Zu den kreativen Menschen, die ich rundherum bewundere, gehört mit Sicherheit auch Amber Benson. Obwohl sie vor allem als Schauspielerin bekannt ist (sie hat drei Jahre lang Willows Freundin Tara McClay in Buffy the Vampire Slayer verkörpert), produziert Benson auch Filme, schreibt Drehbücher, Comics und führt Regie. Zusammen mit einem Schriftsteller hat sie die multimedial Serie Ghosts of Albion entwickelt, zu der sie auch mehrere Romane co-geschrieben hat.
Wie gestern erwähnt ist mit Death’s Daughter diese Woche ihr erster Solo-Roman im amerikanischen Original erschienen. Die perfekte Gelegenheit, sie um ein Interview zu ersuchen, habe ich mir gedacht. Nicht nur, dass Amber ja gesagt hat, sie hat auch ganz tapfer meine zahlreichen Fragen beantwortet.
Interview mit Amber Benson
Versuche doch bitte, uns in nur einem Satz ein Gefühl dafür zu vermitteln, was in Death’s Daughter auf uns zukommt?
Ein Mädchen und sein Höllenhund ringen mit dem Schützling des Teufels darum, wer zukünftig Präsident des Todes wird.
Handelt es sich bei dem Roman um das erste Buch, das du allein verfasst hast? Und wie lange hast du zum Schreiben gebraucht?
Es ist mein erster Solo-Roman, aber nach meinem Abschluss an der Chris Golden Universität fühlte ich mich der Herausforderung gewachsen. Ich habe ungefähr ein Jahr gebraucht, das erste Buch fertig zu schreiben, aber in dieser Zeit habe ich nicht ständig daran arbeiten können, weil ich auch geschauspielert habe.
[Golden ist ein amerikanischer Schriftsteller, mit dem Amber bereits mehrere Bücher gemeinsam geschrieben hat – Anmerkung Darkstar]
Wie würdest du jemandem, der noch nichts von dir gelesen hat, deine Bücher beschreiben?
Paranormale Fantasy-Frauenliteratur mit einem Schuß Mythologie nach Joseph Campbell.
Und inwiefern unterscheidet sich Death’s Daughter von den Büchern, die du mit Christopher Golden geschrieben hast?
Die Calliope Reaper-Jones-Bücher spielen im New York City unserer Zeit und ultra-modische Klamotten, Accessoires und dekadentes Schuhwerk spielen eine große Rolle. Sie sind aus der Sicht eines weiblichen Singles erzählt und zwischendurch poppen immer wieder ein paar schmutzige Gedanken auf. Die Ghosts of Albion-Bücher andererseits sind im Viktorianischen England angezeichnet und werden aus Sicht unglaublich vieler Charaktere erzählt. Diese Bücher gehen viel mehr in die Richtung Horror, während Death’s Daughter mehr in die Kerbe Supernatural Romance schlägt.
Im Internet habe ich gelesen, dass du für drei Bücher unter Vertrag genommen wurdest. Werden die anderen beiden Romane mit Death’s Daughter in Verbindung stehen? Steht dein erster Roman für sich allein oder ist er der Auftakt einer Trilogie?
Eigentlich hatte ich für Calliope nur ein Buch im Auge, aber nachdem meine Lektorin, Ginjer Buchanan, das Manuskript gelesen hatte, hatte sie das Gefühl, Calliope hätte eine recht interessante Zukunft vor sich. Ich fand die Idee einer Trilogie toll, die sich ein bisschen an Dante’s Göttlicher Komödie anlehnen würde: Das erste Buch spielt in der Hölle, das zweite im Fegefeuer und das dritte im Himmel.
Kannst du uns bereits Titel für den zweiten und dritten Teil der Trilogie verraten?
An denen arbeite ich noch. Titel sind mir schon immer schwer gefallen.
Das mag vielleicht ein bisschen früh sein, aber gibt es bereits Pläne für eine deutsche Übersetzung?
Tatsächlich haben wir einen Vertrag mit Egmont Lyx geschlossen, die ersten beiden Bücher in Deutschland zu veröffentlichen. Yea!
