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18. Mai 2012

Zwerg (1) Wyrimir

Category: Comics,Rezensionen – Darkstar – 18:00

Zwerg (Band 1)In einer phantastisch-mittelalterlichen Welt regiert König Traorig mit eiserner Hand über sein Volk. Eine alte Prophezeiung besagt, dass ein Kind, das mit einem Mal gezeichnet ist, ihn eines Tages vom Thron stoßen wird. Deshalb hat er sein Volk dazu angehalten, alle Neugeborenen, die ein Mal aufweisen, zu töten. Als der junge Oth geboren wird und seine Mutter im Kindbett stirbt, bringt es sein Vater nicht über sich, den kleinen Sohn zu töten, den er seit Jahren herbeigesehnt hat. Er flieht mit dem Neugeborenen tief in die verwunschenen Wälder von Belouv. Doch erst, als er selbst im Sterben liegt und die Häscher des Königs Oth bereits auf seiner Spur sind, erzählt er seinem Sohn seine Geschichte. Oth bestattet seinen Vater nach Zwergenart und flieht dann tiefer in die Wälder. Dort lernt er einige sprechende Tiere kennen – einen adeligen Frosch, den Eber Wyrimir und ein Rudel Wölfe. Doch erst, als er dem schönen, aber kriegerischen Volk der Sylphen begegnet und mit deren Königin einen Handel abschließt, entscheidet sich Oth dazu, sein Schicksal anzunehmen …

Für sein Comicepos “Zwerg” hat sich Texter Shovel für eine sehr klassische High Fantasy-Geschichte entschieden, die zwar diverse typische Versatzstücke des Genres kombiniert, dies aber auf sehr sympathische Art und Weise. Nachdem viele phantastische Comics der letzten Jahre zudem oft einen entweder recht düsteren Ton angeschlagen haben oder bewusst in eine eher satirische Richtung gingen, bietet “Wyrimir” mit seiner Rückbesinnung auf traditionelle Elemente wohltuende Abwechslung.

Shovel erfindet das Rad nicht neu: Ein prophezeiter Außenseiter, der vom Schicksal dazu bestimmt ist, das Volk vom tyrannischen König zu befreien, ist wahrlich nichts Neues. Ebenso wenig wie der Umstand, dass er als Einzelgänger in den tiefen Wäldern aufgezogen wurde und sich im Verlauf der Handlung mit magischen Gefährten anfreundet. Dass die Hauptfigur der Saga zum Volk der Zwerge zählt, wird innerhalb der Geschichte interessanterweise kaum spürbar. Sowohl äußerlich als auch charakterlich erinnern Oth und Co. eigentlich an die menschlichen Bewohner einer phantastisch-mittelalterlichen Welt und zu Anfang des Comics realisiert man zunächst nicht, dass es sich bei allen auftretenden Personen um Zwerge handelt. Sie leben nicht unterirdisch und graben nach Erz, sondern leben in gewöhnlichen Städten und Hüttchen. Mit dem überwiegend weiblichen Volk der Sylphen stehen sie seit Generationen im Krieg. Die feenartigen Amazonen mit den winzigen Flügelchen sind ein Waldvolk und stehen im Comic stellvertretend wie die sprechenden Tiere, die Oth begegnet, für die magische Anderwelt des Zwerg-Universums. Während sämtliche Figuren – einschließlich der Hauptfigur – leider etwas eindimensional und blass scheinen, sorgt diese Vielfalt phantastischer Wesen dafür, dass die Geschichte spannend bleibt. Sie, und die stimmungsvollen Zeichnungen:

Vom etwas unspektakulären Titelbild sollte man sich nicht abschrecken lassen – die Zeichnungen im Inneren des Hardcover-Albums sind ganz anderer Natur als das Cover das vermuten lässt. Autor Shovel selbst ist für die Zeichnungen verantwortlich. Er setzt auf klare Linien, klassische Zeichnungen, zahlreiche Details und – besonders erfreulich – viele wechselnde Perspektiven. Das macht die Handlung sehr dynamisch. Hinzu kommt die wunderbare Koloration durch Dimitri Fogolin, die die phantastische Note der Geschichte sehr unterstreicht. Mit satten, leuchtenden Farben zaubert er immer die passende Atmosphäre aufs Papier: Ob es sich um Szenen handelt, die in trutzigen Steinbauten spielen, oder um solche, die in einem verwunschenen Wald bei Mondschein und Lagerfeuerromantik handelt. Graphisch entsteht so eine gewisse Nähe zum märchenhaften Disney-Kino, wenn auch die Geschichte rauer und düsterer daher kommt als “Aladdin” & Co. Vielleicht ist “Zwerg” deshalb insgesamt mit den Comics des franko-belgischen Kult-Comickünstlers Crisse vergleichbar. An dessen farbenprächtige, üppige Zeichnungen kommen Shovel & Fogolin zwar nicht heran, aber sie sind auch nicht allzu weit davon entfernt.

Wer Lust auf eine wunderbar gezeichnete und sehr klassisch-phantastische Geschichte in der Tradition der 80er und frühen 90er Jahre hat, sollte unbedingt in das Album hinein blättern. Mit “Wyrimir” hat das Kreativ-Duo einen Serienauftakt geschaffen, der sich in mehrfacher Hinsicht sehen lassen kann. Empfehlenswert!

Das Album bei Amazon kaufen: hier!

Diese Rezension erscheint auch auf Media Mania!

Eine Leseprobe gibt’s auf der Verlagswebsite.

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