Darkstars Fantasy News

Natürlich wird es auch 2010 wieder ab und an kleine “Von Blogger zu Blogger”-Interviews bei mir geben. Den Anfang im neuen Jahr macht Judith von der schönen Seite literatopia. Wer die Seite noch nicht kennt, sollte unbedingt mal vorbeisurfen – sie ist wirklich schön gemacht. Auch wenn sich Judith auf ihrer Website nicht nur mit dem phantastischen Genre auseinandersetzt, habe ich ihr natürlich hier trotzdem genau dazu auf den Zahn gefühlt:

Von Blogger zu Blogger 

1. Welches Buch, das du im letzten Jahr gelesen hast, war dein persönlicher Favorit (und warum)?

Ohje, die Frage ist wirklich schwer zu beantworten, weil ich gerade in den letzten Monaten wirklich viele tolle Bücher gelesen (und auch rezensiert) habe. Besonders begeistert hat mich „Letzten Endes“ von Ronald F. Currie. Es geht um das Ende der Welt und darum, was im Leben letztlich wirklich wichtig ist, was zählt. Der Originaltitel „Everything matters!“ bringt die Botschaft des Romans auf den Punkt. Alles in allem verstörend, berührend und in einem außergewöhnlichen Stil erzählt.

Im Phantastik-Bereich hat mich vor allem „Stadt der Finsternis – Die Nacht der Magie“ von Ilona Andrews überrascht. Das dystopische Setting gefällt ungemein gut und die Protagonistin ist herrlich sarkastisch.

2. Welcher Autor ist deiner Meinung nach “DIE” Neuentdeckung des letzten Jahres?

„DIE“ Neuentdeckung gab es für mich dieses Jahr nicht unbedingt. Wer mir aber spontan in den Sinn kommt, ist David Whitley. Anfang 2009 erschien bei Goldmann „Die Stadt der verkauften Träume“, ein sehr schön erzählter All-Age-Fantasyroman und soweit ich informiert bin, sein Debüt. Ich erhoffe mir von diesem jungen Autor zumindest weitere kreative Titel – Erzähltalent hat er allemal!

3. Was muss man nicht gelesen haben?

Es gibt einige Bücher, die ich nicht fertig gelesen habe und einige, die ich nicht lesen würde. Von daher kann ich da nichts drüber sagen, ob man sie nun gelesen haben muss oder nicht. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und ich will kein Buch grundsätzlich verdammen – aber zumindest bei den Büchern, die ich komplett gelesen habe, war in den letzten Monaten keins dabei, von dem ich grundsätzlich jedem abraten würde.
Womit ich allgemein wenig anfangen kann, sind Romantic Fantasy Romane, die ohne Humor geschrieben sind und wirklich nur auf „das Eine“ hinauslaufen. Ich habe nichts gegen erotisch angehauchte Geschichten, im Gegenteil, aber eine sinnvolle Handlung sollte im Vordergrund stehen!

4. Welches noch unveröffentlichte Buch erwartest du sehnlichst?

„The golden City“ (The Fourth Realm 3) von John Twelve Hawks. Nachdem ich “Traveler” und “Dark River” von ihm gelesen habe, interessiert es mich jetzt brennend, wie es weitergeht. Der Cliffhanger am Ende von „Dark River“ schürt natürlich zusätzliches Interesse.

Ansonsten warte ich allgemeine auf mehrere Reihenfortsetzungen – und bei allem anderen lass ich mich davon überraschen, was kommt :) …

5. Was war deiner Meinung nach das unpassendste und / oder hässlichste Cover des letzten halben Jahres?

Eindeuting „Der verwunschene Zwilling“ von Lynn Flewelling. Als ich deine Rezension dazu online gestellt habe, wurde ich sogar von Teammitgliedern darauf angesprochen, wie furchtbar das Cover aussehe. Und da kann ich nur zustimmen. Sieht erstens ziemlich billig aus und zweitens nach Esoterik. Dabei soll der Roman wirklich gut sein – umso mehr ärgert es einen, wenn ein Cover so vermurkst wurde!

