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20. August 2017

V. E. Schwab: Vier Farben der Magie

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 16:04

Vier Farben der MagieIn V. E. Schwabs Vier Farben der Magie ist London nicht nur eine Stadt, sondern viele.

In verschiedenen Dimensionen gibt es Versionen der Metropole. Das graue London ist ärmlich, ein gefährliches Pflaster und besitzt kaum mehr Magie. Im weißen London haben sich die Magier zu Herren über die Menschheit aufgeschwungen und üben eine Schreckensherrschaft aus. Das rote London hingegen duftet nach Blumen, Lebenslust und freudvoller Zauberei.

Vor Zeiten waren die Weltentore durchlässig. Doch dann ereilte ein furchtbares Unglück das Schwarze London und die anderen Städte versiegelten die Durchgänge, um sich selbst zu retten.

Einer der wenigen, der sich noch zwischen den Dimensionen bewegen kann ist Kell, der Ziehsohn der Königsfamilie des roten Londons. Er bringt im Auftrag seiner Adoptiveltern Botschaften zu den Monarchen der Schwesterstädte – und bei einem seiner Ausflüge einen uralten Gegenstand mit sich zurück in seine Welt, durch die die brüchigen Siegel, die die Städte vor einer Macht schützen, die bereits ein London zerstört hat. Gemeinsam mit der Diebin Lila geht er ein unerwartetes Bündnis ein, um die Katastrophe aufzuhalten, die er unwillentlich heraufbeschworen hat.

Obwohl ich die Charaktere in V. E. Schwabs Trilogie-Auftakt Vier Farben der Magie mochte, sind es vor allem ihre gelungenen Weltenbeschreibungen, die mir am Roman am meisten Spaß gemacht haben.

Schwab malt mit Worten faszinierende Bilder, ob sie von einem Thronsaal berichtet, dessen Fußboden aus den Knochen gefallener Feinde zusammengesetzt wurde, oder von der berauschenden Atmosphäre von Kells Londons: einer Stadt, durch die sich ein blutfarbener Fluss zieht und deren Luft geschwängert ist vom Duft zahlreicher Blumen sowie dem Gelächter seiner feiernden Bewohner. Ich kann verstehen, dass Hollywood sich für eine Verfilmung dieses Settings interessiert.

Was die Figuren angeht:

Im Mittelpunkt stehen natürlich Kell und Lila. Kell ist der klassische rastlose Geist, mit seinem Leben nicht ganz zufrieden, weil er begreift, dass er für seine königlichen Zieheltern ebenso Werkzeug ist wie Adoptivkind. Der einzige Anker, den er besitzt, ist sein Bruder Rhy.

Lila ist eine desillusionierte Diebin, die von einer Karriere als Piratin auf hoher See träumt, sich als Taschendiebin über Wasser hält und sich selbst deshalb nicht recht leiden kann. Beide agieren glaubhaft in dem sich dramatisch zuspitzenden Konflikt, den Schwab um sie herum baut.

Im Gedächtnis geblieben sind mir allerdings vor allem die Nebenfiguren. Wie Astrid, die wahnsinnige Königin des Weißen Londons. Oder Rhy. Lebemensch, charmant, ggf. ein bisschen Ich-Bezogen, aber trotzdem sympathisch. Besonderer Pluspunkt: Rhy ist bisexuell und flirtet hemmungslos mit Männern und Frauen. In einem Genre, in dem es solche Figuren immer noch sehr selten gibt, ist er eine erfreuliche Ausnahme.

Gut gefallen hat mir auch das Magiesystem. Zwar ist es Regeln unterworfen, durch die die Magie nicht zum Allheilmittel für die Pro- und Antagonisten wird. Gleichzeitig hält Schwab diese Regeln aber schwammig genug, als dass die Magie noch ihren “Zauber” verströmt.

Perfektes Buch also? Nein, nicht ganz, denn obwohl mir die Atmosphäre und die Handlung gut gefallen hat und der Roman stimmungsvoll anfängt, gibt’s im Mittelteil ein paar Längen. Das rettet die Autorin aber ganz geschickt damit, dass sie ein paar unerwartete Momente mit einbaut, die den Leser dann doch wieder bei der Stange halten.

Obwohl Vier Farben der Magie der erste von drei Teilen ist – Band 2, Die Verzauberung der Schatten, ist für November angekündigt – schließt sie die hier erzählte Geschichte befriedigend ab.

Insgesamt für mich also gute High Fantasy-Unterhaltung mit noch etwas Luft nach oben.

Details:

Titel: Vier Farben der Magie
Reihe: Weltenwanderer-Trilogie (Bd. 1)
Autorin: V. E. Schwab
Originaltitel: A Darker Shade of Magic
Übersetzung: Petra Huber
Verlag: Fischer TOR
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-3841440198

Online bestellen: Taschenbuch, ebook

Interview mit der Autorin auf TOR online: Durch die Galaxis mit V. E. Schwab

2 Comments »

  1. Was für ein Zufall, ich habe das Buch ebenfalls kürzlich gelesen und es hat mir immerhin so gut gefallen, dass ich den zweiten Band schon vorbestellt habe. Hierbei gefielen mir vor allem die Beschreibungen der verschiedenen Londons sehr gut, aber auch Lila und die Nebenfiguren konnten mein Herz erwecken; nur Kell fand ich ein wenig blass. Trotzdem freue ich mich schon auf die Fortsetzung der Geschichte.

    Kommentar by Tatjana — 23. August 2017 @ 19:19

  2. Ich bin auch gespannt. Mir war allerdings spannenderweise Kell ein bisschen lieber als Lila.

    Kommentar by Darkstar — 24. August 2017 @ 22:02

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