Wien zur Zeit des österreich-ungarischen Kaiserreichs:
Kato, die Tochter des Barons von Mayenburg, wächst behütet bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter auf. Von dem Krieg, den sich das Militär vor den Toren der Stadt mit jenen Wesen liefert, die man Engel nennt, bekommt sie nur wenig mit. Ihre Fähigkeit, Aetherwesen zu sehen, bringt sie jedoch in große Gefahr. Wie ihr Vater zählt Kato zu den wenigen Menschen, die die Elementargeister sehen können, die in den Flammen der Aetherlampen leben. Eine Gabe, für die sich das Kriegsministerium brennend interessiert, die die Medizin jedoch als Wahnvorstellungen abtut. Als Kato herauszusuchen versucht, was es mit den Elementaren tatsächlich auf sich hat, gerät sie zwischen die Fronten.
Unterdessen erhält Katalin Nagy einen brisanten Auftrag von Ihrer Majestät, der Kaiserin Sophie. Unter dem Siegel höchster Geheimhaltung soll die ehemalige Spionin und jetzige Abteilungsleiterin des staatlichen Sicherheitsbureaus herausfinden, was in der Nervenheilanstalt von Dr. Charcot – vor allem in der mysteriösen Abteilung D – wirklich vor sich geht. Arbeitet Charcot für oder gegen das Kaiserreich, und warum hat ein Krankenhaus Verbindung zum Militär? Nagy ist sich bewusst, dass es ein Himmelfahrtskommando ist, für das sich ihr langjähriger Verbündeter Shenja freiwillig meldet. Als vermeintlicher Insasse soll er herausfinden, was in der Irrenanstalt vor sich geht. Doch der Plan geht schief. Die brutalen, höchst experimentellen Behandlungen, mit denen man in der Klinik die Patienten behandelt, gehen nicht spurlos an Shenja vorbei, und Katalin Nagy droht Opfer politischer Intrigen zu werden …
Düsterer Pageturner
Susanne Gerdoms “Aethermagie” war für mich eine echte Überraschung und ein Lesehighlight im Herbst. Ich habe zwar auch bereite Susannes andere Ueberreuter-Bücher sehr gemocht (das dunkle Gothic-Märchen “Der Nebelkönig” und das lichte Zaubermärchen “Das gefrorene Lachen“), aber “Aethermagie” war als Steampunk-Roman angekündigt und weder dieses Genre, noch der Klappentext, noch das erste Kapitel hat mich wirklich vom Hocker gerissen. (Dabei ist der Klappentext durchaus zutreffend – er kann meiner Meinung nach nur nicht vermitteln, welcher Charme von dem Buch ausgeht, aber dazu später). Gut, dass mir Susanne auf der Leipziger Buchmesse von der aufwändigen Recherchearbeit für den Roman erzählt hat, das hat mich dann doch neugierig gemacht. Also habe ich mich durch das erste Kapitel gekämpft, mit dem zweiten begonnen – und von diesem Moment an hatte mich das Buch am Hacken und ich konnte es kaum mehr aus der Hand legen. Ich mochte die Figuren, das Setting und die spannende Handlung, die sich langsam entfaltete. So Steampunkig, wie ich befürchtete, wird es in Aethermagie gar nicht. Susanne Gerdom konzentriert sich auf einige sorgfältig ausgewählte Details und erschafft in erster Linie eine Welt, in der Elementarwesen – Salamander, Sylphen, Undinen und Gnome – aus einer anderen Wirklichkeit in die unsere gelockt werden.
Kein klassisches Jugendbuch
Überhaupt wird es ziemlich düster. Auch wenn Cover und der Verlag, in dem der Roman erschienen ist, das suggerieren, ist “Aethermagie” für mich kein klassisches Jugend- oder All Age-Buch. Susanne Gerdom erzählt ihre Geschichte zu gleichen Teilen aus Sicht einer jugendlichen und zweier erwachsener Protagonisten, und gerade der zweite Handlungsstrang hat es in sich. Er führt den Leser tief in die bizarre, erschreckende Welt einer historischen Irrenanstalt, in der man grausame Experimente an den Patienten durchführt. Diese werden mitunter recht deutlich geschildert, was gleichzeitig abstößt und fasziniert und auf mich als Leser eine unglaubliche Sogwirkung ausgeübt hat. Man leidet und hofft mit den Patienten und will unbedingt herausfinden, was hinter den Mauern der Anstalt wirklich vor sich geht.
Undurchsichtige Charaktere
Der Roman überzeugt aber nicht nur durch sein atmosphärisches Setting, sondern auch durch die gekonnten Charakterzeichnungen. Die Hauptfiguren (Kato, Katalin und Shenja) sind sympathisch und die Nebenfiguren sind faszinierend. Da wären z. B. Mizzi, die Tochter des Kaiserpaares, die auf die Hofetikette pfeift (wenn niemand sie dabei beobachtet) oder der geheimnisvolle Professor Tick, ein Hüter der Zeit, dessen Antiquitätenladen zu den kuriosesten Zimmern führt. Besonders fasziniert war ich von der Tatsache, dass es Susanne Gerdom gelingt, diverse Nebencharaktere so facettenreich zu zeichnen, dass man gar nicht weiß, was man von ihnen halten soll. Wenn sich z. B. Kato mit Dr. Charcot unterhält, bekommt man einen ganz anderen Eindruck von ihm als wenn das Shenja tut. Ist Charcot ein missverstandenes Genie? Ein Gutmensch, der nicht bemerkt, was um ihn herum vor sicht geht? Oder ein sadistischer, kompromissloser Wissenschaftler? Wer ist der Verräter, der Katalin Nagy in Gefahr gebracht hat? Die Geschichte macht deutlich, dass der Leser ihm bereits begegnet sein muss, doch wer hinter der Intrige steckt, bleibt lange ungewiss.
Nach einer kurzen Anlaufschwierigkeit entwickelt sich “Aethermagie” zu einem Pageturner, den man am Besten in einem Rutsch durchliest. Und der Lust auf eine Fortsetzung macht, die hoffentlich bald erscheint. Denn am Ende des Romans hat Susanne Gerdom ihre parallelen Handlungsstränge verknüpft. Ihre Figuren stehen an einem Wendepunkt – aber die großen Mysterien der Aetherwelt und die Wahrheit über das, was in Wien eigentlich vor sich geht, sind noch nicht enthüllt.
Fakten:
Titel: Aethermagie
Autorin: Susanne Gerdom
Reihe: Aethermagie, Band 1
Aufmachung: Hardcover mit Schutzumschlag, 447 Seiten
Verlag: Ueberreuter
Preis: 16,95 EUR
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