Unter dem Serientitel “Elfenzeit” erzählen mehrere Autoren einen Romanzyklus über einen Elfenclan, der sein geschütztes Territorium verlassen muss, um in der Menschenwelt nach einer Möglichkeit zu suchen, sich gegen innere und äußere Feinde zur Wehr zu setzen.
Das Projekt fand ich so interessant, dass ich Uschi Zietsch um ein Interview gebeten habe. Sie schreibt nämlich nicht nur als Susan Schwartz für “Elfenzeit”, sie ist für die Saga auch verantwortlich.
Wer die Reihe noch nicht kennt und ein bisschen über deren Inhalt erfahren möchte, findet hier meine Rezension zum ersten Teil der Reihe.
Interview mit Uschi Zietsch zur Romanreihe Elfenzeit
Wie viele Bände der Reihe wird es geben?
Zwanzig. Damit ist die Haupt-Storyline dann auch abgeschlossen, aber es gäbe noch Möglichkeiten, so Bertelsmann Interesse hat, Nebenstränge in kürzeren Spin-Offs, quasi in Kurzzyklen, weiterzuführen.
Was ist Deine Aufgabe als Serienverantwortliche?
Ich habe die Serie von der ersten Idee an (mir wurde nur der Name vorgegeben) konzipiert und schreibe auch alle Exposés, dazu Datenblätter und Hintergrund. Um die innere Logik, Zusammenhänge und Termini zu wahren, prüfe ich alle Manuskripte der Co-Autoren auf „Elfenzeit-Relevantes”, bevor sie an die Redaktion gehen. So ist ein schlüssiges, rundes Bild gewährleistet. Beispielsweise werden viele kleine Fäden an anderer Stelle zusammengeführt, die zuerst ganz unauffällig erscheinen, aber doch durch so kleine Aha-Effekte ein einheitliches Gesamtbild ergeben, das alle Bücher zusammenhängend erscheinen lässt.
Wie stressig ist so ein Projekt?
Bedingt durch die monatliche Erscheinungsweise – sehr. Immerhin hat jeder Band über 300 Seiten, das erfordert viel Zeit und Aufwand allein schon vom Schreiben her. Die Termine sind sehr eng, da müssen alle Beteiligten auf Hochtouren arbeiten. Und passieren darf auch nichts.
Hast du / habt ihr den Plot bis zum Ende des letzten Bandes hin bereits durchgeplant?
Bereits bei der Erstellung des Rahmenkonzeptes, in dem alle Bedingungen, Hintergründe, Personendaten und so weiter angelegt wurden, wusste ich den durchgehenden „roten Faden” und die Auflösung. (Bevor ich auf eine Reise gehe, muss ich ja auch ein Ziel wissen.) Und Elfenzeit war von Anfang an von mir als durchgängige Fortsetzungsserie geplant gewesen, nicht als lockerer Zusammenhalt. Aber auch hier wird das jeweilige Einzel-Abenteuer pro Band abgeschlossen. Doch es gibt immer einen Cliffhanger und den Fortgang der Haupthandlung. Die Redaktion hat jetzt erst durch die letzten Exposés die Auflösung erfahren, um die habe ich bis zum Schluss ein großes Geheimnis gemacht.
Hat sich die Serie so entwickelt wie von Anfang an geplant?
Was die Handlung betrifft, ja, auf alle Fälle, da ich alles koordiniert habe, natürlich immer mit Absprache der Redaktion. Was das Inhaltliche betrifft, so wurden meine Hoffnungen und Erwartungen weit übertroffen. Unglaublich, was sich die Autorinnen und der Autor alles einfallen ließen, so viel Fantasie und Ideenreichtum kann man nur als traumhaft bezeichnen. Wenn ich alles allein geschrieben hätte, wäre es bei weitem nicht so abwechslungsreich geworden, schon allein von der Erzählweise her.
Gibt es mehrere Story-Arcs oder handelt es sich vom ersten bis zum letzten Teil um einen großen Handlungsbogen?
