Was wäre, wenn sich sechs unterschiedliche Jugendliche zusammentun, um in eine als uneinnehmbar geltende Festung einzubrechen und einen Gefangenen zu befreien?
Was wäre, wenn diese Jugendliche fast alle Verbrecher sind?
Der 17jährige Kaz Brekker gilt als einer der gefährlichsten Bandenchef im Untergrund der Hafenstadt Ketterdamm. Skrupellos, brutal – und verdammt intelligent. Trotzdem fragt sich selbst seine treueste Verbündete, die Spionin Inej, ob sich Kaz mit seinem jüngsten Auftrag nicht überhoben hat. Sicher. Wenn sie es schaffen, diesen auszuführen, winkt ihnen ein irrwitzig hohes Vermögen. Aber wahrscheinlicher ist, dass sie alle dabei drauf gehen. Zumal es in der eigenen Truppe brodelt:
Der Jäger Matthias würde der Magierin Nina am liebsten den Hals umdrehen, der Scharfschütze Jesper hat eine spitze Zunge, und der Sprengmeister Wylan ist ohnehin nur dabei, weil er aufgrund seiner Stellung als Sohn ihres Auftraggebers als Unterpfand zur Absicherung dient.
Wenn sie eine Chance haben wollen, bleibt ihnen allerdings nur eins: Zusammenarbeiten, egal, wie schwer das fällt. Denn nur gemeinsam stehen sie das vermutlich gefährlichste Abenteuer ihres Lebens durch …
Meine Meinung
Leute, ihr müsst Das Lied der Krähen lesen!
Nicht nur ist Leigh Bardugos Roman richtig spannend, sondern darüber hinaus auch noch wahnsinnig gut geschrieben. Das Buch spielt in der gleichen Welt wie Bardugos Grischa-Trilogie, kann aber vollkommen unabhängig davon gelesen werden.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der sechs Verbündeten erzählt. Aber anders als bei Sagas wie etwa Game of Thrones bewegen diese sich nicht räumlich und emotional getrennt voneinander. Im Gegenteil: Die Handlungsstränge greifen hier nicht nur ineinander, die Geschichte von Kaz, Inej & Co. ist ein Handlungsstrang, der in atemberaubendem Tempo vorangetrieben wird. Das ist ungewöhnlich, spannend und absolut gelungen. Vor allem, weil die Figuren natürlich trotzdem alle unterschiedliche Motivationen, Ängste und Vorgeschichten haben, und diese von Leigh Bardugo hervorragend in den Plot mit eingearbeitet werden.
Obwohl die vordergründige Geschichte um den Einbruchscoup die Haupthandlung bildet, wächst einem das Buch aufgrund seiner lebendigen und trotz ihrer Fehler liebenswerten Charaktere ans Herz. Kaz mag verbittert und unerbittlich sein, was ihn antreibt ist jedoch ein sehr menschliches Motiv. Inej, einst Seiltänzerin, bekommt noch immer Alpträume von der Zeit, in der sie dazu gezwungen wurde, als Prostituierte im Freudenviertel von Ketterdamm zu arbeiten. Matthias und Nina verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, die beide nicht loslassen können. Und auch Jesper hat einen guten Grund, weshalb er sich nicht von seinen Schusswaffen trennen mag.
Extra Punkte heimst die Autorin dafür ein, dass ihr ihre Helden so divers, sprich alles andere als heteronormativ gelungen ist. Fans queerer Figuren kommen ebenso auf ihre Kosten wie Freunde von Charakteren unterschiedlicher etnischer Herkunft. Danke dafür!
Müsste ich Das Lied der Krähen mit nur einem Wort beschreiben, so wäre das: intensiv. Das Buch hat mir wirklich ein wunderbares Lesevergnügen beschert und zählt definitiv zu meinen Highlights des Jahres.
Bitte mehr davon. Und zwar schnell. Ich kann es kaum abwarten, die Fortsetzung dieses Buches in den Händen zu halten. Was für ein Glück, dass dieses zumindest auf Englisch bereits erschienen ist. Da ist doch sicher auch eine deutsche Übersetzung nicht mehr weit.
Unbedingt reinlesen! Wobei ihr das eigentlich gar nicht müsst. Einfach gleich kaufen.
Fakten:
Titel: Das Lied der Krähen
Autorin: Leigh Bardugo
Originaltitel: Six of Crows
Übersetzung: Michelle Gyo
Verlag: Droemer Knaur
Aufmachung: Klappbroschur, 585 Seiten
Leigh Bardugo im Internet: Autoren-Website