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31. Januar 2012

Ben Aaronovitch: Die Flüsse von London

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 15:00

Die Flüsse von LondonRezension von Nina Behrmann

„Können Sie beweisen, dass sie tot sind?“

Am letzten Tag seiner Ausbildung als Police Constable wird Peter Grant zu einem Mordfall gerufen, bei dem das Opfer – wörtlich – den Kopf verloren hat. Sein einziger Zeuge: Ein Geist. Weil Geister aber nicht zum Alltag eines Polizisten und vor allem nicht zum Alltag von Peter gehören, tut er die Begegnung als Humbug an. Immerhin muss er sich mit ganz anderen Problemen herumschlagen. Seine Kollegin Lesley ignoriert seine Annäherungsversuche erfolgreich und ergattert, im Gegensatz zu ihm, eine begehrte Stelle bei der Londoner Mordkommission. Peters Zukunft hält lediglich einen Schreibtischjob bereit, auf den er alles andere als scharf ist.

Als er jedoch seine Stelle antreten soll, erfährt er, dass er Detective Chief Inspector Thomas Nightingale unterstellt wird. Und Chief Inspector Nightingale behandelt nicht irgendwelche Fälle – als praktizierender Magier vermittelt er zwischen der englischen Regierung und diversen magischen Wesen in London. Er nimmt Peter als Verstärkung und gleichzeitig als Magierlehrling auf, was in Peters Leben einige Veränderungen mit sich bringt. So gestaltet sich sein erster Einsatz auch nicht wirklich alltäglich; gemeinsam mit Nightingale muss er sich um einen Aufstand zwischen Anhängern des Themsegottes und der Themsegöttin kümmern und stößt dabei auf einen Familienvater, der erst sein Baby und dann seine Frau umbringt, ehe er mit einem eingeschlagenen Gesicht tot zusammenbricht.

Während Peter noch versucht damit zurecht zu kommen, dass Magie nun auch zu seinen Aufgaben gehört, geschehen weitere Morde, alle nach dem gleichen Muster. Wildfremde Menschen laufen Amok und sterben dann, mit blutigen, völlig zerstörten Gesichtern.
Gemeinsam mit seiner Kollegin Lesley und ihren Fähigkeiten in Bezug auf das Computersystem Holmes (das noch auf ein Upgrade auf Sherlock wartet) macht Peter sich daran, dem Killer, der Menschen das Gesicht aufreißt, auf die Spur zu kommen und gleichzeitig einen drohenden Krieg zwischen Themsegott- und -göttin zu verhindern.

Schon wieder ein Zauberlehrling? Aber nein!

Das Thema „Moderne Magie in England“ ist spätestens seit Harry Potter nichts neues mehr. Aber kaum jemand hat es so wundervoll und unterhaltsam beschrieben wie Ben Aaronovitch. Das Buch wird aus Peters Sicht erzählt und strotzt nur so vor trockenem Humor. Anders als der Welt berühmtester Hogwarts-Absolvent ist Peter kein elfjähriger Junge, der sich plötzlich zwischen Flussgöttern und Zauberern wiederfindet. Als ausgebildeter Polizist mit einer ausgeprägten Neugier für wissenschaftliche Zusammenhänge und Kabelfernsehen, geht er an jedes magische Problem erst einmal mit einer gesunden Portion Realismus heran. Er hinterfragt und bringt magische Formeln, Rituale und Gesetze in einen wissenschaftlichen Kontext. Dass der Spaß für den Leser dabei nicht verloren geht, verdankt man Peters ersten magischen Gehversuchen, die meist mit lahmen Handys und explodierenden Äpfeln enden.
In „Die Flüsse von London“ wird London zum Teil der Geschichte und zum eigenständigen Protagonisten. Aaronovitch beschreibt mit wenigen, sehr genau beschriebenen Bildern die Stadt an der Themse und hat ein ausserordentliches Händchen für Stimmungen und Charaktere. Neben Peter ist es Nightingale, der als geheimnisvoll-steifer Gentleman aus dem vorigen Jahrhundert einen spannenden Gegenpart zur Jugend seines Zauberlehrlings bietet. Gerade die Interaktion zwischen beiden geben dem Buch den nötigen Pfiff und sorgen dafür, dass keine Längen aufkommen.

Einziger Wermutstropfen ist die mangelnde Überarbeitung durch die Redaktion. Der Übersetzer und/oder der Lektor hatte eine Vorliebe für recht willkürliche Bindestriche und fehlende Kommata. Das ist aber eher ein Minuspunkt für Pedanten. Alle anderen erwartet sehr kurzweilige, spannende und vor allem lustige Lektüre, wenn sie zu „Die Flüsse von London“ greifen!

Fakten:

Titel: Die Flüsse von London
Autor: Ben Aaronovitch
Reihe: Rivers of London/Peter Grant Mysteries (1)
Originaltitel: Rivers of London
Übersetzung: Karlheinz Dürr
Aufmachung: Taschenbuch, 480 Seiten
Verlag: dtv
Preis: 9,95 €

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2 Comments »

  1. Ich bin über das Buch in einem Bücherforum gestolpert und da ich festgestellt habe, daß diese Art von Urban Fantasy (eine Welt, in der ich mich problemlos zurechtfinde, die aber etwas mehr enthält, als der gemeine Sterbliche sehen kann) mir sehr zusagt und London eine meiner Lieblingsstädte ist, mußte ich das Buch unbedingt haben und bin auch nicht enttäuscht worden. Ich freue mich schon sehr auf Band zwei!

    VG Bianca

    Kommentar by Bianca — 31. Januar 2012 @ 18:44

  2. Klingt nach einem Buch für mich! Danke für die Rezension.

    Kommentar by Susanne — 1. Februar 2012 @ 23:33

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