Heute ist Welt AIDS Tag. Ihr werdet vermutlich mit Statistiken hierzu heute überschüttet, deshalb gibt’s von mir keine Zahlen, sondern eine sehr persönliche Geschichte:
Wer mich privat kennt, dem ist vielleicht aufgefallen, dass ich im Winter eine Jacke trage, an deren Kragen *immer* eine kleine rote Schleife aus Metall angebracht ist. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt jemanden gibt, der weiß, warum ich die trage und warum ich sie nie abnehme. Außer natürlich mir selbst – und der Person, die mir diese Schleife vor vielen Jahren geschenkt hat.
Kurz nach meinem 18. Geburtstag war ich über ein Wochenende in München, und habe meine ersten (wackeligen) Geh-Versuche in der schwulen Szene unternommen. An diesem Wochenende habe ich einen jungen Mann kennengelernt – er war ein guter Freund des Bekannten, bei dem ich übernachtet habe. Leider kann ich mich nicht an seinen Namen erinnern, aber er war sehr nett. Nennen wir ihn X.
X hat mir diese rote Metallschleife geschenkt. Er war der erste HIV-Positive, den ich kennengelernt habe. Er hat mir die Schleife geschenkt, und mich gebeten, ihm zu versprechen, dass ich auf mich aufpasse und dass ich ihn, solange ich die Schleife besitze, nicht vergesse.
Und deshalb trage ich diese Schleife immer noch. Ich mag mich nicht mehr an den richtigen Namen von X erinnern. Ich mag ihn nicht einmal wirklich kennengelernt haben. Und ich weiß nicht, ob er heute noch lebt oder nicht. Aber seither ist HIV und AIDS für mich nicht nur irgendetwas Abstraktes, Kryptisches, sondern etwas, dass man anfassen kann. Dass uns alle angeht, wie es so schön heißt. Und auch, wenn er sich selbst vermutlich gar nicht mehr an mich erinnert, so erinnere ich mich doch an ihn.
Ich erinnere mich an dich.
Und ich werde dich nicht vergessen.
Passt auf euch auf. Informiert euch. Und vor allem: Habt keine Angst vor Menschen mit HIV oder Aids und zeigt euch solidarisch!
Nicht nur heute oder am Welt AIDS Tag, sondern generell.
Mehr Infos rund um das Thema findet ihr unter anderem hier.
Vielen Dank für deine Geschichte! Und du hast sicher recht, ein persönliches Erlebnis, egal wie unbedeutend es scheint, berührt viel mehr als Zahlen…
Kommentar by Hermia — 2. Dezember 2014 @ 00:28
Um ehrlich zu sein, gehen mir diese XYZ-Tage öfter gehörig auf die Nerven. Weil es mir oft wie mehr oder weniger sinnlose Stimmungsmache vorkommt.
Gerade deshalb vielen Dank für deine Worte. Ohne Zweifel ist für die meiste Bevölkerung der Aidstag wichtig, um sich zu informieren und nicht zu vergessen. Für mich sind die Worte von dir wesentlich wichtiger als die ganzen Plakate usw.
Kommentar by StarShadow — 2. Dezember 2014 @ 12:04