Humoristische Fantasy ist etwas, das mich eigentlich gar nicht anspricht. Selbst Terry Pratchett ertrage ich nur in Maßen. Aber es gibt auch Ausnahmen, die mir Spaß machen. Und zwar dann, wenn ich das Gefühl habe, dass mir nicht Witz auf Witz mit dem Holzhammer eingebläut wird und wenn ich eine Handlung lese, die nicht nur aus Kalauern besteht und die sich organisch entwickelt und trotzdem Sinn macht. Solche Mischungen gibt es leider nicht allzu oft.
Aus diesem Grund würde ich eigentlich um die Romane von Jan Oldenburg schon von vorneherein einen großen Bogen machen. Nun wurde aber auf der Leipziger Buchmesse sein Erstling “Fantastik AG” mit dem Seraph 2013 für das Beste Debüt ausgezeichnet – und in seinem zweiten Roman geht es um eine chaotische Heldengruppe, die plötzlich die Tochter eines Totenbeschwörers an der Backe hat. Zwei Dinge, die mich dann doch irgendwie neugierig gemacht haben.
Und als das Buch dann bei mir in der Post auftauchte, habe ich beschlossen, Jan Oldenburg und seinen humorigen Romanen mal eine Chance zu geben.
Das klingt jetzt vermutlich so, als hätte mich “Totentrickser” geläutert und zum Fan humoristischer Fantasy gemacht, oder? Nun, dass ist leider auch weiterhin nur bedingt der Fall. Denn so ganz hundertprozentig meinen Geschmack hat der Autor nicht getroffen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich nicht der klassische Rollenspieler bin. Denn das muntere Heldentrüppchen um Brom “die Axt” Stahlbart und die Gnomenmagierin Selphyne erinnert stark an eine abgefahrene Rollenspiel-Gruppe, die mit viel Spaß und nicht zu viel Ernst durch ihre Quest stolpern.
Und die sich plötzlich mit einem kleinen Mädchen konfrontiert sehen, deren Vater sie eigentlich umbringen wollten, der aber unter ihren Händen weggestorben ist, ehe sie diese Tat vollbringen konnten, und ihnen darüber hinaus noch das Versprechen abgenommen hat, sich um seine Tochter Nenia zu kümmern.
Und was für ein herzallerliebstes Schätzchen das ist:
“Meine Mama ist in der Hölle.”, erklärt sie beispielsweise bereitwillig: “Sie war ein Dämon. Ein Priester hat sie exorziert, und dann hat Papa den Priester exorziert. Das hat sehr lange gedauert, und der Priester hat sehr viel dabei geschrien.”
und: “Verwandte sind wie Knochenfäule: Das Leben ist schöner ohne sie.”
Trotz dieser direkten Äußerung halten Brom & Co. es für das Beste, Nenia in die Obhut liebender Verwandte zu überführen. Der vermeintlich simple Auftrag erweist sich aber als zunehmend herausfordernder, als das Heldentrüppchen feststellt, dass weder die Bewohner des Sanatorium Hirnfrieden, noch Nachtelfengreise, das Kloster der Ex-Priesterin Babylonia oder eine geheimnisvolle Alien- Yrth-Königin sonderlich gut dazu geeignet sind, für einen kleinen Satansbraten zu sorgen.
Was ich am Roman vor allem mochte, war Jan Oldenburgers Stil:
Wie sein Name vorsichtig andeutete, hatte der berühmtberüchtigte Zwergenkrieger Brom “die Axt” Stahlbart für Subtilitäten nicht viel übrig.
Für Subtilitäten hat auch der Autor nicht viel übrig, und so gestaltet sich der Höllenritt durch die Fernen Länder recht plakativ und hier und da etwas zu überspitzt. Trotzdem hat mich das Buch im Großen und Ganzen ganz gut amüsiert. Die Erlebnisse der unfreiwilligen Babysitter sind durchaus zum Schmunzeln und nehmen zahlreiche Klischees der Fantasy aufs Korn.
Wer seine Fantasy auch gern mal etwas respektloser, frecher und humoriger mag, kommt hier auf seine Kosten. Wie gesagt könnte ich mir vorstellen, dass vor allem Rollenspieler an dem Buch viel Spaß haben.