Land des Todes wird das Flachland im Norden von Alison Croggons Alternativ-England genannt, das auf Fremde karg, trostlos und etwas hinterwäldlerisch wirkt. Die Welt dreht sich hier langsamer, die Bewohner sind konservativer und statt moderner Städte gibt es hier vor allem kleine, abgelegene Dörfchen.
Jeder Ort besitzt einen Zauberer, dessen Funktion eine Mischung aus der eines Richters und der eines Priesters ist – und vor dem die ganze Gemeinde in (Ehr-)Furcht lebt, auch wenn er nur selten echte Magie wirkt. Frauen in dieser Gegend ist Magie grundsätzlich völlig verboten. Wenn eine dennoch Zeichen von Zauberei trägt, wird sie als Hexe verschrien und gerichtet.
Nur ihre hohe Stellung als Landadelige bewahrt die kleine Lina davor, als Hexe gehenkt zu werden. Es ist ihre Geschichte, die Alison Croggon (Pelinor-Saga) in ihrem Stand Alone-Roman erzählt, auch wenn das zunächst nicht so scheint. Der Ich-Erzähler Hammel, mit dem sie ihr Buch beginnt, tritt nämlich schon bald in den Hintergrund. Er wird zum Statisten, dem die tragische Geschichte Linas erzählt wird.
Gemeinsam mit einer etwa gleichaltrigen Dienerstochter und ihrem mysteriösen Ziehbruder Damek wächst Lina als Halbwaise auf. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. Sie selbst gilt als Hexe verflucht. Erschwerend kommt hinzu, dass sie nicht bereit ist, sich den starren Konventionen ihrer Zeit zu fügen. Sie ist ein Wildfang, brennt vor Wissensdurst und ihre Zornesausbrüche sind berüchtigt und gefürchtet. Zu Damek, den sie zunächst aus ganzer Seele zu hassen scheint, entwickelt sie bald eine unzertrennliche Freundschaft, die im Lauf der Zeit zu mehr wird. Doch dann schlägt das Schicksal grausam zu …
Ich habe diese Rezension bewusst nicht mit einer Inhaltsangabe begonnen, sondern mit der Beschreibung des Settings, denn dieses macht viel mehr die Atmosphäre des Romans aus als die eigentliche Handlung. Alison Croggon gelingt es hervorragend, eine düstere, bedrückende Stimmung aufzubauen, mit der sie den Charme einer Gothic Romance einfängt: Unheimliche Gemäuer, schauriges Wetter, seltsame Begebenheiten, starre gesellschaftliche Regeln und leidenschaftliche Charaktere bevölkern “Land des Todes”.
Auch wenn das Ende nicht hundertprozentig überzeugt und man das Gefühl hat, in der Geschichte hätte noch ein Quentchen mehr stecken sollen, so lege ich das Buch jedem ans Herz, der Gothic Romances mag – oder aber Fantasy-Fans, die einfach mal was anderes lesen möchten!
Fakten:
Titel: Land des Todes
Autorin: Alison Croggon
Originaltitel: Black Spring
Aufmachung: Taschenbuch, 288 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Preis: 12,99 EUR