Ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester Alice ist Maggie Maydew gar nicht davon begeistert, mit ihrem betagten Vater auf’s Land zu ziehen, damit er sich dort erholen kann. Sie ahnt, wie sehr sie den Trubel der Stadt vermissen wird.
Und tatsächlich ist das auch so: Die weitläufige Landschaft ist zwar schön. Aber viel anderes zu tun als sich um den Haushalt des Vaters zu kümmern und in der Freizeit ausgedehnte Spaziergänge zu machen, bleibt den Schwestern nicht. Alles ist fast zu idyllisch. Bis Alice beim Spazierengehen in der Nähe des Ortes Brickett Bottom ein herrschaftliches Backsteinhaus entdeckt. Seltsam daran ist zum einen, dass es ihr zuvor nie aufgefallen ist. Zum anderen, dass ihre Schwester Maggie es nicht sehen kann. Zu deren Beunruhigung zieht es Alice in den folgenden Tagen immer stärker zu dem unheimlichen Haus …
Brickett Bottom, entstanden nach einer Geistergeschichte aus der Feder des englischen Autors Amyas Northcote, ist eine Hörspielepisode aus der Gruselkabinett-Reihe, die mir richtig gut gefallen hat. Das liegt vor allem daran, dass ich mir genau so eine Gruselgeschichte vorstelle: Subtiler Grusel, kein bluttriefendes Horror-Gemetzel; eine Geschichte, die um ein geheimnisvolles, unheimliches Vorkommen gesponnen ist, und die einen immer mehr in den Bann zieht.
Wie Alice ist man als Hörer fasziniert von dem mysteriösen Haus. Und wie ihre Schwester Maggie fühlt man sich immer mehr beunruhigt von ihm. Mit einer dissonanten Soundkulisse verstärken die Produzenten die gespenstische Atmosphäre, die beim Hören aufkommt. Stephan Bosenius und Marc Gruppe setzen sehr bewusst bedrohliche Instrumentalmusik ein. Die lässt beim Publikum keinen Zweifel aufkommen, dass Alice Maydew eine dämonische Entdeckung gemacht hat – lange, bevor sie das weiß. Dadurch verstärkt sich der Sog der Handlung noch.
Besonders wirkungsvoll erscheint mir dies im Gegenzug zu dem sonnigen, liebevollen Umgang der Schwestern untereinander. Es bildet sich ein faszinierender Kontrast, belebt auch durch die tollen Sprecherleistungen von Hörspiel-Veteranin Reinhilt Schneider als Alice und Daniela Bette als Maggie. Die beliebte Dagmar von Kurmin, die u.a. auch in zahlreichen Gruselkabinett-Episoden sprach, mimt hier gekonnt die gefährlich-mysteriöse Mrs. Paxton, der Alice auf ihren Ausflügen nach Brickett Bottom begegnet.
Auch wenn das Ende der Folge noch einen Tick packender hätte sein können – Brickett Bottom ist gut inszenierter, schwarzromantischer Horror, der auf leisen Sohlen daher kommt und ein Prickeln im Nacken auslöst wie ein Gang in einen dunklen, feuchten Keller.
Mir hat die Folge richtig viel Spaß gemacht. Ich hoffe, Titania Medien setzt noch weitere Geistergeschichten von Amyas Northcote um. Brickett Bottom lege ich euch definitiv an’s Herz.
Eine Hörprobe findet ihr auf der Website des Verlags.