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8. September 2016

Nina Blazon: Der Maskenmörder

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 12:30

Der MaskenmörderAuf einen Schlag lösten sich alle Federn und schwebten wie flirrender Regen auf das Publikum nieder. Die Leute sprangen auf, wer Glück hatte, fing ein solches Andenken aus der Luft, während Ikarus programmgemäß abstürzte. Das geschah allerdings so abrupt, dass die Zuschauer erschrocken herumfuhren … (Nina Blazon: Der Maskenmörder, S. 14)

London im 18. Jahrhundert: Im King’s Theatre treffen zwei der berühmtesten Sänger ihrer Zeit in einem Bühnenstück aufeinander:

der gefeierte Italiener Giacomo Maria Amorelli und sein erbitterter Kontrahent, der eitle Ferrante. Was als das Ereignis der Opernsaison gefeiert wird, endet aber in einem Desaster: Ferrante stürzt bei laufender Vorstellung in den Tod.

Ein Unfall? Oder Mord?

Die Londoner Polizei hat einen Verdächtigen gleich bei der Hand. Wohlwissend um die Feindschaft, die die beiden Kontrahenten pflegten, hält man Amorelli für den Schuldigen.

So sehr der junge Lucius – dessen wohlhabende Tante Amorelli vergöttert – von der Oper im Allgemeinen und Amorelli im Besonderen nichts hält, so sehr ist er doch davon überzeugt, dass Amorelli nicht der Drahtzieher hinter Ferrantes Tod sein kann. Auf eigene Faust stellt er Ermittlungen im Theatermillieu an, die ihn schnell in die verrauchten Spelunken und heruntergekommenen Hintergassen Londons führen …

Der historische Jugendbuchkrimi Der Maskenmörder stammt zwar bereits aus dem Jahr 2007 – und damit aus der frühen Schaffensphase von Nina Blazon – aber ich habe feststellen dürfen, dass er nichts destotrotz sehr unterhaltsam und kurzweilig ist. Gerade mal 280 Seiten lang ist der Roman, kein Wunder also, dass die Zeit beim Lesen wie beim Flug zu vergehen scheint. Auch wenn Nina Blazons Romane mittlerweile deutlich umfangreicher geworden sind, so punktet Der Maskenmörder doch in vielen Disziplinen, für die sie bekannt ist: Die Charaktere wirken rund und sympathisch, das London des 18. Jahrhunderts ist greifbar und die Geschichte selbst ist spannend und unvorhersehbar.

Tatsächlich hat mir die Atmosphäre rund um das King’s Theatre so gut gefallen, dass ich mir jetzt wünsche, Nina Blazon kehrt in das London dieser Epoche irgendwann nochmal zurück. Und auch die Sticheleien und Streiterein zwischen dem aus armen Verhältnissen stammenden Lucius und seiner wohlhabenden Tante haben richtig Spaß gemacht. Während seinen Ermittlungen stößt Lucius auch immer wieder auf die gleichaltrige Célestine. Das Mädchen hat seine eigenen Gründe, Ferrantes wahren Mörder zu finden. Sehr gut gefallen hat mir, dass Nina Blazon auch in der Beziehung, die diese beiden Figuren zueinander aufbauen, mit der einen oder anderen Wendung überrascht.

Der Maskenmörder ist ein toller historischer Krimi, der bei mir beim Lesen gleich sehr plastische Bilder hervorgerufen hat. So sehr ich dicke Wälzer liebe: Es müssen nicht immer 500 Seiten sein.

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