Gibt es eine bestimmte Szene im Buch, die du am liebsten magst oder auf die du besonders stolz bist?
Ich habe zwei Figuren geschaffen, auf die ich wirklich stolz bin: Runt, Calliopes Höllenhund-Welpen und dann noch die Gopi, eine Gruppe boshafter weiblicher Ziegen-Assassinen.
Wer ist die Nebenfigur, auf die wir in deinem Roman besonders achten sollten (und warum)?
Definitiv Runt. Sie stiehlt allen anderen die Show, jedenfalls empfinde ich das so.
Da du jahrelang in Buffy ein positives, lesbisches Rollenmodel verkörpert hast – und dafür bewundere und schätze ich dich sehr – stellt sich mir die Frage: Taucht in deinem Buch eine homosexuelle Figur auf?
Bisher: nein. Aber ich stehe erst am Anfang dieser Serie, man kann also nie wissen. Allerdings spielt eine RuPaul-artige Figur einen wesentliche Rolle im Plot von Death’s Daughter.
Vielleicht könntest du uns ein bisschen darüber verraten, wie du beim Schreiben eines Romans vorgeht? Wie sieht ein normaler Arbeitstag für dich aus? Und wie schaffst du es eigentlich, all diese unterschiedlichen Dinge (das Schreiben, Schauspielern, Regie führen, Produzieren …) unter einen Hut zu bringen? Hast du überhaupt noch ein Privatleben?!
Privatleben? Ha! Wer braucht schon ein Privatleben. (Natürlich mach’ ich nur Spaß!) Ich versuche, möglichst immer einen Ausgleich zwischen allen zu finden. Aber wenn du dir darüber Sorgen machst, wie du deine Rechnungen bezahlt, kümmerst du dich einfach darum, dass alles läuft. Wenn ich nicht an einem Roman gearbeitet hätte, während 2008 der Autorenstreik [in Hollywood] war, müsste ich mich jetzt auf Essensmarken verlassen. (Jetzt mache ich keinen Spaß.)
Was meinen Arbeitsalltag angeht. Nun, ich kann daheim keine Prosa schreiben. Ich habe da ein paar verschiedene Cafés in L. A., die ich besuche, und ich versuche, am Tag mindestens 1.000 Wörter zu schreiben. Wenn ich mein Apartment verlasse, dann habe ich das Gefühl, ich würde auf Arbeit gehen, verstehst du? Außerdem kann ich mir die Kante geben mit Café Lattes aus fettreduzierter Milch!
Warum Fantasy (bzw. Mystery)? Deine persönliche Meinung: Was macht das Genre so attraktiv sowohl für Autoren als auch für Leser?
Man kann über all das schreiben, was als Tabu gilt, unter dem Deckmantel der Fantasy. Paranormale Geschichten sind voll von Metaphern. Da muss man sich nur Heinlein’s Stranger in a Strangeland anschauen. Man kann sich über Gott und Religion unter der Maske der Science Fiction auslassen, und niemand fühlt sich auf den Schlipps getreten.
Welche Autoren liest du in deiner Freizeit?
Charlaine Harris, Ruth Reichel, Ayn Rand, Kelly Link.
“The Essence of Amber” verrät uns, dass eine deiner Lieblingsautorinnen Marion Zimmer Bradley ist. Welchen Roman von ihr magst du am meisten (und warum)?
Am meisten beeinflusst hat mich Die Nebel von Avalon, aber ich liebe auch wirklich einige ihrer Kurzgeschichtensammlungen.
Was macht dir am meisten Spaß, wenn du einen neuen Roman entwirfst oder eine neue Welt – und was kannst du dabei nicht ausstehen?
Was mich echt anstrengt ist, dass man über alles und jeden die Übersicht behalten muss. Das kann wirklich echt heftig sein. Was ich liebe ist, in einer anderen Welt zu verschwinden, mich in den Leben meiner Charaktere zu verlieren für eine Weile. Das ist die beste Droge überhaupt!
Glaubst du, ein Autor trägt Verantwortung für sein Werk? Und können Romane etwas im Leser verändern?
