And neither the angels in heaven above,
Nor the demons down under the sea,
Can ever dissever my soul from the soul
Of the beautiful Annabel Lee. (Edgar Allan Poe)
Wer ist Lady Midnight?
In “Lady Midnight“, Cassandra Clares jüngstem Roman aus der Welt der “Chroniken der Unterwelt“, der gleichzeitig der Auftaktband einer weiteren Trilogie ist, stellt die Autorin ein neues Figurenensemble in den Mittelpunkt der Handlung:
Statt von Clary Fray und ihren Freunden in New York geht es in “Lady Midnight” um die 17jährige Emma Carstairs und ihre Freunde aus dem Schattenjäger-Institut von Los Angeles. Leser der “Chroniken der Unterwelt” sind ihr bereits im Roman “City of Heavenly Fire” begegnet; seither sind 5 Jahre vergangen. Trotz dieser Zeit hat Emma allerdings den gewaltsamen Tod ihrer Eltern nicht überwunden.
Als deshalb in der Stadt Mordopfer auftauchen, die mit den gleichen Runen gezeichnet wurden wie die Leichname von ihren Eltern, macht Emma sich gegen den Willen des Rates der Schattenjäger auf Spurensuche. Ihr zur Seite stehen ihre Freundin Cristina sowie Julian Blackstone, Emmas Kampfgefährte und heimliche große Liebe. Eine Liebe, die ebenfalls vom Rat der Schattenjäger verboten ist. Warum, das erfährt der Leser erst ganz am Ende des Buches.
Julian, dessen Eltern ebenfalls bereits vor fünf Jahren gestorben sind, hat zudem alle Hände voll damit, sich um seine kleinen Geschwister zu kümmern, die in ihm einen Vaterersatz sehen. Und mit seinem älteren Halbbruder Mark zurecht zu kommen, der mehrere Jahre lang mit der Wilden Jagd des Feenvolks geritten und erst gerade wieder in die Menschenwelt zurückgekehrt ist.
Emma und ihre Freunde ahnen nicht, dass sie durch ihre Ermittlungen einen der ihren zur Zielscheibe einer dunklen Verschwörung machen, die sich um die geheimnisvolle Lady Midnight dreht.
Die Fans sind sicher begeistert davon, dass Cassandra Clare ein neues Kapitel in ihrer erfolgreichen Schattenjäger-Welt aufschlägt. Das tolle an “Lady Midnight” ist allerdings, dass es diesen Fans viel bietet, ohne dabei Neueinsteiger abzuhängen. Auch ohne Vorkenntnisse kann man in “Lady Midnight” abtauchen – wenngleich es etwas dauert, bis man sich innerhalb der komplexen Serienmythologie zurecht findet.
Wie die “Chroniken der Unterwelt” ist “Lady Midnight” Urban Fantasy für Jugendliche. Die Liebesgeschichte zwischen Emma und Julian sowie die Irrungen und Wirrungen untereinander im Institut nehmen ebenso viel Raum ein wie die Actionhandlung. Die Nebenfiguren sind gut herausgearbeitet und Cassandra Clare beschäftigt sich gleich mit mehreren Nebenschauplätzen: Welches Geheimnis versucht Marc vor seiner Familie zu verbergen? Was ist zwischen Cristina und ihrem Exfreund in Südamerika vorgefallen? Wie verändert sich die Dynamik der Blackstone-Geschwister untereinander, jetzt, wo sie älter werden?
Positiv fällt außerdem auf, dass sich der Drahtzieher hinter den Ereignissen von “Lady Midnight” nicht zu früh offenbart und es zum Ende des Romans hin eine Überraschung gibt. Die Handlung des Buches ist in sich abgeschlossen, Clare hält aber noch genügend Handlungsfäden in der Hand, um die Geschichte fortzuspinnen.
Mir selbst hat der Cast um Emma im Los Angeles-Institut sogar ein bisschen besser gefallen als der Cast um Clary & Jace. Ganz überzeugt hat mich die Autorin allerdings nicht. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz den riesigen Hype, der um ihre Bücher gemacht wird. Sie schreibt nett, mehr aber auch nicht. Im Vergleich zu anderen Autorinnen, die Urban Fantasy für Jugendliche schreiben, schneidet sie nur durchschnittlich ab. An eine Holly Black kommt sie meines Erachtens nicht heran – auch wenn sie erfolgreicher sein mag.
Um in TV-Serien-Vergleichen zu sprechen: “Lady Midnight” ist definitiv mehr “Vampire Diaries” als “Buffy the Vampire Slayer”: Sympathische Figuren, aber schlussendlich leichte Kost. Ich hab mich nett unterhalten gefühlt, zum Fan werde ich allerdings nicht.