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26. April 2022

Ursula K. Le Guin: Grenzwelten (Zwei Romane)

Category: News – Darkstar – 18:00

GrenzweltenUrsula K. Le Guin (1929 – 2018) gilt als die Grand Dame der angloamerikanischen Science Fiction“, heißt es im Klappentext zu GRENZWELTEN. Ich erwähne das, weil dies für mich der Grund war, zu dem Buch zu greifen. Von Le Guin hatte ich bereits viel gehört, jedoch wenig gelesen; zumindest, was ihre Science Fiction-Stoffe angeht. Und das wollte ich endlich ändern.

GRENZWELTEN beinhaltet zwei Novellen der Autorin: Das Wort für Welt ist Wald und Die Überlieferung. Beide spielen in ihrem fiktiven Hainish-Universum, in dem sie mehrere SciFi-Romane und Erzählungen angesiedelt hat. Für Neueinsteiger wie mich ist dies allerdings irrelevant. Die Erzählungen des Hainish-Zyklus eher thematisch miteinander verwandt. Insgesamt betrachtet erlauben sie sicher ein komplexeres Bild als für sich allein stehend. Die beiden Novellen können aber auch getrennt von den Romanen – und getrennt voneinander – gelesen werden.

Worum geht es in den beiden Erzählungen?

DAS WORT FÜR WELT IST WALD spielt auf einem waldreichen Planeten, der von menschlichen Raumfahrern für sich beansprucht wird. Eine Kolonie ist dort errichtet worden, die die Ressourcen der fremden Welt für sich beansprucht. Die Ureinwohner des Planeten werden als unterentwickelt betrachtet, versklavt und unterdrückt. Doch eines Tages kommt es zur Revolte.

In DIE ÜBERLIEFERUNG steht eine Sprachexpertin im Mittelpunkt, die auf einem fernen Planeten auf Spuren einer uralten und verbotenen Kultur stößt, die der hiesigen Regierung zufolge unterdrückt und ausgerottet werden soll.

Verbindendes und Unterschiedliches

Beide Novellen lesen sich sehr unterschiedlich. Das ist vermutlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass erstere aus dem Jahr 1972 stammt, letztere aus dem Jahr 2000. Das verbindende Element der Novellen ist die Auseinandersetzung damit, wie schwierig – und wie wichtig! – es ist, Verständnis für fremde Kulturen zu entwickeln. Spannend fand ich in diesem Zusammenhang auch das Vorwort von Ursula K. Le Guin zu Das Wort für Welt ist Wald, das im Buch mit abgedruckt ist.

In der Novelle beschäftigt sie sich mit Themen, die in den 60er und 70er Jahren sehr trendy waren in der SciFi. Thematisch hat mich die Novelle etwa an einige der älteren Darkover-Romane von Marion Zimmer Bradley erinnert; wenn diese freilich sowohl stilistisch als auch inhaltlich andere Richtungen einschlugen und phantastischer waren, wo Le Guin wissenschaftlicher und technischer ist. Es versteht sich sicher von selbst, dass diese Themen bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Ein wichtiges Buch

Schon allein aus diesem Grund möchte ich Leserinnen und Lesern GRENZWELTEN ans Herz legen. Im Buch findet man keine Wohlfühl-Geschichten. Und wenn ich Anfang des Jahres vielleicht auch noch das Gefühl hatte, dass die Darstellung der vom Militär geprägten Kolonialisten vielleicht ein wenig zu plakativ dargestellt wurde (vor Testosteron strotzende Alpha-Soldaten, die nur Gewalt, Macht und Sex im Kopf haben, als Aggressoren), so musste ich mich von aktuellen globalen Ereignissen leider eines Besseren belehren lassen.

Fazit

Was bleibt noch zu sagen: Dass GRENZWELTEN tatsächlich auch noch so viele Jahre nach der Erstveröffentlichung der Texte sehr lesenswert ist. Und dass die Übersetzung von Karen Nölle sich wirklich hervorragend liest. Ein wichtiges Buch!

Ursula K. Le Guin: Grenzwelten (Zwei Romane)
Klappbroschur, 398 Seiten
Übersetzung: Karen Nölle
FISCHER Tor Verlag; ISBN: 978-3596705788

Eine Leseprobe findet ihr auf der Verlagswebsite.

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