Zehn Millionen Prinzen. Ein Thron …
Wie ihr wisst, greife ich selten zu SciFi-Titeln. Aber immerhin stammt der Roman von Garth Nix (Sabriel; Die Schlüssel zum Königreich), die Prämisse hat mich angesprochen, und als ich in das Buch reingelesen habe, stellte ich fest, dass ich es nicht mehr zur Seite legen konnte. “Das Imperium der Prinzen” ist eine coole, abenteuerliche Space Opera mit einem jugendlichen Helden, die richtig Spaß macht:
Prinz Khemri erzählt in der Ich-Form seine eigene Geschichte. In einer weit entfernten Zukunft ist er Prinz des gewaltigen galaktischen Imperiums – genauer gesagt: einer von Millionen Prinzen des Galaktischen Imperiums. Noch als Baby wurde er seinen Eltern weggenommen, körperlich und geistig modifziert und zum Prinzenanwärter ausgebildet. Als er 16 wird, wähnt er sich der Erfüllung seiner Träume nahe und natürlich stellt er sich heimlich vor, dass er es sein wird, der eines Tages den Thron des Galaktischen Imperiums besteigt.
Die Erkenntnis, welches Leben ihn als Prinz tatsächlich erwartet, kommt deshalb einer kalten Dusche gleich: Nicht nur soll er zunächst eine harte militärische Laufbahn durchleben; zu keiner Zeit darf er sich darüber hinaus des eigenen Überlebens sicher sein. Sich mit anderen Prinzen – ein Titel übrigens, den sowohl die männlichen als auch die weiblichen Thronanwärter tragen – anzufreunden, steht außer Frage. Denn potentiell ist jeder einzelne seiner königlichen Gefährten ein Feind. Khemri wird mit 16 Jahren nicht etwa nur Teil einer großen Herrscherfamilie, sondern auch ein Konkurrent, den es umzubringen gilt, ehe der Galaktische Imperator in zwei Jahren seine Krone an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben wird …
Intrigen und Verschwörungen, Reisen auf riesigen Rochen durch den Weltraum, Visionen, Psi-Kräfte, Kämpfe und Scharmützel auf Raumstationen, Raumschiffe, Hightech-Waffen und das Coming of Age eines lebenshungrigen jungen Mannes, der sich nach Macht, Liebe, Sex, Erfolg und jede Menge Erfahrungen sehnt – Garth Nix Space Opera ist eine spannende Coming of Age-Geschichte in einem verdammt coolen Setting: Priestern gelingt es mittels Geisteskräften, riesige Kronleuchter in der Luft schweben zu lassen; diamantharte Mechtech-Geschosse zertrümmern Brücken; es gibt glibbernde, geleeartige Biomasse, parasitäre Außerirdische und coole Waffen. Kurzum, Garth Nix hat mich in eine Science Fiction-Welt geschleudert, die ich als jemand, der selten in diesem Genre liest, unglaublich faszinierend fand; eine Welt – und eine Geschichte – , die ich übrigens zu gern auf der Kinoleinwand sehen würde.
Das könnte gut funktionieren, denn der Autor erzählt Khemris Geschichte ziemlich direkt, schnörkellos und in hohem Tempo. Durch die Ich-Erzählung ist man immer nah am Hauptcharakter, in den man sich gut hinein versetzen kann. Khemri ist ein sympathischer Kerl und Nix verfällt nicht in das Klischee, ihn zu arrogant oder zu herzensgut zu gestalten. Er hat von Kindheit an erzählt bekommen, etwas ganz Besonderes zu sein, und geht deshalb davon aus, dass ihm Respekt und Macht zusteht. Als er feststellt, dass sich seine Lebensumstände erheblich weniger spektakulär und privilegiert gestalten (und dafür ungleich gefährlicher), jammert er nicht herum und wirft nicht mit hochnäsigen Phrasen um sich, sondern er fügt sich – sehr zähneknirschend – in sein Schicksal und versucht, das beste aus seiner Situation zu machen. Wenn andere Prinzen ihm das Leben auf der Militärakademie schwer machen, zahlt er es ihnen mit gleicher Münze heim. Dadurch muss man ihn einfach ins Herz schließen. Zudem berichtet er die Ereignisse ja rückwirkend, und so gesteht Khemri freimütig ein, dass er sich hier und da wirklich bescheuert verhalten hat. Nett!
On a sidenode:
Ein Extra-Danke an Garth Nix dafür, dass in seiner Zukunftswelt Homo- und Bisexualität ebenso selbstverständlich ist wie Heterosexualität. Bereits im ersten Drittel des Romans wird impliziert, dass Khemri seine Bettgefährten nicht nach ihrem jeweiligen Geschlecht auswählt – scheinbar ebenso wenig wie der Rest der Menschheit. Frauen und Männer sind zudem absolut gleichberechtigt.
Aufgrund der zahlreichen Intrigen, Mordanschläge und Weltraum-Schlachten hält der australische Autor die Spannung oben. So begeistert ich einerseits davon bin, dass es sich beim Buch um einen für sich stehenden Einzelband handelt und nicht um einen Teil einer Serie, so schade finde ich es andererseits, diese faszinierende Welt mit Zuschlagen der Seiten wieder zu verlassen.
“Das Imperium der Prinzen” ist eine wirklich coole Space Opera! Reinlesen lohnt!
Fakten:
Titel: Das Imperium der Prinzen
Autor: Garth Nix
Originaltitel: A Confusion of Princes
Übersetzung: Barbara Imgrund
Verlag: Bastei Lübbe
Aufmachung: Taschenbuch, 383 Seiten
Preis: 8,99 EUR (Print); 7,49 EUR (ebook)
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Oh, toller Tipp!
War irgendwie total an mir vorbeigegangen, dass der was neues veröffentlicht hat.
Kommentar by Bine — 26. Februar 2014 @ 21:02