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27. Juni 2015

Stephen Blackmoore: Stadt der Vergessenen

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 15:00

Stadt der VergessenenNoír Urban Fantasy mit Zombies? In “Stadt der Vergessenen” schickt Stephen Blackmoore einen ungewöhnlichen Helden ins Rennen.

Gast-Rezensentin Key hat den Roman genauer unter die Lupe genommen, in dem es gem. Klappentext um folgendes geht:

Joe Sunday gehört schon lange zum Abschaum von Los Angeles, doch sein Leben wird noch viel wertloser, als er vom Rivalen seines Gangsterbosses umgebracht wird – und als Zombie zurückkehrt.

Während sein Körper immer weiter verwest, besteht seine einzige Hoffnung darin, einen Talisman zu stehlen, der ihm Unsterblichkeit verleihen kann. Doch zu allem Unglück ist jeder untote Ganove in Los Angeles nach genau diesem Artefakt her ..

Keys Meinung:

So sieht ein Horrorfilm von Innen aus.”

So, um mal eins ganz klar vorneweg zu sagen: Dieses Buch ist Rot und nicht Grün! Und zum Zereberus noch eins, was ist das für ein komisches kleines Vieh auf dem Cover? So’n Rattenfrettchen-Dämon, das macht mir im Vorfeld schon Angst, andererseits, sieht es so niedlich und unschuldig aus … da hilft ja alles nichts. Nachtschicht einlegen und sich sofort über die nicht ganz 300 Seiten hermachen. Komm her, Mister Sonntag, zeig’ mir dein Los Angeles und wehe es hat mir zu viel Ähnlichkeit mit Bourbon Kid aus ‚Das Buch des Todes‘. Schon nach dem ersten Kapitel habe ich das Gefühl ‚nach Hause zu kommen‘. Wie in dem Moment in dem man ‚Sin City 2‘ zum ersten mal guckt und weiß, HIER war ich schon mal und es war ne verdammt krasse Geschichte damals! Joe ist genauso drauf, plaudert über seinen Schlägerkumpanen und seinen Boss, für den sie die Drecksarbeit erledigen aus dem Ich-Nähkästchen und zeigt dem Leser gleich mal, dass er zwar ein Rüpel ist, aber kein gehirnloser Blödmann.

Die ganze Zeit über hat man so eine gewisse dunkle Stimme im Kopf, wie gute alte Schnüffler Geschichten, in denen ein Kerl durch die zusammengebissenen Zähne seine Geschichte zu Protokoll gibt und seine ziemlich bissigen Kommentare ablässt. Irgendwann wechselt das dann zu einem eher gestörten Zähne fletschenden Tarantino mit Loch in der Hand, grad so umwickelt mit Duct Tape. Ich hab’ mich schon echt schütteln müssen, aber andererseits, lässt es mich auf morbid faszinierte Art grinsen. Hier fliegen die sprichwörtlichen Fetzen in Form von Gehirn, Haut und Blut an die Wand. Das ganze Buch ist eine einzige riesige Sauerei. Aber bitte, wohl bekommt’s, wo Zombies sind fallen halt Späne.

Selbstmord ist etwas, was man anderen antut.”

Ich hab’s aber auch mit der Fehlersuche. Ich will die Bücher wirklich alle mögen, wirklich und wahrhaftig … wenn mir in einer Rezi dicke Schnitzer unterlaufen ist das peinlich, aber ich habe auch keinen Kontrolletti. Aber so was hier: „Er drehte ihn im matten Licht, und verrückte Farben wirbeln über den Stein.“ Seht ihr’s? Das kommt davon, wenn man unbedingt seine Geschichten im Präsens erzählen will. Was zum Henker ist so schlimm am guten alten Prät? Keine 2 Sätze später: „Er küsst den Stein und steckte ihn in seine Tasche zurück.“ (S.39) Da kann mir auch keiner sagen, dass es sich um das ‚epische, szenische Präsens‘ handelt.

