Nach dem schrecklichen Tod ihrer Eltern vor vielen Jahren sperrt sich die Historikerin Diana Bishop vor ihren eigenen magischen Kräften. Stattdessen konzentriert sie sich auf eine nüchterne Laufbahn als Wissenschaftlerin und vergräbt sich in Bergen alter Folianten in verstaubten Museen. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem ihr in der Bibliothek von Oxford ein altes Manuskript in die Hände fällt, das offensichtlich magisch versiegelt wurde. Zunächst ahnt sie nicht, dass sie damit über einen wahren Schatz gestolpert ist, an dem die Gemeinschaft übernatürliche Wesen bereits seit langem interessiert sind. Erst als um sie herum immer mehr Dämonen und Hexen auftauchen begreift sie, dass sie sich Sorgen machen muss. Um diesen zu entkommen, sieht sie sich gezwungen, etwas zu tun, das sie nie für möglich gehalten hätte: einem Vampir vertrauen. Der attraktive Blutsauger Matthew Clairmont ist gerade rechtzeitig in Oxford aufgetaucht, um Diana bei der Flucht vor ihren Verfolgern zu unterstützen. Ob er selbst dabei ganz uneigennützig handelt, da kann sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher sein …
Deborah Harkness’ “Die Seelen der Nacht” hat mich überrascht. Das liegt vor allem daran, dass ich aufgrund des Covers und des deutschen Titels etwas anderes erwartet habe. In diesem Fall erweist sich das als großer Vorteil, denn was ich bekommen habe, mochte ich so viel lieber!
Wer kennt den Film “Zauberhafte Schwestern” mit Sandra Bullock und Nicole Kidman? In mancherlei Hinsicht hat mich “Die Seelen der Nacht” atmosphärisch an diesen erinnert – vor allem im ersten und im letzten Drittel. Dort erfährt man viel über die Welt der Hexen, über Dianas Fähigkeiten und über ihre Familie. Gerade von letzterer geht unglaublich viel Charme aus, nicht zuletzt, weil auch das Haus, in dem sie leben, einen eigenen Charakter hat. Der Mittelteil hingegen fällt etwas aus der Reihe. Er konzentriert sich in erster Linie auf die unvermeidbare Liebesgeschichte zwischen Diana und Matthew und kommt nicht ohne einige Klischees aus. Zudem hat der Spannungsbogen gerade hier einen Hänger. Aufgeben sollte man trotzdem nicht, denn das letzte Drittel unterhält wieder wunderbar.
Hörbuchsprecherin Dana Geissler liest unaufdringlich: das ist nicht unangenehm, aber im Vergleich zu Kollegen etwas blass. Dennoch passt ihre ungekünstelte Interpretation zur Story.
“Die Seelen der Nacht” ist ein gelungener Urban Fantasy-Roman über Hexen und Dämonen, der erfreulicherweise seine eigenen Wege geht und nicht mit der üblichen Kick Ass-Heldin aufwartet. Man kann ihm allenfalls ankreiden, dass der Verlag nirgends erwähnt hat, dass es sich bei dem Buch um den Auftaktband zu einem Mehrteiler handelt. So wird der Zuhörer am Ende der letzten CD mit einem Cliffhanger im Regen stehen gelassen. Andererseits macht das Neugierig auf die Fortsetzung, die zumindest in den USA bereits für Sommer diesen Jahres angekündigt ist.