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21. Dezember 2015

Philippa Gregory: Der Königsfluch

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 08:00

Es gibt einen Fluch. Ich habe den Fluch ausgesprochen, zusammen mit meiner Mutter. Wer meine Brüder aus dem Tower holte und sie tötete, dessen Familie sollte dafür sterben. Was, wenn der Enkel des Mörders mein Junge ist? Was, wenn ich meinen eigenen Sohn verflucht habe?!

Was, wenn die Linie der Tudors ausstirbt?

Ich liebe die historischen Romane von Philippa Gregory. Mit “Die Schwester der Königin” hat sie mich damals echt vom Hocker gerissen. Einen Namen gemacht hat sie sich auch aufgrund ihrer Romane über die Rosenkriege, die sie aus weiblichem Blickwinkel betrachtet; die ersten Bände wurden als zehnteilige Mini-Serie unter dem Titel “The White Queen” verfilmt.

Mit “Der Königsfluch” verschmilzt sie nun ihre Rosenkrieg– und ihre Tudor-Reihe. Denn der neue Roman wird aus der Sicht von Margaret Pole erzählt, einer engen Vertrauten von Königin Katharina von Aragón und deckt zu einem Großteil die gleiche Zeitspanne ab wie “Die Schwester der Königin”. Nur, dass wir die Handlung diesmal nicht aus der Sicht einer Boleyn erzählt bekommen, sondern aus Sicht der gegnerischen Partei der Aragón-Anhänger.

Margaret, die Ich-Erzählerin des “Königsfluchs”, stammt aus der einst mächtigen Adelsfamilie der Plantagent, die jahrhundertelang über England regierten, ehe sie in den Rosenkriegen von den Tudors entthront wurden. Bereits als junge Frau hat Margaret ihre Verwandten, darunter ihren geliebten Bruder, sterben gesehen, hingerichtet vom König. Seither richtet sie ihr ganzes Streben darauf, ganz England zu demonstrieren, dass weder sie noch ihre Familie nach der Krone streben, sondern treue Untertanen des Königs sind. Zu ihrer Cousine Elizabeth, regierende Königin von England und Tochter von Elizabeth Woodville, der Königin der Weißen Rose, hat sie ein enges Verhältnis.

So erfährt sie von dieser auch von dem Fluch, die ihre Mutter und sie einst ausgesprochen haben. Um sich dafür zu rächen, dass ihre Brüder aus dem Tower of London entführt wurden, hat sie die Sippe jener Verbrecher verflucht. Aussterben soll diese. Jetzt fürchtet Elizabeth, dass sie mit dem Sohn der Frau verheiratet ist, die für die Schandtat von damals verantwortlich ist. Hat Elizabeth ihre eigenen Kinder verflucht?

In den folgenden Jahren muss Margaret noch oft an dieses Geständnis denken. Denn tatsächlich scheint das Haus Tudor unter keinem guten Stern zu stehen: Der Kronprinz Arthur stirbt und lässt seine junge Frau Katharina als Witwe zurück. Arthurs jüngerer Sohn Henry wird gekrönt und nimmt Katharina zu seiner Frau. Doch außer einem kränklichen Mädchen bringt Katharina nur Totgeburten zur Welt.

Über die Jahre hinweg verzweifelt Henry immer mehr über dieses Schicksal, seine Ungeduld verwandelt sich bald in Jähzorn und Wahnsinn. Entsetzt muss Margaret beobachten, wie ganz England unter den Launen des Königs leidet, wie er mit der katholischen Kirche bricht und schließlich seine Königin verstößt, um eine andere zu krönen: Anne Boleyn.

Wird ihr gelingen, dem König einen lebenden Erben zu schenken? Oder wird sich der Fluch auch als stärker erweisen?

Wer “Die Schwester der Königin” gelesen – oder im Geschichtsunterricht aufgepasst hat – weiß, wie diese Geschichte ausgeht. Das ist aber gar nicht schlimm, denn Philippa Gregorys Talent liegt ohnehin nicht darin, eine überraschende Wendung nach der anderen zu präsentieren, sondern vielmehr darin, mit viel Gespür und einer wirklich tollen Erzählstimme das mittelalterliche England der Tudor-Zeit wieder zum Leben zu erwecken.

Trotzdem leidet das Buch ein bisschen darunter, wenn man viele Handlungsverläufe bereits kennt. Ganz so stark wie “Die Schwester der Königin” oder “Die Königin der Weißen Rose” ist “Der Königsfluch” leider nicht, aber es macht trotzdem Spaß, das Buch zu lesen.

Ein Manko ist vielleicht, dass Margaret Pole zwar sehr nah am Geschehen ist, aber eher eine Beobachterin ist und nicht im Zentrum der dramatischen Ereignisse steht, die sich am Königshof abspielen. Das erste Drittel des immerhin ca 750 Seiten starken Romans, in dem Margaret zu Katharinas Vertrauter wird, und das letzte Drittel, in dem sie endlich den Mut fasst, gegen den Wahnsinn des Königs aufzubegehren, sind sehr spannend.

Wer noch nichts von Philippa Gregory gelesen hat, dem würde ich empfehlen, lieber mit einem ihrer zahlreichen anderen Romane anzufangen. Eher für Fans der Autorin. Wie mich.

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