Darkstars Fantasy News


23. Mai 2015

Daniel Illger: Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 11:00

SkargatIn jenem Jahr wurden Kälber mit zwei Köpfen geboren. Die Kühe gaben keine Milch mehr. Das Korn verfaulte oder verdorrte. Es überraschte niemanden, dass in einem solchen Jahr ein böses Kind geboren wurde.
Das böse Kind war ich.

Dreizehn Sommer und zwölf Winter wächst Mykar in einem kleinen Dorf am Rand von Nirgendwo auf, gehasst von seinem Vater, nur selten beachtet von seiner Mutter, ignoriert von seinen Nachbarn und gehänselt und gepiesakt von Gleichaltrigen. Er hat keine Freunde bis auf Danje, das Skelett eines vor Jahren ermordeten Mädchens, das er auf einer verfluchten Lichtung gefunden hat. Und bis auf Cay, den Sohn des Dorfpriesters, der nur ein paar Jahre älter ist als er und der ihn zu Mykars eigener Überraschung eines Tages unter seinen Schutz nimmt. Doch als die übel zugerichtete Leiche eines Mädchens aus dem Dorf gefunden wird, kann selbst Cay Mykar nicht vor dem wütenden Mob schützen, der ihn fälschlicherweise zum Sündenbock erklärt. Dreizehn Sommer ist Mykar alt, als die Männer des Dorfes ihn in blindem Zorn erschlagen und im Wald vergraben.

Ein paar Jahre später wird auch Cay des Mordes angeklagt und in die Perle, die Hauptstadt der Provinz, gebracht, um dort gerichtet zu werden. Um seinen Freund zu retten, entsteigt Mykar seinem Grab. Gemeinsam mit der verrückten Magd Scara und deren Herrn, dem verstoßenen Adeligen Justinius macht sich Mykar auf den Weg in die Stadt, um Cays Unschuld zu beweisen.

Was für ein ungewöhnliches High Fantasy-Buch aus deutscher Feder!

Da gelingt es Daniel Illger in seinem Roman doch tatsächlich, eine Geschichte zu erzählen, die man so noch nicht gelesen hat. Es gelingt ihm, dem Leser Lösungen nicht mit der Bratpfanne zu servieren, sondern er lässt sie oft eigene Schlüsse ziehen. Das sorgt dafür, dass man mitunter unsicher ist, was wirklich vor sich geht (ist Mykar tot oder hat er damals überlebt?!), aber das macht die Sache gerade interessant. Und all erzählt der Autor in einem Stil, der gleichsam poetisch und direkt ist und die Figuren gut charakterisiert.

Überhaupt die Figuren:
In gewisser Weise sind sie Antihelden, Außenseiter der Gesellschaft, gebrochene Individuen, die alle auf die eine oder andere Weise in ihrer Vergangenheit Schmerz erfahren haben, mit diesem aber unterschiedlich umgehen. Hinter der verrückten Scara, dem versoffenen Justinius und der betörend schönen Vanice steckt mehr, als es zunächst den Anschein hat und es ist bewegend, ihre Geschichten nach und nach zu entdecken.

Wie es das Titelbild bereits andeutet, ist “Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts” düster und geheimnisvoll. Untote und Wiedergänger, Raben, eine Schenke voller Geister, eine geheimnisvolle, wunderschöne Frau, die sich ihr Mitternachtsmahl in einer nicht minder geheimnisvollen, wunderschönen Friedhofsstätte sucht – Daniel Illgers Debütroman ist eine kleine, schwarze Perle.

Es kann der Hobbit Presse nicht hoch genug angerechnet werden, einen solch ungewöhnlichen und gleichsam packenden High Fantasy-Roman aus deutscher Feder zu veröffentlichen. Ich für meinen Teil bin gespannt, was wir noch von Daniel Illger erwarten dürfen.

Neugierig geworden?

Kaufen bei Amazon

Mehr über Autor und Roman erfahrt ihr übrigens auch im “Autorenplausch mit Daniel Illger” auf dem Verlorene Werke-Blog.

4 Comments »

  1. Danke für den Tip. Bin deutschen Autoren gegenüber immer recht kritisch, aber dieses Buch klingt sehr interessant.

    Kommentar by Sebideluxe — 23. Mai 2015 @ 13:22

  2. Zwar finde ich generell, dass wir einige sehr gute deutsche Autoren haben (vor allem Autorinnen, btw), aber Daniel Illger ist auf jeden Fall ein Versuch wert!

    Kommentar by Darkstar — 23. Mai 2015 @ 14:55

  3. Ich hab´s schon gelesen, war begeistert und kann deine Rezension Wort für Wort unterschreiben. Tolles Buch. Was man vielleicht noch dazu sagen könnte: Es geht noch weiter mit der Geschichte (k.A. wie viele Teile), aber das Ende ist nicht eines von diesen nervenzerfetzend offenen. Und: Nicht aufgeben, wenn es mal verwirrend wird. Der Autor hat seine Geschichte im Griff und es fügt sich schon alles gut zusammen.

    Kommentar by Caro — 23. Mai 2015 @ 14:46

  4. Du hast echt recht! Sehe ich genau so ,-)

    Kommentar by Darkstar — 23. Mai 2015 @ 14:55

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

XHTML ( You can use these tags): <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong> .