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28. März 2010

Johan Harstad: Darlah

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 19:15

Darlah (J. Harstad)Stell dir vor, du bist gerade mal 16 Jahre alt und fast 40.000 Kilometer von der Erde entfernt auf einer Forschungsbasis auf dem Mond namens DARLAH 2. Stell dir vor, das einzige, was dich am Leben erhält, sind Wände aus Stahl und hochtechnisierte Anlagen, die für Strom, Wärme und Sauerstoff sorgen. Stell dir vor, plötzlich bricht der Funkkontakt zur Erde ab und die Technik versagt …

In einer weltweit aufsehenerregenden Lotterie werden drei Jugendliche ausgelost, die zusammen mit einer kleinen Crew Astronauten zu einer Forschungsmission zum Mond fliegen sollen. Der clevere Schachzug der NASA geht auf und es fließen dringend benötigte Gelder in die Kassen der Weltraumforscher. Das Los fällt auf Mia aus Norwegen, Midori aus Japan und Antoine aus Frankreich, die alle unterschiedlichen Gründen an der Lotterie teilgenommen haben: Mia erhofft sich Ruhm für ihre Band; Midori sieht in der Reise zum Mond eine Chance, endlich aus Japan wegzukommen und im westlichen Teil der Erde ein neues Leben zu beginnen und Antoine braucht dringend Abstand von seiner Ex. Monatelang trainieren sie zusammen, um im All auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und freunden sich dabei an. Sie ahnen nicht, dass alles Training der Welt sie nicht auf das vorbereiten kann, was sie auf dem Mond erwartet. Denn die Führungesebene der NASA hat selbst nicht allen regulären Crew-Mitgliedern verraten, was das kleine Forscherteam auf dem Erdtrabanten wirklich untersuchen soll. Bereits bei den letzten Mondlandungen Anfang der 70er Jahre haben die Astronauten etwas entdeckt, dass ihr Blut gefrieren hat lassen und das seither von der NASA streng geheim gehalten wurde. Dieses Stillschweigen könnte jetzt den sicheren Tod für die kleine Crew bedeuten, die sich im Jahr 2012 wieder ins All aufmacht. Denn vom Zeitpunkt an, als sie auf dem Mond landen, beginnt für sie alle ein schrecklicher Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Mit “Darlah” legt der Norweger Johan Harstadt sein erstes Jugendbuch vor – stilistisch irgendwo zwischen Science Fiction-Thriller und Horrorroman. Harstadt gibt zu, dass seine Geschichte mitunter auch eine Verbeugung vor gewissen Genrefilmen ist (er zählt beispielsweise Alien, Die Rückkehr der Körperfresser und The Abyss auf) und tatsächlich erkennt man atmosphärisch so manche Parallele. Das heißt aber nicht, dass es dem Autor nicht gelingt, eine eigene Geschichte zu erzählen.

Leider dauert es allerdings ewig, ehe diese in die Gänge kommt! Die Grundidee von “Darlah” gefällt, die Umsetzung leider nur bedingt. Es ist löblich, dass Harstad seine drei Hauptfiguren dem Leser eingangs vorstellt, ob es dazu allerdings rund die Hälfte des Buches gebraucht hätte, wage ich zu bezweifeln. Auf den ersten 200 Seiten plätschert die Geschichte sehr langsam vor sich hin, der Autor wartet mit vielen Informationen auf, die für die eigentliche Haupthandlung eigentlich keine Rolle spielen. Das geht sogar so weit, dass der Fokus zwischendurch immer wieder von den eigentlichen drei Hauptfiguren abgleitet.

Erst als die Forschungscrew sich ins Weltall schießen lässt und kurze Zeit später auf dem Mond landet, kommt die Handlung in Schwung. Dann stellt sich auch das Thriller-Gefühl ein, denn bereits kurz nach der Landung kommt es zu unerklärlichen Vorfällen, die sehr schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Anders als in der ersten Hälfte passiert jetzt auf fast jeder Seite etwas, die Story bewegt sich rasant fort. Harstad erzählt sehr “filmisch”, wobei er erfreulicherweise auch das Innenleben seiner Figuren (nicht nur das von Mia, Midori und Antoine) immer wieder beleuchtet. Trotz des mitunter mittelmäßigen Stils stellt sich bald eine packende, bedrückend-bedrohliche Atmosphäre ein: die lebensgefährliche Umgebung; die Einsamkeit und die Lautlosigkeit des Alls – all das wird mit jeder Seite spürbarer. Ebenfalls spürbar ist, dass Johan Harstadt ein Fan der Serie “Lost” ist. (Die gibt er nämlich ebenfalls als Inspirationsquelle an): das Erleben des Mysteriums, des Schreckens steht deutlich mehr im Vordergrund als die Mechanismen, die zu diesen Erfahrungen führen. Die unheimliche Atmosphäre ist Harstadt wichtiger als die Klärung, was diese auslöst. Auch das erinnert an filmische Vorbilder und letztendlich werden sich die Geister daran scheiden, ob das in Romanform funktioniert oder ob ein Leser mehr erwartet.

Mich persönlich lässt “Darlah” sehr zwiegespalten zurück. Die letzten zweihundert Seiten fand ich sehr spannend und interessant und habe sie praktisch in einem Rutsch durchgelesen. Trotzdem ärgert es mich, dass es Harstad nicht gelungen ist, aus seiner eigentlichen Idee mehr herauszuholen und diese, vor allem in der ersten Hälfte, besser auszuformulieren. Damit bleibt die Geschichte für meinen Geschmack weiter hinter ihren Möglichkeiten und es fällt mir schwer, eine tatsächliche Leseempfehlung auszusprechen.

Den Roman (trotzdem) bei Amazon bestellen: hier!

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