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19. Juli 2015

Mike Shepherd: Kris Longknife – Das Kommando

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 12:15

Kris Longknife„(…) im vollen Paranoia-Modus (…)“  nimmt Gast-Rezensentin Key heute “Das Kommando” unter die Lupe, einen neuen Roman aus der lang laufenden SciFi-Saga “Kris Longknife“.

Worum es geht:

Für Kris Longknife wird ein Traum wahr: Sie erhält ihr erstes Kommando über eine Raumstation. Dazu wird sie allerdings in das entlegene Sternensystem Chance versetzt, eine Beförderung, die zugleich einem Exil gleicht. Doch Kris ist nicht untätig, und bald kommt sie einer Organisation auf die Spur. Die verbirgt auf einem einsamen Planeten höchst fortschrittliche Alien-Technologie, die in ihren Händen eine extreme Gefahr darstellt…

Keys Meinung:

Juhu, nach Zombies, Drachen und Magie nun in den Weltraum.

Mitten rein in eine laufende Serie.

Macht man das? Darf man das? Ich schon. Oft sogar. Die besten Werke sind die, die mich auch mittendrin kriegen können und bei denen ich dann beschließe mir ad hoc den Rest sofort zuzulegen. Unzählige Male schon passiert (etwa bei Gesa Schwartz: Grim oder bei Jack Campbell: Die verschollene Flotte). Also rein und sich den neuen Unbekannten stellen. Frohen Mutes hefte ich mich also an die Fersen von Lieutenant Kris Longknife und ihrer Crew und bin gespannt, wie sehr sich des Autors Marine-Ausbildung auf seinen Schreibstil auswirken wird.

Wer is’ dieses Püppchen denn bitte überhaupt?

Eine Longknife mit Stammbaum, so viel erfährt man als Leserle direkt einmal. Eine waschechte Princess of the Universe. Wie jede brave Blaublütige schob sie scheinbar formalen Dienst an der Waffe, hatte aber keine große Lust auf einen Bürojob und wohl schon mehrfach das Vergnügen, dass keiner einer Ahnung hatte, wo man sie denn sicher unterbringen könnte. Immerhin unvorstellbar, ihr irgendwo einen Platz auf einem Schlachtschiff oder einer Raumstation zuzuweisen, auf der ihr etwas zustoßen könnte. Hinzu kommt ein nicht zu verachtender Grad an Berühmtheit, der nicht ausschließlich mit der Herkunft zusammen hängt.

Also wohin mit dem verwöhnten Gör? Ausrangieren auf einen abgelegenen Planeten, über dem eine ziemlich abgewrackte Station kreist. Nummer 41. (Nicht 42 *grins*) Na prima. Kris, ihr Bodyguard Jack, ihre Zofe Abby, sowie zwei weitere Navy Angehörige fühlen sich gelinde gesagt verarscht. Für Kris aber die einzige Möglichkeit, weiterhin im aktiven Dienst zu bleiben, denn sie braucht das All um sich herum. Sie muss nehmen was sie kriegen kann, andernfalls müsste sie schon den Dienst quittieren und das kommt ja gar nicht in Frage.

„(…) Sie schießen noch Löcher in Brets Schiff. Er mag das nicht (…)“

Und da sitzt sie nun, hat ein Museumsreifes Schiff im Hangar, welches in Kriegen gedient hat, von denen die Urenkel kaum noch etwas wissen, muss sich mit den Feldrationen rumschlagen und die Bojen um die Sprungpunkte geben auch keine Lebenszeichen mehr von sich.

Zu allem Überfluss entdeckt sie dann noch, dass der Planet: Chance, in dessen Orbit sie kreist, am Rand des bewohnten Imperiums aus Stadtstaaten besteht und das Militär einfach die Devise: Aussitzen vertreten hat, was dazu führte, dass sich etliche Rechnungen auf dem Tisch stapeln. Wäre ein unter ihr zusammenbrechender Stuhl nur ihr einziges Problem! Bürgermeister von: Last Chance Ron, Bodyguard Jack sowie der später eintreffende Commodore Hank können immerhin tanzen. Na, das ist doch etwas!

Das “Püppchen” schlägt sich stolz und tapfer

Mir fällt auf, ich vermittle euch vielleicht ein falsches Bild von Kris. Das Püppchen schlägt sich stolz und tapfer. Ist um keine blöden Sprüche verlegen, sie erträgt Umarmungen und Wangenkneifen von Kriegsveteranen vorbildlich.

Aber wenn es darum geht ihren Sektor zu sichern versteht sie keinen Spaß.

Vorteil: Kreditkarte auf Longknife.

Lebensmittel und Energie sind also ihr kleinstes Problem. Einen Handelsfrachter leasen zum Abwinken gering. Das rostige Altmetall im Hangar aufmöbeln – na wozu gibt es freiwillige Spenden, was tut man nicht alles im Auftrag der Bildung.

Und wenn sie selbst keine Ideen hat oder sich von ihrer Vorurteilsbelasteten Familie manipulieren lässt, hat sie ja noch Nelly. Den frechen Computer in ihrem Kopf, der sogar eine eigene Output Stimme auf Höhe ihres Schlüsselbeins hat. Und wenn selbst zweistimmiges Reden nicht mehr reicht, kann Kris auf die Navy Hardware mit ihren 4-mm-Darts zurückgreifen. Das muss sie auch, denn auch wenn sie nur einen unteren Dienstgrad bekleidet, sie jung ist und ihr noch dazu der Familienruf vorauseilt, erscheint sie als aufmerksamer und gewitzter Offizier.

