Darkstars Fantasy News


23. September 2009

Mercedes Lackey: Ein echt weißer Ritter

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 18:21

Ein echt weißer RitterNicht erst seit Shrek oder Disneys Verwünscht sind Märchen-Parodien beliebt. Bereits bevor Hollywood dieses Subgenre des phantastischen Films für sich entdeckt hat, hat sich der eine oder andere Autor an Unterhaltung solcher Art versucht. Auch die in den USA sehr erfolgreiche Mercedes Lackey (eine einstige Entdeckung von Marion Zimmer Bradley, womit wir die Kurve zur MZB-Gedächtniswoche soeben gekriegt haben) hat offensichtlich etwas für phantastische Märchen-Nacherzählungen übrig – wenngleich sie sich lange Zeit eher auf ernsthafte Neuinterpretationen der alten Stoffe konzentriert hat.

Erst vor ein paar Jahren hat sie sich der humoristischeren Seite der Fairy Tale-Fantasy zugewandt, diese dann mit einer kräftigen Prise Romantik gewürzt – und mit “Die verzauberten Reiche” gleich eine ganze Serie konzipiert, in der alte Märchen- und Sagenmotive überraschend miteinander kombiniert und gegen den Strich gebürstet werden. Im Auftaktband ihrer Reihe hatte sie die Geschichte der jungen Elena erzählt, die zwar ein wahres Aschenputtel-Dasein fristete, anstelle des Prinzen aber eine Azubi-Stelle als gute Fee angeboten bekommen hatte.

Mit “Ein echt weißer Ritter” wagt Lackey nun ihren zweiten Ausflug in “Die verzauberten Reiche”. Elena begegnen wir diesmal allerdings nur in einer kleinen Cameo-Sequenz. Für den vorliegenden Roman stellt die Autorin mit Andromeda eine neue Protagonistin ins Zentrum der Handlung. Die ist eine waschechte Prinzessin und lebt auch in einem anderen, mediterraneren Königreich als Elena – ein Reich, das so klein ist, dass es noch nicht einmal eine eigene Gute Fee besitzt! Andromeda jedenfalls ist die Tochter der schönen, aber intriganten Königin Cassiopeia von Acadia und hat zum Leidwesen eben dieser nicht nur einen Faible für gute Bücher, sondern auch eine Sehschwäche. Als eines Tages aus heiterem Himmel ein leibhaftiger Drache auftaucht, der mit jungfräulichen Opfern besänftigt werden soll, steht Andie’s Leben Kopf. Zwar eilt Sir George, Held aus Berufung und auf seiner ersten Quest, zu ihrer potentiellen Rettung herbei. Der Fremde scheint allerdings wesentlich mehr Interesse daran zu haben, sich durch das Erschlagen des Drachen ein Denkmal zu setzen, als darauf, sich mit Andie auseinander zu setzen. (Insofern ist der Klappentext auf dem Buchrücken des Taschenbuches auch nicht ganz richtig!)

Wer jetzt findet, dass der Romanplot wie ein Hybrid aus der griechischen Sage von Perseus und Andromeda und diversen Drachen-Mythen klingt, liegt goldrichtig. “Ein echt weißer Ritter” wäre aber nicht, was er ist, wenn Mercedes Lackey die diversen Motive nicht gehörig auf den Kopf stellen würde. Schlussendlich geht es in ihren Romanen um “Die verzauberten Reiche” ja genau darum: Man nehme einen typischen Märchen- oder Sagenplot, würze ihn mit einer Priese Humor, Ironie und Sarkasmus und betrachte ihn aus einem anderen Blickwinkel.

Diesmal geht ihr das Rezept jedoch leider nicht ganz so gut auf: “Ein echt weißer Ritter” ist nicht unoriginell – im Gegenteil – und auch nicht schlecht geschrieben. Man merkt Lackeys Fantasy-Welt aber an, dass sie relativ schnell zusammengeschustert wurde. Detaillierte Hintergründe, akribisch ausgearbeitete Welten, Historien oder Magiesysteme findet man nicht, mitunter wirkt der Plot etwas schlampig konzipiert. Und auch der große Showdown des Romans und die Auflösung wirkt so hanebüchen, dass das einem in der Retrospektive fast den ganzen Spaß am Roman wieder ruiniert. Ein paar gute Ideen und eine gute Schreibe machen eben noch lange kein Meisterwerk. Diesmal ist es allenfalls Durchschnittskost mit deutlichen Schwächen in der Glaubwürdigkeit.

Da ich die vier in den USA erschienenen Romane um “Die verzauberten Reiche” bereits allesamt im Original kenne, muss ich dem Buch einerseits attestieren, dass es mit Abstand der schwächste Teil der ganzen Reihe ist. Trotzdem hat er mir irgendwie doch gut genug gefallen, dass ich ihn gleich nochmal auf Deutsch gelesen habe. Wer ein nettes Leseabenteuer für Zwischendurch sucht und Drachensagen mag, kommt immerhin auf seine Kosten.

Fakten:
Titel: Ein echt weißer Ritter
Autorin: Mercedes Lackey
Reihe: Die verzauberten Reiche (Band 2)
Originaltitel: One Good Knight
Übersetzung: Sandra Müller
Verlag: Blanvalet
Aufmachung: Taschenbuch, 350 Seiten
Preis: 7,95 EUR

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Ein Kommentar »

  1. […] In “Beauty and the Werwolf” verwebt sie Elemente aus Die Schöne und das Biest und Rotkäppchen mit Werwolfmythen. (Mehr Infos zur Reihe findet ihr übrigens hier). […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » 2 neue Fairy Tale-Fantasy-Romane von Lackey 2011 | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 2. Februar 2011 @ 19:58

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