Es ist eine sehr komplexe Story mit einem großen Handlungsbogen, in den die Einzelabenteuer eingebettet sind, die Wendungen und Zwischenhöhepunkte für das große Ganze bieten und die Figuren sich entwickeln lassen.
Gerade in den elfischen Reichen treffen wir viele phantastische Figuren. Was ist dein Geheimrezept beim Erschaffen neuer Rassen?
Nun, wir bedienen uns aus Märchen und Sagen rund um den Globus, da bietet sich genug Inspiration, um eigene skurrile Kreationen zu entwickeln und „die Geschichte” neu zu schreiben. Das ist eben das Wesen der Fantasy, Vertrautes mit fantastischen Elementen zu verknüpfen.
Was hat Dich zu der Reihe inspiriert?
Eine solche „Urban Fantasy”, wie man sie nennen könnte, war schon sehr lange mein Traum. Die Verbindung zwischen Realität und Magie, die Einflechtung von Mythen, um gleichzeitig einen ganz eigenen Mythos zu erschaffen. Und das auf Reisen rund um die Welt! All die vielen Ideen, die ich schon hatte, hielt ich aber nie insgesamt realisierbar, höchstens irgendwo und irgendwann in Einzelromanen angerissen, aber kaum thematisiert. Und dann rief mich Chefredakteur Klaus N. Frick an und fragte: „Hättest du Lust, eine Serie namens Elfenzeit zu konzipieren?” Das war wie eine Initialzündung, innerhalb von 14 Tagen purzelte die ganze Serie aus mir heraus. Ich konnte alles verbraten, was ich schon immer mal erzählen wollte. Elfenzeit sollte die Tradition der Geschichtenerzählung fortführen, abends am Lagerfeuer, über Fabelwesen in unserer Welt, Märchen und fantastische Abenteuer von Menschen wie du und ich, die wie Alice in eine fremde und nicht immer verständliche Welt hineingezogen werden. Das Tollste dabei ist, dass die Redaktion mir völlig freie Hand gelassen hat und nach Einreichung der Exposés immer grünes Licht gab – und selbst immer sehr gespannt war, wie es weitergeht.
Wo hast Du Deine Co-Autoren gefunden?
Im Telefonbuch! Ernsthaft: Man ist ja immer „am Markt”, da wird eine Liste zusammengestellt, Kontakt aufgenommen und geklärt, ob der Autor sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann, beziehungsweise auch Zeit hat. Dann wird das Konzept vorgestellt, und wenn es Anklang findet, geht es schon los. Klaus hat Vorschläge gemacht, ich ebenso, und so haben wir unser Team zusammengestellt. Der einzige Mann im Team, Michael Marcus Thurner, hat sich von selbst beworben, da er ja ohnehin mit Klaus sehr eng zusammenarbeitet und mit mir befreundet ist und auf Anhieb von der Konzeption begeistert war. Die Zusammenstellung des Teams ging recht schnell und unkompliziert; wir bekamen dann sogar so viele Anfragen, dass wir auch absagen mussten.
Achtest Du auch darauf, dass die unterschiedlichen Schreiber auch stilistisch miteinander harmonieren?
Wir haben bei der Auswahl natürlich darauf geachtet, dass der Autor auch „dazu passt” und das Flair der Elfenzeit entsprechend darstellen kann. Das war aber weniger vom Stil an sich, als vielmehr von der Art der stimmungsvollen Erzählung abhängig. Neben den klassischen Märchenelementen mussten auch Romantik und Erotik mit hinein, und gute, kenntnisreiche Beschreibungen der Handlungsorte.
Wieviel Plotting-Spielraum bleibt den anderen Autoren der Reihe?