Sie ist auf keinen Fall zu unterschätzen und schreckt nicht davor zurück Regeln zu missachten um den Begriff Verteidigung so weit zu strapazieren bis sie guten Gewissens sagen kann: ‚Die anderen haben aber zuerst geschossen‘. Außerdem brennt Nelly darauf bislang unentdeckte Sprungpunkte zu finden.

„Evolution? Oder Devolution?“

oder: Wer hat behauptet, Science Fiction würde keinen Spaß machen?

Das Ganze kommt ziemlich salopp daher, ihre Untergebenen sind eher ihre Freunde, daher herrscht ein aufrichtiger und flapsiger Tonfall vor. Diesen schätze ich sehr, wer hat behauptet Science Fiction würde keinen Spaß machen?

Die Nebenfiguren sind genau so drauf, wie man es von einem Planeten am Arsch des Universums vermuten möchte. Eigensinnig aber gutherzig, hilfsbereit solange es um ihren eigenen Vorteil geht. Aber das ist ja noch lange nicht alles. Wie es sich gehört für eine Serie deren Titel der Name der Protagonistin ziert, dreht sich hier alles nur um Kris. Eintönig, auf der einen Seite, dafür aber erfrischend geradlinig auf der anderen.

Und ich bin so dankbar dafür, dass Sheperd auf eine ‚Ich‘-Perspektive verzichtet hat. Hätte man hier locker anwenden können, aber ich persönlich werde damit nur in Ausnahmefällen warm. Weil wenn die Kamera am Allerwertesten von Kris hängt, kann der Autor so wenigstens Dinge platzieren denen er sich sonst nicht widmen könnte. Dieser Stil wird nur gegen Ende gebrochen um noch kurz auf der Brücke des Commodore reinzuschnüffeln. Und trotz Zukunftsszenario danke ich ebenfalls für die Vergangenheitsform, die das Lesen schlichtweg einfach macht. Was dazu führt, dass man die 19 Kapitel einfach so runter lesen kann ohne sich dabei zu verbiegen.

Am Rand der Legalität

Der Rand der Legalität wird auch dadurch unterstrichen, dass hier geentert, gekapert, Prisen aufgeteilt werden und auch an Orden, Ausgehuniformen und Admiralitätshüten neben Handkuss und Hofknicks mangelt es nicht. Da können einem die ‚Gegner‘ von Kris wahrlich nur Leid tun.

Ich bin da ganz auf der Seite jedes Mannschaftsmitgliedes welches ruft: ‚Dafür werd‘ ich nicht bezahlt’! Hier gibt es so lustige Dinge wie: „Gott allein weiß das!“ bei denen ich denke, ach komm schon und das im 24.Jahrhundert? Ulkigerweise wird Gott aber direkt im nächsten Moment ad absurdum geführt. An Kaffee, griechischen Theaterstücken und 21.Jahrhundert Filmen hängen die Menschen doch noch immer.

Fazit:

Es kommt leider alles ziemlich gelackt daher. Das Prinzesschen ist Billionärin, hat eine mysteriöse Kammerzofe mit fragwürdigen Informanten, einen gut aussehenden Sidekick (Jack) und wenn sie gar nicht weiter kommt, die Prinzessinen-Karte zur Hand. Der Planet und der Sektor um den sie sich kümmern soll schließt sie gleich ins Herz, weil man ja sofort merkt, dass das Mädel mit anpacken kann und gar nicht so verzogen und versnobt ist wie die Gerüchte behaupten.

Auch das Reisen im All vergeht wie im Flug auf der Suche nach den ominösen Erbauern der interstellaren ‚Highways‘ die vor urig langer Zeit verschwunden zu sein scheinen. Nichts genaues weiß man nicht. Dagegen sehr präsent die Gefahren der allgegenwärtigen Menschen – hier in Form der zu Besuch kommenden Matrosen des anderen Königs. Ach, sagte ich das noch nicht, Kris ist natürlich nur die Prinzessin der einen Hälfte des bewohnten Universums.

Man merkt, dass es hier vorangegangene Geschichten gab, in denen viele Menschen, die Kris lieb und teuer waren draufgegangen sind. Es wird viel Bezug dazu genommen, sie leidet unter dem Verlust und der Tatsache sich dafür nicht rächen zu können um keinen Großkrieg vom Stapel zu brechen.

Aber das lässt mich alles leider nur seufzen. Denn auch wenn hier doch einiges an Konfliktpotential wäre, beweisen musste sich die gute Dame zu keiner Zeit. Sie schätzt zwar ihre Lage so ein, dass sie mit einem gewissen Fluch behaftet ist, dabei doch nur ihren Dienst tun will, aber dann bricht sie doch immer wieder Hals über Kopf in Abenteuer zu unbekannten Sonnensystemen auf und gibt einen Dreck auf die Meinung anderer. Ich halte sie nach der Lektüre für eine verzogene Prinzessin, leider. Mir hätte sie besser ohne Stammbaum gefallen, oder als ein Bastardkind. So … glaubt sie nur sie hätte andauernd irgendwelche Probleme. Tatsache ist jedoch, sie kann sich alles kaufen und was keinen Preis hat, wird ihr herzlichst zur Verfügung gestellt.

Unterhaltsam war es aber alle mal und eben auch keine schwere Kost, alles wird hübsch on the fly erklärt, auch Laser, Anti-Schwer-Kraft und noch und nöcher. Ich kann mir vorstellen ab hier die Serie weiter zu verfolgen, brauche die Vorgänger aber nicht zwingend.

Ein multifunktional Blick über dieses Urteil: Durchschnitts 3 gibt’s von Key.

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