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9. Dezember 2015

Grady Hendrix: Horrorstör

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 13:00

Als ich vor einigen Jahren nach Berlin gezogen bin und das Einrichten der Wohnung unzählige IKEA-Besuche notwendig zu machen schien, löste der Gedanke an das Do it yourself-Möbelhaus durchaus einige Schreckensmomente aus.

Und ich bin mir fast sicher, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht. Insofern liegt Grady Hendrix mit seiner Romanidee gar nicht so verkehrt. Auch wenn das Grauen in “Horrorstör” freilich ganz andere Gründe hat:

Nacht für Nacht zerstören Unbekannte die Einrichtung des IKEA- ORSK-Möbelhauses in Cleveland, in dem Amy arbeitet. Bücherregale werden zertrümmert, Trinkgläser zerschmettert, Wände beschmiert und man findet Abfall überall in den Gängen. Und weil die Überwachungskameras nichts festhalten und Amy ohnehin nicht gerade die besten Karten bei der Filialleitung hat, lässt sie sich dazu verdonnern, mit einer Handvoll Kollegen eine Nachtschicht einzulegen, um im Stundentakt durch die Gänge des geschlossenen Möbelhauses zu patroullieren und die Unruhestifter auf frischer Tat zu ertappen.

Dumm nur, dass die Unruhestifter keine jugendlichen Randalierer sind und die aufgedonnerte Nachtschicht zum Horrortrip wird: Denn der Ort, auf dem der ORSK-Markt erbaut wurde, hat eine äußerst schreckliche Vergangenheit, und die ist jetzt wieder zum untoten Leben erwacht und spukt durch das Möbelhaus. Sie verwanldelt Einrichtungsgegenstände in absurde Folterinstrumente – und findet in den frustrierten Angestellten auf Nachtpatrouille die perfekten Opfer, um diese auszutesten. Klar, dass Amy und Co. der kalte Angstschweiß ausbricht – und das nicht, weil sie ohne Anleitung eine Schlafcouch zusammen bauen müssen.

Meine Meinung

Der Ton meiner Inhaltsangabe hat es sicher bereits deutlich gemacht: “Horrorstör” ist ebenso Horror wie Parodie – eine Spukhausgeschichte der etwas anderen Art, die sich klassischer Motive bedient, diese aber skurril inszeniert. Das spiegelt sich auch in der Aufmachung des Romans wieder: Das Buch selbst kommt rein optisch wie ein Möbelhaus-Katalog daher und schon allein das macht viel seines Charmes aus.

Hinzu kommt, dass sicher nahezu alle von uns schonmal im IKEA waren und dadurch die Atmosphäre des Romans gut auf uns wirken lassen können.

Es ist nicht bloß ein Job. Es ist der Rest deines Lebens

Hinzu kommt, dass die Protagonistin Amy echt sympathisch und realistisch daher kommt – wenn sie auch ihre Macken hat! Eigentlich mag sie ihren Job nicht besonders, aber sie ist dringend auf das Geld angewiesen, das sie hier verdient. Was eigentlich zu wenig ist, weshalb sie auch schon seit Tagen den gleichen Papp-Becher benutzt, weil sie sich damit gratis Kaffee nachfüllen lassen kann. Und sie weiß, dass sie ihre Arbeit nicht besonders pflichtbewusst erledigt, weshalb sie in ständiger Angst vor einer Kündigung lebt:

“Ihr einziges Ziel für heute – und für die nächsten paar Tage – bestand darin, um jeden Preis Basil aus dem Weg zu gehen. Solange er sie nicht sah, konnte er sie schließlich auch nicht feuern.”

Eine bestechende Logik – dumm nur, dass Fililalleiter Basil gleich mit Amy und weiteren Kollegen die Nachtschicht übernimmt. Dabei stellt Amy fest, dass er gar kein sooo schlechter Typ ist, wie sie zunächst dachte.

Ob freilich alle den Horrortrip im Möbelhaus überleben, das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Fest steht, dass Grady Hendrix eine witzige Idee hatte, die er ansprechend umgesetzt hat und die durch die geniale Aufmachung visuell noch einmal richtig stark aufgewertet wird.

“Horrorstör” bietet kurzweiliges Lesevergnügen – nicht nur für regelmäßige Besucher der schwedischen Möbelhauskette!

Auch neugierig?

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