Kommt darauf an, wie du Plotting definierst. Der Handlungsverlauf wird im Exposé vorgegeben, also Handlungsschauplatz, welche Personen, wie viele Ebenen, welche Erkenntnisse werden gewonnen, Plot Points, Cliffhanger. Aber dann diesen Rahmen zu füllen, die Geschichte zu erzählen, eigene Figuren zu erfinden, vielleicht auch eine kleine Nebenhandlung, oblag immer den Autoren. Sie konnten sich nach Belieben austoben. Im Zuge der Exposéerstellung habe ich immer mit der jeweiligen Autorin – und Autor – ein kleines Interview geführt: An welchem Ort kennt sie sich besonders gut aus und möchte gern drüber schreiben, und so weiter. Ich habe dann entsprechend das Exposé den Stärken und Vorlieben angepasst. Und das hat sich hervorragend bewährt. Alle waren mit großem Engagement und Spaß dabei. Die Zusammenarbeit während des Schreibprozesses war immer sehr intensiv.
Weißt Du schon, wie viele Romane Du selbst schreiben wirst?
Ich schreibe neun, fast die Hälfte. Das Finale in Band 19 und 20, an dem ich bereits arbeite, bestreite ich durchgehend.
Wieviel Recherche war für das Schreiben notwendig?
Sehr viel, schließlich sind wir nicht nur global unterwegs, sondern auch in der Zeit. Und dazu die Einbindung von Sagen, Märchen und Legenden…
Werden tatsächlich alle Bücher auch als Hörbuch aufgelegt?
So ist es meines Wissens nach geplant, und ich hoffe es natürlich.
Bist Du mit der bisherigen Resonanz der Reihe zufrieden?
Äußerst. Man kann sagen, die Serie hat voll eingeschlagen. Das Feedback reicht von Begeisterung bis Euphorie. (Diejenigen, denen die Serie nicht gefällt, bestellen sie wohl einfach ab, ohne sich bei uns zu beschweren.) Allerdings war Bertelsmann nach der Testphase der ersten vier Bände selbst sehr euphorisch, da es so gut wie keine Abbestellungen gab. Und die Auflage ist auch jetzt zur Halbzeit immer noch steigend.
Werden die Romane, die derzeit nur beim Bertelsmann Club erscheinen, auch irgendwann auf dem freien Markt erscheinen?
Ganz sicher. Es haben schon einige Verlage Interesse gezeigt. Allerdings wird das noch dauern, da der letzte Band im Frühjahr 2010 erscheint und Bertelsmann die Exklusivität sicher noch ein Jahr halten wird. Aber dann!
Könntest Du Dir vorstellen, weitere Projekte dieser Art zu betreuen?
Klar! Genauer gesagt, ich habe bereits ein Konzept erstellt, das Anklang gefunden hat, aber die Realisierung wird auf sich warten lassen müssen – nach Elfenzeit brauche ich erst mal eine „Großprojekt”-Pause, weil das doch sehr an die Substanz geht.
Vielen Dank dafür, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast – und alles Gute für die Zukunft!
Website zur Reihe: Elfenzeit (inkl. Leseproben)
Hier kann man die Reihe bestellen.
Website von Uschi Zietsch
Meine bisherigen Rezensionen zur Reihe:
SF/F/H Reviewer Linkup Meme, 2nd Edition…
Welcome to the second edition of the book reviewer linkup meme. Here you will find a list of many of the best speculative fiction review blogs on the internet. Your mission, should you choose to accept it, is to copy the entire list from the text box a…
Trackback by Grasping for the Wind — 22. August 2009 @ 21:07
[…] Uschi Zietsch’ Projekt “Elfenzeit” hat die Autorin seinerzeit in einem Interview hier bei mir ausführlich Stellung genommen. Ihr Hauptprojekt, für das sich Zietsch allein […]
Pingback by Darkstars Fantasy News » Uschi Zietschs Träumendes Universum | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 6. Februar 2010 @ 13:41
[…] die Serie hat die Autorin bereits vor einiger Zeit im Interview viel […]
Pingback by Darkstars Fantasy News » Elfenzeit jetzt auch als ebook | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy - ein Fantasy Blog — 11. Juni 2012 @ 19:03