Ja, ich glaube, dass ein Roman die Macht hat, die Art, wie ein Mensch die Welt sieht, völlig zu ändern. Ich glaube auch, dass ein Autor dafür verantwortlich ist, was er schreibt, aber ich denke nicht, dass er sich dadurch selbst zensieren sollte. Ich würde kein Wort an Ian Banks The Wasp Factory ändern, auch wenn es mir eine Heidenangst eingejagt hat.
Hat dein Verleger dich gebeten – oder verlangt – dass du dramatische Veränderungen an deinem Buch vornimmst?
Bisher hatte ich, was das angeht, Glück. Ich habe mit zwei großartigen Lektoren zusammen gearbeitet. Mit Steve Saffel von Del Rey und Ginjer Buchanan von ACE. Beide haben meinen kreativen Prozess unglaublich genährt.
Wie hast du bemerkt, Talent für das Schreiben zu besitzen?
Ich habe schon immer Kurzgeschichten geschrieben und Gedichte … wirklich schlechte Gedichte, aber nichtsdestotrotz Gedichte.
Wenn du eine fiktive Person deiner Wahl (aus deinen eigenen Werken oder aus denen eines anderen) treffen könntest, wer wäre das und warum?
Man, ich möchte einfach in der Welt aus dem Buch The Secret History leben!
Du hast Comics geschrieben, Romane, Film-Drehbücher – wann beehrst du uns mit deiner eigenen TV-Serie?
Wer weiß, was die Zukunft bringt!
Was plant Amber Benson sonst noch so gerade?
Ich schreibe zusammen mit einer Freundin, Sina Grace, an einem Kinderbuch. Und Chris Golden und ich sprechen gerade über ein weiteres gemeinsames Projekt, aber darüber darf ich momentan noch nicht sprechen. Außerdem schließe ich gerade die Postproduktion von “Drones” mit Adam ab und lerne Seiltanzen. (Okay, das Letzte war ein Witz).
Gerade ist Joss Whedons Dollhouse angelaufen. Wie stehen die Chancen, dich dort zu sehen?
Man weiß nie. Ich freue mich für Joss, dass er in der Arena zurück ist. Wir brauchen talentierte, kreative Leute, die ihr Ding durchziehen – vor allem jetzt, wo unser Land eine Phase der Veränderung durchmacht. Je mehr gute, positive Programme es gibt, desto besser, finde ich.
Hast du Pläne, Deutschland nochmal einen Besuch abzustatten? Es war toll, dich vor ein paar Jahren hier zu haben.
Ich fände es toll, wieder mal nach Deutschland zu kommen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, dort Zeit zu verbringen, vor allem in Berlin. Das letzte mal, als ich dort war, war gerade Love Parade und das war einfach unglaublich.
Hoffen wir einfach, dass das Buch sich gut verkauft und mich deshalb jemand für einen Besuch einlädt!
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview!
Alles Gute sowohl für Death’s Daughter als auch dein Privatleben!
BUFFY Bonus Feature
Für Darkhorse hast du zusammen mit Christopher Golden ein paar Willow & Tara-Comics geschrieben. Was denkst du, wird es davon noch weitere geben?
Nicht in absehbarer Zukunft.
Könntest du dir dann vielleicht vorstellen, einen Storyarc für Buffy Season 8 zu schreiben (bzw. für Season 9)? Oder hast du mit dem Thema Buffy ein für allemal abgeschlossen?
Das liegt vollständig in den Händen der Powers That Be. Ich wäre glücklich, was auch immer zu tun.
Okay, eine weitere Buffy-Frage, ich hoffe, das ist okay für dich. Während der Serie wurden die Begriffe “Katzen” und “Mäuse” verdammt oft genannt, wenn auch eher subtil. Wenn Tara nach Glorys Angriff im Krankenhaus ist, spricht sie auch darüber. Hattest du jemals die Gelegenheit, mit den Autoren darüber zu sprechen, ob es hierin einen versteckten Sinn gab?
Nicht das ich wüsste. Hm, ich muss unbedingt ein paar Folgen wieder anschauen!
Auf die offizielle Website zum Buch habe ich bereits gestern hingewiesen.
Darüber hinaus muss unbedingt noch erwähnt werden, dass Amber auch einen offiziellen Blog führt.