Den meisten Menschen geht es eigentlich sehr gut. Riley Blackthorne, der Hauptfigur des Romans Dämonenfängerin 1 – aller Anfang ist Hölle von Jana Oliver hat allerdings Kummer: Die Halbwaise lebt mit ihrem Vater auf engstem Raum, Schulden wegen der Behandlung der schließlich verstorbenen Mutter erdrücken die kleine Familie, und Riley will unbedingt Dämonenfängerin werden.
Die Welt des Romans ist unsere, allerdings ist sie im Jahre 2018 einen großen Schritt weiter vor die Hunde gegangen: Die USA stecken in einer jahrelangen Rezession, der Staat ist vollkommen überfordert, selbst seine Kernaufgaben wie schulische Bildung, Justiz, Sicherheit und medizinische Versorgung zu erledigen, der Absturz von der Armut ins Elend droht Dutzenden von Millionen von Menschen – und das Land wird seit Jahren von Dämonen heimgesucht. Die Magie ist wieder aufgetaucht, und die Folgen sind vor allem negativ: Totenbeschwörer kaufen den Menschen die Leichen ihrer frisch Verstorbenen ab und vermieten sie als Diener an die Vermögenden.
Der übernatürlichen Plage begegnen die Menschen mit US-amerikanischem Pragmatismus: Priester verschiedener Glaubensbekenntnisse stellen geweihtes Wasser und andere nützliche Dinge kostenlos zur Verfügung; Wicca-Hexen und andere magische Traditionen handeln mit ihrem Wissen; und neben den fanatischen, in Mönchsorden organisierten Dämonenjägern des Vatikans gibt es auch die Dämonenfänger, eine privat organisierte Berufsgemeinschaft, die mithilfe von magischen Kugeln die in fünf Gefährlichkeitsstufen eingeteilten Dämonen einfängt und über Zwischenhändler an die Kirchen liefert.
Chauvinismus ist weit verbreitet, und in diesem gefährlichen Beruf tummeln sich ausschließlich Männer. Aber Riley will die erste Dämonenfängerin werden. Dass ihr Vater ein berühmter Dämonenfänger ist, ist dabei nützlich. Dass die kleine Familie bettelarm ist und Riley noch zur Schule geht, ist da eher ein Problem. Dass sie in der Pubertät steckt und leckere Männer und Jungs wie ihren besten Freund Peter, ihren erwachsenen Mentor Beck und den liebenswerten Mitlehrling Simon zur Auswahl hat, bringt ihre ohnehin aufwallenden Hormone noch weiter durcheinander.
Riley erweist sich als erfolgreich, aber der Weg zum Ziel ist viel härter, als sie (und die Leserschaft) erwartet hätte. Die Heldenreise der jungen Dämonenfängerin ist mit dem ersten Band abgeschlossen, ihre Ausbildung geht aber weiter: Der zweite Band der von Maria Poets kompetent und sicher übersetzten Reihe wird sehnsüchtig erwartet.
Fakten:
Titel: Die Dämonenfängerin (1) Aller Anfang ist Hölle
Autorin: Jana Oliver
Originaltitel: The Demon-Trapper’s Daughter
Übersetzung: Maria Poets
Aufmachung: Gebunden, 537 Seiten
Verlag: FJB
Preis: 16,95 €
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Eine Gastrezension von L. Perutz