Der noch relativ junge All Age-Verlag Penhaligon hat für eines der ersten Bücher aus seinem Verlagsprogramm auf den Debütroman einer jungen, amerikanischen Nachwuchsautorin: “Die Gabe der Magie” von Kathleen Duey. Sowohl der Klappentext als auch das Covermotiv legen einen Vergleich zu Trudi Canavans erfolgreicher Reihe um Die Gilde der Schwarzen Magier nahe – und tatsächlich beginnt der Roman sehr vielversprechend:
In sehr angenehmer Erzählweise schildert Duey, wie ein kleiner Junge verzweifelt für seine in den Wehen liegende Mutter die Hilfe einer dubiosen Jahrmarktshexe erfleht. Die willigt zwar ein, der Entbindenden zu helfen, das ganze Vorhaben endet aber böse.
Das Kind, das zur Welt kommt, besitzt selbst ein paar übernatürliche Kräfte, wird aber genau deshalb von ihrer Familie verachtet. Weil sie es irgendwann in ihrem Elternhaus nicht mehr aushält, macht sich die junge Sadima im Teenager-Alter schließlich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Bei den beiden Freunden Franklin und Somiss findet sie schließlich eine Bleibe. Während Sadima sich in einen ihrer Mitbewohner verliebt, scheinen diese allerdings nur daran interessiert zu sein, echte Magie zu erforschen und diese in die Welt zurückzubringen.
Parallel dazu erzählt Duey in alternierenden Kapiteln die Geschichte des jungen Hahp. Auch er wächst nicht gerade bei liebenden Eltern auf. Sein Vater ist enttäuscht von ihm, seine Mutter ist zu schwach, um sich gegen den dominanten Ehemann aufzulehnen. Weil der eines Tages offensichtlich gar nicht mehr weiß, was er mit Hahp anstellen soll, steckt er ihn in eine Akademie für Zauberei. Doch auch das Leben dort stellt sich als alles andere als ein Zuckerschlecken heraus, bedienen sich die Lehrer dort doch sehr unorthodoxer Methoden. Hahp wird schnell klar, dass die Art und Weise, wie er und seine Mitstudenten unterrichtet werden, sehr schnell zu ihrem Tod führen werden, sollten sie nicht lernen, die Kunst der Magie schnell zu meistern.
Beide Erzählstränge beginnen rasant und sehr stark. Dabei überrascht Duey ihre Leser damit, dass sie Sadimas Erlebnisse in der Dritten Person schildert, für die Erzählperspektive von Hahp jedoch in die Ich-Form wechselt. Der besondere Clou ist außerdem, dass die beiden Lebensgeschichten auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt sind. Das wirkt weniger störend, als man zunächst meinen möchte, sorgt dieser Kunstgriff doch für einige Dynamik und hält die Erzählung frisch. Mit jedoch verliert “Die Gabe der Magie” deutlich an Reiz. Das mag daran lieben, dass sich die Handlung arg in die Länge zieht. Zudem überträgt sich der triste Grundtenor des Romans auf den Leser. Gerade Hahps Umgebung – die Akademie der Magier scheint fast ausschließlich aus Tunneln und dunklen, kleinen Räumen zu bestehen, die in ein Bergmassiv geschlagen wurden – lässt klaustrophobische Gedanken aufkommen. Diese äußeren Umstände sind zweifelsohne für die Entwicklung der männlichen Hauptfigur essentiell, haben jedoch zumindest mir beim Lesen ganz schön auf die Stimmung gedrückt.
Letztendlich hat deshalb das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllt und es ist mir schwer gefallen, es zu Ende zu lesen. Weder für die Handlung, noch für die Figuren selbst konnte ich mich groß erwärmen. “Die Gabe der Magie” ist übrigens der Auftaktband einer potentiellen Trilogie. Potentiell deshalb, weil die Autorin ihre Saga noch nicht abgeschlossen hat und in ihrem Heimatland auch erst in diesen Wochen der zweite Teil erscheint.
Insgesamt hinkt der Vergleich zu “Die Gilde der Schwarzen Magie” etwas. Da kann man Duey zwar Bescheinigen, dass sie sich nicht einfach nur bei einer berühmten Vorlage bedient hat; so romantisch und spannend, wie der Verlagstext es verspricht, wird es jedoch leider nicht. Wer sich unschlüssig ist, ob der Roman sich für die eigenen Lesegewohnheiten eignet, sollte vielleicht nach Möglichkeit in ein paar Seiten aus dem Mittelteil hineinlesen.
Fakten:
Titel: Die Gabe der Magie
Autorin: Kathleen Duey
Reihe: Resurrection of Magic (1 von 3)
Originaltitel: Skin Hunger
Verlag: Penhaligon
Aufmachung: Hardcover, 416 Seiten
Preis: 16,95 EUR
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