“Die Gänsemagd” gehört eindeutig zu den gelungensten Verfilmungen der neuen ARD-Märchenreihe.
Wer die Geschichte nicht mehr ganz im Kopf hat:
Eine Königstochter soll in ein fernes Land zu reisen, um ihren Verlobten, den sie noch nie gesehen hat, zu ehelichen. Begleitet wird sie auf ihrer Reise nur von einer Magd. Diese zwingt die Prinzessin unterwegs, die Rollen zu tauschen. Bei Hof muss die Prinzessin fortan als Gänsemagd niedere Dienste tun, während sie dabei zusehen muss, wie die Magd den Prinzen umgarnt …
Der Märchenvorlage mit all ihren imposanten Motiven – den drei Blutstropfen der Mutter und dem sprechenden Pferdekopf Fallada etwa – folgt die Verfilmung recht treu. Den Drehbuchautoren gelingt es aber immer wieder, sich genügend Freiraum für die eine oder andere eigene Interpretation zu schaffen. Wo der Film das wagt, wird er tatsächlich richtig stimmungsvoll: Die Vorgeschichte von Magdalena beispielsweise gibt der Handlung mehr Tiefe und verwandelt die Zofe selbst in einen tragischen Charakter. Das macht sie nicht unbedingt sympathisch, aber immerhin bemitleidenswert.
Ein großes Plus ist auch, dass sich die Prinzessin/Gänsemagd Elisabeth im Verlauf des Films charakterlich weiterentwickelen darf und wächst. Wie im Märchen ist sie zunächst eine sehr passive Figur, die sich viel zu sehr von den Menschen in ihrer Umgebung abhängig gemacht hat. Im Verlauf der Handlung reift Elisabeth jedoch, bekommt mehr Mut und beginnt, für ihre Liebe und ihr Schicksal zu kämpfen. Aus dieser Idee hätte man gern noch ein wenig mehr herausholen können, was aber bei 60 Minuten Laufzeit wahrscheinlich nur schwierig möglich war. Gleiches gilt für das kleine Musikthema, das sich durch den Film zieht sowie für die Windmagie, die Elisabeth offenbar zur Verfügung steht, über die man jedoch nicht wirklich etwas erfährt. Sehr erfreulich ist allerdings, dass der Film eine glaubwürdige Motivation gefunden hat, warum sich die Gänsemagd dem alten Eisenofen anvertraut.
Hier passt (so gut wie) alles: Kulissen und Kostüme sind traumhaft, Anja Kömmerling und Thomas Brinx haben die Gebrüder Grimm-Vorlage wunderbar adaptiert und die Schauspieler agieren glaubhaft (und sind darüber hinaus noch schön anzusehen!): Karolin Herfurth gibt eine wunderbar sanfte Märchenprinzessin, Susanne Bormann eine machtbesessene und dennoch mehrdimensionale Kammerzofe und Florian Lukas ist ein sympathischer, hübscher Prinz.
Ergänzt wird die DVD noch durch ein gelungenes, immerhin fast 30minütiges Making Of.
Den Film bei Amazon kaufen: hier!