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26. April 2017

Edgar Allan Poe: Die Grube und das Pendel
Gruselkabinett (111) Hörspiel

Category: Hörbücher,Rezensionen – Darkstar – 12:45

Die Grube und das Pendel ist nicht nur eine der bekanntesten Geschichten von Edgar Allan Poe, sondern eine jener Erzählungen,die immer mal wieder zitiert werden, von denen man oft hört – die aber viele nie gelesen haben. Zu diesen gehöre ich.

Umso erfreuter war ich, die Geschichte jetzt als Hörspiel erleben zu können, zumal ich von den Produktionen von Titania Medien im Allgemeinen und der Reihe Gruselkabinett im Besonderen eigentlich fast immer recht angetan bin.

Vielleicht lagen meine Erwartungen deshalb auch etwas zu hoch. Das Hörspiel jedenfalls hat bei mir sehr gemischte Eindrücke hinterlassen. Das liegt vermutlich vor allem daran, dass im vorliegenden Hörspiel zwei Poe-Erzählungen miteinander verknüpft werden. Die Grube und das Pendel wird als Rückblende in die Erzählung Das Fass Amontillado eingebetet, einer Geschichte, in der der italienische Edelmann Montrésor (Eckard Dux) einen sinistren Plan ausheckt, sich in einer Karnevalsnacht an dem gehässigen Fortunato (Jürgen Thormann) auf schreckliche Art für das zu rächen, was dieser ihm im Verlauf der Jahre alles angetan hat.

Eigentlich keine schlechte Idee, aber ich muss sagen, die Mischung geht für mich nicht auf. Das liegt daran, dass weder die Geschichte von Das Fass Amontillado, noch deren Inszenierung mit der Grube und dem Pendel mithalten kann. Durch das Verknüpfen beider Erzählungen kommt das Hörspiel auf eine Laufzeit von ca. 67 Minuten. Meines Erachtens wäre es wirkungsvoller gewesen, sich auf die titelgebende Geschichte zu konzentrieren und dafür nur ein halbstündiges Hörspiel abzuliefern. Übrigens auch ein Grund dafür ist, dass sich das Hörspiel in der zweiten Hälfte zäh in die Länge zieht und vom Hörer einen verdammt langen Atem verlangt – nur um dann ohne sonderlich große Überraschung zu enden.

Jetzt muss ich aber noch auf Die Grube und das Pendel selbst eingehen. Bisher kannte ich nicht viel von Poe, am Eindrucksvollsten ist mir noch Der Untergang des Hauses Usher im Gedächtnis geblieben, das man wirklich dem Genre Schauerliteratur zuordnen kann.

Was mich in Die Grube und das Pendel erwartete, darauf war ich nicht ganz vorbereitet. Das war für mich nicht mehr Horrorliteratur, das war für mich schon Splatter, und ich bin ehrlich gesagt ein bisschen schockiert darüber, dass Poe ein solches Ansehen genießt. Weil ganz ehrlich: das ist Torture Porn im klassischen Sinn, das ist genau die Art Geschichte, bei der ich normalerweise recht schnell das Buch zuklappe oder den Fernseher ausschalte. Die Folterszenen von Game of Thrones sind da ja nichts dagegen.

Die Grube und das Pendel lebt von der voyeuristischen Lust an sadistischer Gewalt; sie ist das 19. Jahrhundert-Pendant zu den SAW-Filmen. Das ist nichts für schwache Nerven.

Hab ich jetzt bereut, dass ich das Hörspiel gehört habe?

Jein. Jetzt kenne ich immerhin einen vielerwähnten Genre-Klassiker. Und immerhin wurde dieser Teil der Hörspielfolge so packend inszeniert, dass ich beim Hören beinah den Atem angehalten habe. Mich hat es also auch gepackt. Genau dafür schäme ich mich jetzt allerdings auch ein bisschen. Die Grube und das Pendel ist keine Geschichte, die sadistische Foltermethoden anprangert, auch wenn das sicher mancher gern behaupten möchte. Sie ist eine lustvolle Ausreizung genau dieser Foltermethoden.

Und deshalb weiß ich selbst gerade nicht, ob ich euch empfehlen würde, diese Gruselkabinett-Folge zu hören oder nicht. Gut, dass ihr alt genug seid, selbst zu entscheiden ;-) Aber lasst sie nicht in der Nähe von Kindern herumliegen!

 

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