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22. Mai 2016

Anja Ukpai: Rabenherz

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 13:00

RabenherzGlaubst du an die Legende von Geistern im Mortlock Park?

Im Verlauf der Jahrhunderte sind immer wieder Kinder verschwunden im Mortlock Park, einem dichten Wald, der das Elite-Internat Saint Gilbert umgibt. Hinter vorgehaltener Hand sprechen die Anwohner von einem uralten Fluch, der auf dem Gelände liegt; von einem Monster, das tief im Unterholz verborgen schläft und alle paar Jahrzehnte wieder erwacht, um neue Opfer zu fordern.

Die 16jährige June Adams, die seit Jahren auf Saint Gilberts zur Schule geht, glaubt nicht an dieses Ammenmärchen – zumal bereits seit über hundert Jahren keine Kinder mehr verschwunden sind. Doch dieses Schuljahr scheint alles anders: Ihre esoterikbegeisterte Tante liest in ihren Tarotkarten eine düstere Zukunft für June; der Schulrat von Saint Gilberts schwört sie verdächtig eindringlich darauf ein, sich unbedingt immer an die Schulregeln zu halten und nie den Mortock Park allein zu betreten und in der zwielichtigen Abenddämmerung scheint June auf dem Schulgelände auch noch Geister zu sehen …

Das war besser als eine Folge Downton Abbey und Meister Jadoos Schicksalsrunde im AstroTV zusammen. Und vor allem romantischer.

Rabenherz” war für mich eine kleine, positive Überraschung. Nach Lesen der Verlagsbeschreibung hatte ich eine düstere Internatsgeschichte mit Anleihen an der “Gothic Romance” erwartet. Das ist auch teilweise so, vor allem aber aber erzählt Rabenherz eine kecke und süffige Schulgeschichte mit einer (kleinen) Prise Romantik und einem ordentlichen Schuss Mystery.

Beziehungsweise den Anfang einer solchen, denn das Buch erzählt keine in sich abgeschlossene Geschichte, sondern endet mitten in der Handlung. Die Fortsetzung (“Rabenkuss“) ist für September 2016 angekündigt. Auf die freue ich mich schon, denn ich finde Anja Ukpais Geschichte sowohl undurchsichtig als auch spannend und ihr wirklich schöner Schreibstil hat mir auch gut gefallen:

Der Wald atmete wie ein wildes Tier. Oder war es das Blut, das in ihren Ohren rauschte, weil sie etwas Verbotenes taten?

Das Mysterium um den Fluch von Mortlock Park ist durchgehend präsent, drängt sich aber – zumindest hier im Reihenauftakt – nicht in den Vordergrund. Das liegt daran, dass June – Ich-Erzählerin des Romans – selbst nicht an den Fluch glaubt. Vielmehr hat sie damit zu tun, mit ihrer besten Freundin Emma die halbe Nacht durchzutelefonieren, sich ihre besorgte Tante und den nervigen Schulrat vom Leib zu halten, sich von der Schulzicke Rachel nicht unterbuttern zu lassen und die drei neuen Mitschüler besser kennenzulernen, die gerade auf Saint Gilbert angekommen sind.

Überhaupt sind die Nebenfiguren von “Rabenherz” sozusagen das Salz in der Suppe: June lebt mit ihrer angeblich hellsichtig begabten Tante, ihrer kleinen Schwester Maggie und ihrem Vater im Dorf unweit von Saint Gilbert; ihre beste Freundin Emma Birnböckl unterstützt sie vorbehaltlos und der Earl of Gilligan, einer der Geldgeber der Schule, beäugt sie misstrauisch, während er ihr Tee und Scones anbietet. Zwischen den verschiedenen Schulstunden – Mathematik und englische Literatur werden ebenso unterrichtet wie klassischer Tanz und Fechtkampf – hat sie zunächst kaum Zeit, sich mit der düsteren Prophezeiung herzumzuschlagen, die ihr bald auf Schritt und Tritt begegnet.

Die Mischung geht auf. Das liest sich leicht und locker weg und macht Lust auf mehr. Wer die “Rubinrot”-Reihe oder die “Silber-Trilogie” von Kerstin Gier gemocht hat, für den könnte “Rabenherz” genau das Richtige sein.

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