Es wäre auch besser nicht jedes ’Scheiße’ zu zählen, welches einem hier aus aller Mündern entgegen geworfen wird. Soll ich ehrlich sein? Das Buch ist … wirklich nicht gut. Auf der anderen Seite, fällt einem kaum etwas so leicht, wie einmal angefangen durchzuziehen und dabei so’n festgetackertes Dauergrinsen im Gesicht zu tragen. „Cogito ergo scheißum“. Ob es im Original wohl ’Shit’ oder ‚Fuck‘ heißt und ‚Pulp Fiction‘ grüßen wollte? Aber mal ehrlich ich hab es echt nicht mit den ganzen Kot-Vokabeln. Habt ihr euch mal versucht ein ’Scheißpferd’ vorzustellen oder einen ’Scheißhund’? Mal in aller Deutlichkeit: Die Fäkalien werden hier als Beschimpfung oder Fluch genutzt, müsste es dann nicht heißen: ‚Boah ey, dieses Scheiß Buch!‘? Weil ein Scheißbuch, das wäre ja nicht ein ‚Fluch‘ Buch sondern ein Buch aus … richtig … Kot. Kann das mal jemand für mich nachschlagen wie die deutsche Grammatik mit diesem Mist verfährt? Übrigens, was hat Joe nicht? Richtig: Stuhlgang. *Kopf-Tisch: Critical Damage*

Alter, es ist wirklich nicht gut, wenn man mit dir befreundet ist.”

Joe schlägt sich wacker durch, muss ja, ne?! Bleibt ihm nichts anderes übrig nachdem ihm dreimal an einem Tag ne Kugel verpasst wird und er ein paar Mal hintereinander gestorben ist. Passiert den Besten mal, aber so ein waschechter Bursche aus L.A. wird schon damit fertig, denn die sind bekannt dafür sich schnell auf Veränderungen einstellen zu können. Obwohl, nach eigener Aussage, zum Untoten werden da schon echt hart an der Grenze ist. Deswegen wird auch gleich mal eine Prostituierte zerlegt, die natürlich zu Joes Leidwesen nichts besseres im Sinn hat als wieder aufzustehen und auf ihren Luden loszugehen. Gut, dass Mr Sunday Erfahrung in der Leichenentsorgung hat. Aber … und das muss ich mal herausstellen, Joe ist schon ne Type für sich, endlich mal einer der ganz klar sagt: Unsterblich sein – Nein Danke! Der Gute weiß ja nicht mal was er in den nächsten 2 Jahren macht, geschweige denn 20, ganz unvorstellbar jede weitere Null. Er will also möglichst wieder normal werden.

Ab hier wird’s echt abgefahren. Denn jetzt rennen alle möglichen Leute hinter so einem komischen kleinen australischen Ureinwohner-Stein her. Wieso, warum, weshalb, ich schätze mal, weil sich Edelsteine hier ganz klar dezent angeboten haben. Besser als der x. Virus im Sinne der Umbrella-Corporation oder Voodoo-Zauber aus den Sümpfen. Falls man es zum Stil zählen kann, bietet Blackmoore für seine Beschreibungen immer sehr Nageltreffende Vergleich wie den hier: „Ein dicker Mann mit Tommy-Bahama-Hemd, (…)“(S.132), das klappt auch bei Frisuren, Gesichtern, Schuhen und Interieur. Nicht gerade … einfallsreich, auf seine Weise aber passend zum Bildungsniveau des Protagonisten.
Und dann darf ich mir noch ein paar Kapitel lang ansehen wie Vampire mit HIV und Hepatitis C, ein Inkubus – der sich mit Prostituierten versorgen lässt – und ne Menge anderer kranker Scheiß die Klinke in die Hand geben – wenn sie nicht an einem „Defizit an Gliedmaßen“ leiden. Parallel dazu gibt es ein paar kleine Randnotizen des Hintergrunds um den „Brunnen des Nicht-tot-Bleibens“.

Fazit:
Wer es dirty und vulgär mag, obendrein was mit der Bezeichnung ’noir’ anfangen und sich das Ganze mal grotesk gekoppelt mit ‚Wie werde ich ein guter Zombie‘ vorstellen kann, der ist hier genau richtig.

Warnhinweis: Dies fällt zwar nicht unter Jugendgefährdende Schriften, aber wer bei gewissen Worten und Tathergängen sowie Nekrophilie den Brechbeutel hervorkramt, sollte dann doch gleich Abstand halten. Und betonen muss ich wohl nicht, dass es hier keine literarischen Höhenflüge zu gewinnen gibt oder gar tiefschürfende moralische Apostrophen.
Wenn Blackmoore noch ein bisschen dazu lernt, könnte das was werden in der dunkel, blutigen Metzel-Fantasy Sparte. Witzig ist er schon und atmosphärisch fand ich es auch super.

Urteil: Wir brauchen mehr Muskat!
Eine Durchschnitts-Drei-von-Fünf sagt Key, die heute Gast-Rezensentin war.

Ihr seid auf das Buch neugierig geworden?

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