Das Cover der Taschenbuchausgabe von „Dark River“ (erscheint im Dezember) sieht übrigens auch schlimm aus – vor allem im Vergleich zum stimmungsvollen Motiv des Hardcovers.

6. Gibt es einen Fantasy-Roman, der bereits älter ist und momentan nicht unbedingt überall im Buchhandel ausliegt, den man deiner Meinung nach aber trotzdem mal gelesen haben sollte?

Es gibt einige Bücher, die mich begeistern und die ich jedem gerne empfehle, allerdings sind das meist Science-Fiction Werke. „Neuromancer“ von William Gibson MUSS man z.B. einfach gelesen haben, wenn man auf Cyberpunk steht.
Oder „Blutmusik“ von Greg Bear – ein unglaublich kreativer, erschreckender Science-Fiction Roman.
Und natürlich „Otherland“ von Tad Williams, wenn man es mit tausenden von Seiten aufnehmen kann! ;)

7. Gibt es ein Buch, dass du im letzten Jahr eigentlich unbedingt lesen wolltest, aber bisher noch nicht dazu gekommen bist?

Oh, da gibt es sehr viele. Und als ich auf der Buchmesse unterwegs war, habe ich noch mehr entdeckt, das wirklich gut klingt, es aber wohl nie zu mir nach Hause schafft.

Im letzten Jahr wollte ich z.B. endlich „Warte auf das letzte Jahr“ von Philip K. Dick lesen. Oder „Die magischen Städte“ von Daniel Abraham …

8. Wer ist deiner Meinung nach der meist unterschätzte Fantasy-Autor, der ein größeres Publikum wirklich verdient hätte?

Ich weiß nicht, wie gut sich Daniela Knors „Elbensang“-Trilogie verkauft, habe aber gemerkt, dass ich es in den Buchhandlungen nicht mehr sehe. Und in Foren habe ich auch noch nicht viel über ihre Bücher entdeckt. „Nachtreiter“ und „Sternenwächter“ sind zwei wirklich gelungene High Fantasy Romane von einer deutschen Autorin, die meiner Meinung nach sehr gut erzählen kann. Ich lese inzwischen nur noch wenig High Fantasy, doch ihre Romane haben mir trotzdem sehr gefallen.

9. Hörbücher: Ja oder Nein?

Grundsätzlich NEIN!

Ich persönlich mag keine Hörbücher, weil ich mich ungern dem Lesetempo eines Vorlesers anpasse. Zudem lese ich einfach lieber für mich selbst und versuche mir vorzustellen, wie die Charaktere wohl klingen.
Und ich hänge am geschriebenen Wort und lese gerne gelungene Stellen mehrmals. Das geht beim Lesen einfacher, als wenn man zurückspulen und genau den einen Satz suchen muss.

Aber grundsätzlich finde ich Hörbücher nicht schlecht und denke, dass es viele Leute gibt, die Gefallen daran finden. Nur für mich ist es einfach nichts.

10. Was wünschst du dir von einem guten Fantasy-Buch?

Grundsätzlich muss ein „gutes“ Buch einfach nur ziemlich gut unterhalten. Im Kopf wirklich hängen bleiben aber meist nur jene, die einen durch und durch begeistern. Und dafür gibt es kein Patentrezept. Dazu gehören aber für mich authentische, gerne auch schwierige Charaktere, ein bild- und lebhafter Stil und Spannung, die die Fingernägel schrumpfen lässt. Bücher, die mich begeistern, müssen kreativ sein, sei es sprachlich, handlungstechnisch oder in punkto Welt (oder alles zusammen!).

Wenn ich auf jeder Seite denke: „verdammt ist das geil“ und total neidisch werde, weil der betreffende Autor so unverschämt gut schreiben kann – dann ist es für mich ein wirklich gutes Fantasy-Buch.

Vielen Dank für das Interview!