Ende September ist mit “Die gestohlene Zeit” der zweite Fantasy-Roman von Heike Eva Schmidt (“Purpurmond“) bei Knaur erschienen. Übrigens mit einem, wie ich finde, grandiosen Cover!
In dem Buch geht es um Emma, die bei einer Bergwanderung im Jahr 1986 in das geheimnisvolle Reich des Zwergenkönigs Laurin stolpert und, nachdem sie sich aus den Fängen der Zwerge befreit hat, feststellen muss, dass in der Menschenwelt 30 Jahre vergangen sind. Die Zeit der Deutschen Mark ist vorbei, Dieter Bohlen hingegen reitet immer noch auf der Erfolgswelle. Emma ist geschockt … ebenso wie die Protagonistin von Heike Eva Schmidts erstem Zeitreiseroman “Purpurmond”, in dem es die 17jährige Cat ins Mittelalter verschlagen hatte.
Zeitreisen scheinen es der Autorin also angetan zu haben. Ich hab’ überlegt, warum das so ist, und die Frage einfach direkt gestellt. Nachfolgend ihre Antwort im Rahmen eines Gastbeitrags:
Liebe Heike, hast du ein Zeitproblem?
Hallo, ich bin Heike Eva Schmidt, Autorin und darf heute zu Gast bei Christian in seinem Blog sein, Dankeschön dafür!
Christian würde gerne folgendes von mir wissen: “Sowohl in Purpurmond als auch in Die gestohlene Zeit reisen Deine Heldinnen durch die Zeit. Was fasziniert Dich an diesem Konzept?”
Es ist das Thema “Zeit”, das mich fasziniert. Denn ich finde, es hängt extrem von der eigenen Wahrnehmung ab, wie schnell oder langsam sie vergeht. Zum Beispiel Weihnachten: Als ich klein war, kam und kam Heiligabend einfach nicht und war endlich der 24. Dezember, erschien mir die Zeit vom Aufstehen bis zur Bescherung zäh wie Kaugummi. Was für ein Unterschied zu heute! Meinem Ausruf Ende November 2012: “Wieso ist eigentlich plötzlich zwei Mal im Jahr Weihnachten – und dann noch so kurz hintereinander?!”, kann man vielleicht schon entnehmen, dass mir inzwischen der Zeitraum eines Jahres verflixt kurz erscheint. Oft habe ich das Gefühl, ich komme gar nicht mehr hinterher – und in diesem Gefühl lag für mich auch der Reiz, “Die gestohlene Zeit” zu schreiben.
Es gibt ja diese Märchen von Menschen, die ins Reich der Zwerge kommen (meist, um deren Schätze zu stehlen) – und die als alte Menschen wieder herauskamen, obwohl sie dort unten nur wenige Stunden verbracht hatten. Diese Geschichten von der “unterschiedlichen Zeit” und die Legende um König Laurins Rosengarten ergaben für mich den perfekten Mix für einen neuen Romanstoff.
Denn im Gegensatz zu “Purpurmond”, in dem meine Hauptfigur mit Hilfe magischer Dinge in der Lage ist, in der Zeit zurückzureisen – also in die Vergangenheit – läuft bei der “gestohlenen Zeit” meiner Heldin die Zeit quasi davon und sie landet unfreiwillig in der Zukunft. Als ihr nämlich nach drei Tagen Gefangenschaft im Reich des grausamen Zwergenvolks die Flucht gelingt, muss sie feststellen, dass in der „Oberwelt“ inzwischen fast 30 Jahre vergangen sind.
Da ich meine Jugend Mitte/Ende der 80-er erlebt habe, war es für mich natürlich ein großes Vergnügen, meine Heldin quasi von einem Moment auf den nächsten von der Zeit der Karottenhosen, DuranDuran-Poster, des Walkman und Wählscheiben-Telefons ins Zeitalter der iPods, Handys und des Internets zu “beamen”.
Übrigens: manchmal, wenn mein Computer einfach nicht tut, was er soll oder ich immer noch nicht rausgekriegt habe, wie ich Mails per Handy beantworten kann, fühle ich mich meiner Romanfigur sehr, sehr nahe …! Nur, dass Emma sich in der “neuen Zeit” zurechtfinden muss, denn für sie geht es nicht nur um eine große Liebe, sondern auch bald ums nackte Überleben, da die Zwerge nicht die einzigen sind, die hinter ihr her sind …
Christian fragte natürlich auch, ob ich weitere Zeitreise-Abenteuer plane!
Ich sage mal so: Man soll nie “nie” sagen.
Aber für meinen nächsten Fantasyroman habe ich eine ganz andere Idee im Kopf, denn die dritte Zeitreise hintereinander wäre vielleicht ja auch etwas fade. Aber natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass ich mich irgendwann wieder einmal mit diesem Thema beschäftige, denn das Thema “Zeit” wird mich ja so oder so mein Leben lang begleiten ;-)
Viele Grüße schickt Euch durch Zeit und Raum
Heike Eva Schmidt
Heikes Website findet ihr übrigens hier!
Ein Interview mit der Autorin aus dem letzten Jahr gibt es hier!