Darkstars Fantasy News


3. Oktober 2019

Interview mit Stephan R. Bellem

Category: Interviews – Darkstar – 14:44

Ruf der Rusalka

Wenn ihr mir auf Instagram folgt, wisst ihr, dass ich mich bereits seit einer ganzen Weile auf den neuen Roman von Stephan R. Bellem freue.

Nicht nur, weil Stephan in den vergangenen Jahren gleichermaßen zu einem wunderbaren Freund und inspirierenden Schreibbuddy geworden ist, sondern auch, weil ich die Geschichte, an die er sich diesmal gewagt hat, ebenso spannend wie bewegend finde. 

Im nachfolgenden Interview gibt er uns einen Vorgeschmack darauf, was uns in RUF DER RUSALKA erwartet. 

Vorher aber noch fix die Verlagsbeschreibung:

Lewis hat sich geschworen, es nie wieder zu tun. Doch der faszinierenden Fremden kann er nicht widerstehen. Als Londons größter Ermittler soll er den Mord an ihrer Freundin aufklären.

Aber mit jedem Schritt holen ihn die Bilder seiner Vergangenheit wieder ein und drohen, ihn unter sich zu begraben.

Wäre da nicht die Frau an der Themse. Kann sie ihn vor sich selbst retten?
Kate kann endlich der Eintönigkeit Manchesters entkommen und wagt sich nach London, um ihrem Traum nachzujagen: der nächsten großen Story. Und was wäre größer als ein Serienmörder?

Aber die Morde sind erst der Anfang. Kate und Lewis tauchen ein in eine Welt der Geheimgesellschaften und okkulten Rituale. Können sie die Vernichtung Londons noch aufhalten?

Lieber Stephan, welche Farben und Schlagworte fangen für dich die Atmosphäre von RUF DER RUSALKA ein?

Nebel, Selbstzweifel, Grau, Hoffnung, wärmendes Licht.

Was hat Dich zur Handlung des Buches inspiriert?

Die Rusalka selbst. Also die slawische Sage.

Ich mochte die tiefe Melancholie, die der Sagenfigur anhaftet. Und ich wollte diese Stimmung auf London übertragen, mit seinen Gaslaternen (obwohl die zu jener Zeit schon großflächig durch elektrische Lampen ersetzt wurden).

Was magst du an deinen Hauptfiguren am liebsten?

Lewis ist ein nüchterner Analytiker, der mit sich selbst einfach nicht ins Reine kommt. Er verzweifelt letztlich am eigenen Intellekt und der Grausamkeit der Welt, die er nicht ändern kann. Diese Hilflosigkeit mit unserer Umwelt, die fühlen wir (glaube ich) alle zuweilen.

Ich mag an ihm, dass er dennoch nicht aufgibt und schließlich einsieht, dass er nicht verleugnen kann, wer er ist.

Und Kate?

Tja, sie ist ein wenig der Gegenentwurf zu Lewis. Oder vielleicht auch nur eine optimistischere Version von ihm. Sie ist nicht bereit, sich mit Konventionen abzugeben und sich von ihnen einschränken zu lassen. Sie nimmt ihr Leben selbst in die Hand und kämpft entschlossen gegen alle Widerstände. Das finde ich so bewundernswert an ihr. Sie trifft auf ein Problem, doch anstelle daran zu verzweifeln, versucht sie, eine Lösung zu finden.

Lewis kennt die Lösung oft schon, verzweifelt aber an dem Problem, das Weichei. ;)

Deine Geschichte spielt diesmal nicht in einer Fantasy-Welt, sondern in London. Wie wichtig war die Recherche und wie sah die aus?

Nun, es war klar, dass ich den historischen Kontext möglichst korrekt abbilden wollte. Also habe ich eine ganze Menge recherchiert.

Bspw. gab es die Hunderasse des Berner Sennenhunds noch nicht, da sie erst nach 1900 festgelegt wurde. Vermutlich stammten die ersten Exemplare aber aus Dürrbach in der Schweiz. Daher gelten die Dürrbächler auch (soweit ich das gefunden habe) als Vorfahren der Berner Sennen. Und die Hunderasse hat es mir einfach angetan.

In einer frühen Version hatte ich vor, real existierende Zeitungsnamen zu verwenden und deren Chefredakteure. Am Ende bin ich aber davon abgekommen. Hier habe ich quasi die Recherche ignoriert und der Phantastik den Vorzug gegeben. Es erschien mir einfach besser, da ich so keine Persönlichkeitsrechte verletzen konnte, auch wenn die realen Personen schon eine Weile nicht mehr leben.

Stadtpläne, Lebenshaltungskosten, Mode, Technik – man fällt da schnell in einen Kaninchenbau. Für Kates Artikel auf dem Buchcover habe ich mehr als eine Stunde britische Schulpflicht usw. nachgeschlagen.

Sogar das versuchte Attentat auf den deutschen Kaiser 1883 gab es wirklich. Allerdings habe ich mir da mehr Freiheiten genommen.

Und der Komponist Antonín Dvorák kam zu jener Zeit gerade tatsächlich aus den USA zurück. Vielleicht hat er ja tatsächlich Halt in London gemacht?

Hat dich das Schreiben dieses Buches auf eine Art und Weise gefordert, wie das zuvor noch nicht der Fall gewesen ist?

Oh ja! Diesmal habe ich deutlich mehr im Voraus geplant. Das war deutlich außerhalb meiner Komfortzone, aber ich finde, es hat sich gelohnt.

Ein kleiner Ausblick in die Zukunft: Wirst du der Welt und/oder den Charakteren, die du für dein Buch geschaffen hast, irgendwann noch einmal einen Besuch abstatten?

Ah, die Frage, nach der Fortsetzung. Nun, »Ruf der Rusalka« ist ein Einzelband.

Würde ich gerne zurück nach London? Keine Frage! Aber wenn, dann wäre auch das wieder ein Einzelband, den man unabhängig von der Rusalka lesen könnte. Aber die Frage entscheide ohnehin nicht ich, sondern die Leser. ;)

Ansonsten arbeite ich auch an ein paar anderen Ideen, von denen aber noch keine spruchreif ist. Von High Fantasy bis zu Near Future ist das alles dabei. Mich auf ein Genre festlegen war noch nie meine Stärke

Vielen Dank!

Stephan Bellem im Internet: Instagram, Website

Das Buch bestellen: Drachenmond Verlag