New York an einem Freitag abend: Jean-Paul Beaubier alias Northstar, Rémy LeBeau alias Gambit und Cecilia Reyes – sie alle konzentrieren sich eigentlich gerade voll und ganz auf ihr Privatleben. Northstar ist gerade mit seinem Lebensgefährten Kyle zusammen gezogen. Beide fragen sich, wie sich ihr Verhältnis nun verändern wird, nachdem sie jahrelang eine Fernbeziehung geführt haben. Gambit und Cecilia setzen sich mit der Entscheidung auseinander, ob aus ihrer platonischen Freundschaft mehr werden sollte. Nichts liegt ihnen ferner, als an die X-Men zu denken. Da tritt unerwartet Wolverine mit ihnen in Kontakt und versammelt sie in Gambits Wohnung. Eine Minute später stecken die ehemaligen Mitglieder der X-Men mittendrinn in einem turbulenten Fall.
Eine Gruppe Superschurken, die Marauders, scheinen es darauf angelegt zu haben, die Mutanten zu Kleinholz zu verarbeiten. Schnell sind in den Kampf auch weitere Superhelden verwickelt: Iceman, Warbird und Karma, und gemeinsam gelingt es ihnen, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Sie ahnen nicht, dass sie damit einem unbekannten Feind genau in die Hände spielen. Denn dieser hat den Kampf der Marauders und der Mutanten nur inszeniert, um in der Lage zu sein, letztere in unbequeme Positionen hinenzumanövrieren. Dann schlägt er zu. Er bemächtigt sich Karma und nutzt deren Fähigkeiten dazu, Gambit und Wolverine in Kampfmaschinen zu verwandeln, die ihre Freunde angreifen. Dabei gerät auch Kyle in Lebensgefahr …
Gelungene Mischung aus Action & Privatem
Mit den im 38. X-Men-Sonderheft von Panini startet Urban-Fantasy Autorin Marjorie M. Liu (“Gefährtin der Dämonen“) ihren Run der “Astonishing X-Men” und steigt damit in große Fußstapfen. Zwar haben die Serie nach dem Ende von Joss Whedons Run die Serie betreut, doch seine 25 Ausgaben “Astonishing X-Men” zählen für mich zu den besten Superhelden-Abenteuern, die ich bis dato gelesen habe. Das sage ich nicht nur, weil ich Whedon-Fan bin. Für mich lag es vor allem an der gelungenen Interaktion der Figuren untereinander. Da ist es schön, dass es auch die neue Serienautorin bei aller Action nicht versäumt, das Privatleben der Akteure zu beleuchten. Hier sind das allesamt gestandene Superhelden. Während ich das X-Men-Franchise (ich bin kein regelmäßiger Leser) meist damit in Verbindung bringe, dass ältere Mutanten neben ihren Missionen auch die nächste Generation ausbilden, konzentriert sich Liu in ihrem Zyklus auf erfahrene Mutanten, die mehr oder minder unfreiwillig in ein Abenteuer hineingezogen werden.
Anders als Whedon, der sich mit (u. a.) Cyclops, Kitty Pride, Emma Frost und Beast für sehr bekannte Protagonisten entschied, wählte Liu für das neue “Team Wolverine” Mutanten aus der B- und C-Reihe. Genau das gibt ihr allerdings die Freiheit, sich auch stark derem Privatleben zu widmen. So wird das Kampfgeschehen in den vier versammelten Ausgaben hier eindeutig zur Nebensache, während sich die Comics vor allem mit den Gefühlen der Akteure auseinander setzen. In erster Linie konzentriert sich die Handlung auf Northstar aka Jean-Paul und Kyle und die Schwierigkeiten, die sie in ihrer Beziehung gerade miteinander durchmachen. Das allein ist schon erwähnenswert, zumal es eine so prominente schwule Liebesgeschichte samt gezeigten Zärtlichkeiten und Küssen meines Wissens in amerikanischen Superhelden-Serien so noch nicht bzw. kaum gab. Ein großes Lob an Marvel dafür, dass man sich dazu getraut hat – und auch an Panini dafür, bereits auf dem Cover das große Event – die Hochzeit zwischen Kyle und Northstar – abzubilden. (Mich würde interessieren, wie der Gelegenheits-X-Men-Käufer auf dieses Titelbild im Laden reagiert. Greift er zu, oder lässt er es doch lieber stehen?)
Immerhin kann so niemandem dem Comic-Sonderband vorwerfen, eine Mogelpackung zu sein: Das Cover repräsentiert den Storybogen, den die Handlung hier schlägt: Die Beziehung zwischen Jean-Paul und Kyle, die von einer rauschenden Hochzeit gekrönt wird, bei der sämtliche X-Men anwesend sind. Dort kommt es zu zahlreichen Cameo-Auftritten, die Fans freuen dürften (darunter: Kitty Pride, Storm, Beast und Rouge). Besonder schön übrigens, dass Liu nicht ausschließlich ein “Heile Welt”-Bild zeichnet. So bemerkt Jean-Paul durchaus, dass einige Gäste der Einladung nicht gefolgt sind, weil sie einer homosexuellen Hochzeit nicht beiwohnen wollen. Northstars Kampfgefährtin Warbird eröffnet ihm sogar: “Ich kann der Hochzeit nicht beiwohnen. Es wäre für mich eine Lüge. Ich kann die Gültigkeit des Gelübdes nicht anerkennen. Ich sage es ungern, weil ich dich respektiere, aber so empfinde ich.” Es ist also nicht alles eitel Sonnenschein im Marvel-Universum – und trotzdem findet die Hochzeit statt!
Der Storystrang um den Feind, der die Marauders kontrolliert hat, ist hingegen noch nicht abgeschlossen. Das Comicheft endet in einen Cliffhanger, der für die im März erscheinende Fortsetzung viel Action verspricht. Es dürfte spannend werden, ob Liu den Fokus auf das Privatleben der Mutanten auch dann beibehält – und ob die Beziehung von Jean-Paul und Kyle auch nach ihrer Hochzeit beleuchtet wird, oder ob Marvel findet, jetzt reiche es erstmal.
Auch wenn die Story selbst nicht durchgehend so rund ist, wie man sich das wünschen könnte, die Übersetzung (oder der Originaltext?) hier und da etwas holpert und die Zeichnungen zwar guter Durchschnitt, aber nicht so grandios sind wie die von Chris Claremont, liefert “X-Men Sonderheft 38: Astonishing X-Men – Die Hochzeit des Jahres” auf seinen immerhin 100 Seiten durchaus gute Unterhaltung, einen wichtigen Beitrag zur Gleichberechtigung und macht neugierig auf die nächste Ausgabe!
Eine Leseprobe gibt es hier!
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Ich möchte die Handlung um die Hochzeit, auch wenn es sicher nicht die cleverste Handlung war. Dafür hat mir die verschachtelte Erzählweise gefallen und Kyle fand ich von der ersten Seite an klasse.
Bei Warbird hatte ich es übrigens so verstanden, dass sie generell gegen Ehen ist und deswegen nicht zur Hochzeit wollte – aber das kann bei mir auch daran liegen, dass ich den Comics im Original gelesen habe.
Kommentar by Jean — 27. Januar 2013 @ 20:22
Oh, danke für den Hinweis. Da sollte ich nochmal ins Original gucken ,-)
Wir können uns ja am Dienstag darüber austauschen! ,-)
Kommentar by Darkstar — 27. Januar 2013 @ 21:06
P. S. Kyle mag ich auch
Kommentar by Darkstar — 27. Januar 2013 @ 21:07