch zu lesen.
Der zweite Band knüpft nahtlos an das Ende des erstens Teils an:
Wendy ist aus der Tryll-Siedlung geflohen, über die ihre leibliche Mutter als Königin herrscht, um bei ihrer Ziehfamilie ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Doch dazu kommt es nicht. Noch ehe sie ihrem “Bruder” Matt alles erklären kann, tauchen die Vittra auf und entführen sie. Endlich erfährt Wendy, warum dieser andere Trollstamm so erbittert um sie kämpft. Sie ist die Tochter von König Oren, der darauf hofft, ihre besonderen Fähigkeiten für sein Volk nutzen zu können.
Wendy ist schockiert. Weshalb hat ihre Mutter Elora ihr nicht verraten, dass ihr Vater noch lebt – und der Anführer eines feindlichen Trollstammes ist? Und sind die Vittra wirklich durch und durch schlecht? Zumindest der geheimnisvolle Loki, einer der Vittra, die sie gefangen genommen haben, übt eine seltsame Faszination auf sie auf. Dabei gehört ihr Herz doch bereits Finn, dem Tryll, den sie nicht haben darf. Denn Finn steht im Rang weit unter dem ihren. Ausgerechnet Finn ist es allerdings, der sie aus der Feste der Vittra befreit. Zurück in Förening sucht Wendy nach Antworten – und nähert sich überraschenderweise ihrer Mutter an. Doch die Vittra sind nicht bereit, sie einfach ziehen zu lassen.
Leider gelingt es “Entzweit” nicht, den eher mäßigen Eindruck, den “Verborgen” bei mir hinterlassen hat, zu revidieren. Auch der Mittelband der Tryll-Trilogie kommt sehr seicht daher und ist eher Jugenddrama als Phantastikroman. Das mag bei der primären Zielgruppe gut ankommen, erfahrenere Leser hätten sich aber etwas mehr von der Tochter der Tryll erhofft, zumal das Potential der Geschichte durchaus vorhanden wäre.
In Worldbuilding und Charakterentwicklung bleibt Amanda Hocking leider weiterhin sehr an der Oberfläche. Erschwerend kommt hinzu, dass sie den Figuren (bis auf ein, zwei Ausnahmen) kaum neue Facetten abgewinnt und auch das Setting kaum näher vorstellt. Sie bewegt sich im bereits abgesteckten Rahmen. Das hat zur Folge, dass sich “Entzweit” primär an seinem Handlungsverlauf messen lassen muss – und da passiert in “Entzweit” nicht allzu viel. Die Handlung spielt an einigen wenigen Tagen, nimmt nur bedingt überraschende Wendungen und bleibt dort, wo es spannend wird – z. B. bei der Auslotung von Eloras Motiven – zu sehr an der Oberfläche. Hier hat Amanda Hocking für mich persönlich die Akzente falsch gesetzt. Im erste Band las sich vieles immerhin noch frisch und irgendwie süffig: Gossip Girl meets Feen-Fantasy. Das ist mal nett zwischendurch, aber langfristig braucht es mehr, um das Publikum bei der Stange zu halten.
Immerhin: Als ungekürztes Hörbuch (ca. 8 Std. Laufzeit) funktionierte der Roman für mich ganz gut. Annina Braunmiller liest sehr angenehm und die Klangfarbe ihrer Stimme passt gut zu Wendy. Dadurch war die Audioversion des Buches für mich entspannte Unterhaltung zwischendurch, ideal beim Autofahren und Hausarbeiten erledigen. Auf den dritten Teil allerdings werde ich wohl eher verzichten.
“Entzweit” bei Audible downloaden: hier!
Meine Rezension zum ersten Band: hier!
Ein Interview mit Annina Braunmiller: hier!