Die junge Clodagh ist eine von sechs Schwestern, die mit ihrer Familie an einem mystischen Ort tief in den irischen Wäldern aufwächst.
Anders als ihrer Tante Liadan, einer berühmten Heilerin, oder ihrer Schwester Sibeal, einer mächtigen Seherin, scheint ihr ein gewöhnliches Leben vorherbestimmt. Cloadaghs Talente liegen in alltäglichen Dingen wie dem Nähen, dem Kochen und der Führung eines Haushalts. Dennoch sind es diese Fähigkeiten, die in Sevenwaters gerade dringend gebraucht werden. Denn obwohl ihre Mutter eigentlich dafür bereits zu alt ist, kämpft diese mit eisernem Willen darum, eine schwierige Schwangerschaft durchzustehen, um nach sechs Töchtern endlich einen ersehnten männlichen Stammhalter zur Welt zu bringen.
Die Situation wird dadurch verkompliziert, dass Clodaghs Vater eigentlich bereits seinen Neffen Bran zu seinem Erben erklärt hat. Dieser befindet sich mit einem Teil seiner Männer – Bran ist der Anführer einer Gemeinschaft von Kriegern – in Sevenwaters, als das Kind zur Welt kommt. Unter seinen Begleitern befindet sich auch der geheimnisvolle Cathal. Er ist raubeinig und leichtsinnig, schwer zu durchschauen und hat in das Innenfutter seines Mantels seltsame Gegenstände eingenäht. Zunächst weiß Clodagh nicht, was sie von dem gefährlichen Fremden halten soll. Gerade, als sie ihm zu Vertrauen beginnt, verschwindet er mit einer seltsamen Warnung auf den Lippen. Schlimmer noch, in der gleichen Nacht wie er verschwindet auch Clodaghs neugeborener Bruder. In seiner Wiege liegt ein Wechselbalg: Ein mageres Etwas aus Zweigen, Moos, Wurzen und Stein. Clodagh ahnt, dass sie die einzige ist, die die Kraft hat, dass zu tun, was getan werden muss. Sie sucht sich einen Weg in die Anderswelt der Feen, um den Wechselbalg gegen ihren leiblichen Bruder auszutauschen. Und dort trifft sie Cathal wieder …
Was für ein phantastischer Tripp in die magische Welt der Feen! In “Die Erben von Sevenwaters“, dem vierten – aber in sich abgeschlossenen – Roman aus Juliet Marilliers großer Sevenwaters-Reihe, bereist der Zuhörer gemeinsam mit der Protagonistin erstmals jene geheimnisvolle, verzauberte Welt, die sich in vorangegangenen Büchern allenfalls schlaglichtartig dargestellt hat. Diesmal begegnen wir faszinierenden Baumwesen, sprechenden Wassergeistern und begleiten Clodagh auf ihrem aufregenden, anstrengenden Tripp durch reissende Wasserfluten, in schwindelerregende Höhen und zu angsteinflössenden Orten. Juliet Marillier arbeitet mit cineastischen Bildern, die im Gedächtnis hängen bleiben und einen förmlich in die Geschichte hineinsaugen.
Bis das allerdings geschieht, dauert es etwas. Storytechnisch braucht der vierte Sevenwaters-Roman zugegebenermaßen etwas, bis er Fahrt auf nimmt. Juliet Marillier nimmt sich zunächst ausführlich Zeit, die Figuren vorzustellen, den Status Quo der Sevenwaters-Familie aufzuzeigen, von deren Leben zu berichten und in die Handlung einige Sagenerzählungen einzuflechten. Den Fan der Reihe stört das nicht sonderlich, aber man hätte hier eindeutig straffen können. Dass die Zuhörer am Ball bleiben, liegt nicht zuletzt an der Lesung von Tanja Geke. Diese interpretiert ein weiteres Mal einen Juliet Marillier-Roman mit viel Einfühlungsvermögen und dem richtigen Gespür für Sprachmelodie und Intonation. Da macht das Zuhören einfach Spaß!
Das Hörbuch gibt es ungekürzt (über 17 Stunden) exklusiv bei Audible.