Eigentlich klingt die Idee von “Taberna Libraria” reichlich ausgelutscht:
Zwei Freundinnen kaufen im ländlichen England eine mysteriöse, seit Jahren leer stehende Buchhandlung – und stellen fest, dass sich in deren Keller ein Portal zu einem magischen Reich befindet.
Aber irgendwie gelingt es den beiden Autorinnen Sandra Dageroth und Diana Kruhl, die hier unter dem gemeinsamen Pseudonym Dana S. Eliott auftreten, diese vielbemühte Idee so charmant aufzugreifen, dass das gar keine Rolle spielt.
Nochmal etwas ausführlicher zum Inhalt:
Die beiden Freundinnen Corrie und Silvana reisen in das englische Hinterlandsstädtchen Woodmoore-by-the-sea, um herauszufinden, ob sie hier ihren Traum von der eigenen Buchhandlung verwirklichen können. Zugegeben, Woodmoore ist nicht London, aber Corrie verliebt sich augenblicklich in das angestaubte, aber faszinierende Gemäuer, das ihnen ein Makler zum Kauf anbietet. Silvana ist da skeptischer und fragt sich, ob der Ort so prüde ist, wie er auf den ersten Blick wirkt, und ob sie sich in diesem Fall hier wohl fühlen könnte. Corrie gelingt es allerdings recht schnell, ihre Freundin davon zu überzeugen, einen Neuanfang in Woodmoore zu wagen.
Beide ahnen nicht, auf was für ein Abenteuer sie sich mit Kauf der alten Buchhandlung wirklich einlassen. Denn im Keller der Immobilie befindet sich ein Tor in eine andere Wirklichkeit, in eine Welt der hundert Inseln, in der so phantastische Kreaturen wie Faune, Elfen und Greife leben, aber auch Nagas und Hippocampi – also Kreaturen, denen man nicht unbedingt im Standard-Repertoire der klassischen Fantasy begegnet. Ehe Corrie und Silvana es sich versehen, werden sie zu Hüterinnen eines magischen Gegenstands – eines Buches, das ein finsterer Magier unbedingt in seine Hände bekommen will …
Taberna Libraria ist eines jener Bücher, in das man eigentlich nur mal kurz hinein lesen möchte, und an dem man dann auf einmal richtig hängen bleibt, weil man das Setting und die Figuren so schnell ins Herz schließt. So ging es mir jedenfalls. Auch wenn die Plot-Idee selbst nicht neu ist und das Buch das Rad auch nicht neu erfindet / erfinden will, muss man es einfach mögen. Wenn ich den Roman deshalb mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, wäre es “sympathisch”:
Das idyllische Städtchen Woodmoore-by-the-Sea ist sympathisch, der magische Bücherladen, den Corrie und Silvanna kaufen wollen ist es – und definitiv auch die beiden Protagonistinnen. Welcher Bücherliebhaber kann sich schon vor einer holzvertäfelten, urigen Buchhandlung mit einem Portal zu einer anderen Welt und zwei jungen Frauen verschließen, die ebenso leseverliebt sind wie er selbst? (Mal davon abgesehen, dass ich um einen Roman, in dem eine Buchhändlerin namens Corrie mitspielt, einfach keinen Bogen machen kann!)
Leider muss man sich nach einem stimmungsvollen Start durch einige zähe Szenen beissen, bei denen man das Gefühl hat, die Autorinnen wüssten nicht so ganz, wohin sie wirklich wollen. Dass der Leser dann am Ball bleibt, ist den netten Charakteren geschuldet. Und immerhin ist es für Dageroth und Kruhl das erste Buch, so dass noch Luft für Entwicklung nach oben bleibt in den künftigen Sequels – die Reihe ist auf vier Bände geplant.
Taberna Libraria ist für mich ein Wohlfühl-Buch – trotz einiger zäher Momente. Ich kann verstehen, warum er bei neobooks zum Selfpublishing-Titel avanciert ist. Reinlesen lohnt, wenn man Geschichten wie z. B. Märchenmond oder Glenraven mag, auch wenn die Hauptfiguren dieses Buches keine Jugendlichen, sondern erwachsene Frauen sind.
Wie gesagt: Ich will noch einmal betonen, dass es nicht eine umwerfend originelle, spannende Handlung, die einem hier geboten wird, sondern eine nette Szenerie, die einen nicht dazu verleitet, sich vor Nervosität die Fingernägel abzuknabbern, sondern die einen freundlich begrüßt, wenn man die Buchseiten aufschlägt.
Wer noch unschlüssig ist, für den ist vielleicht die ebook-Serial Ausgabe etwas. Im Rahmen des Serials erscheint der Roman aufgesplittet in sechs Teile. Zum kostenlosen Teil 1 geht’s hier.
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