Kürbisfelder, Mondlicht und eine seltsame Gestalt mit einer Sense – “Seelendieb”, der jüngste Fall von Mercy Thompson spielt im Oktober und Halloween ist nicht mehr fern.
Eigentlich haben die Automechaniker und ihr Gefährte in “Seelendieb” mit den Veränderungen im Werwolsfsrudel genug zu tun, dem sie angehören. Sherlock, der magisch begabte Wolf ohne Gedächtnis, der seit geraumer Zeit bei ihnen lebt, erinnert sich plötzlich wieder an seine eigene Vergangenheit. Und das stellt die Rangordnung unter den Wölfen.
Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit taucht Vampirin Marsillia wieder auf den Plan und stellt Mercy ein Ultimatum: Sollte sie nicht herausfinden, wohin der mächtige Vampir Wulfe verschwunden ist, geht es ihr an den Kragen. Während ihrer Suche stolpert das Rudel jedoch auf eine ganz andere Gefahr. Ist eine alte Bedrohung in ihrer Heimatstadt unterwegs, die eine Sense schwingt und es auf das Leben übernatürlicher Wesen abgesehen hat? Oder ist das alles nur eine urbane Legende und eine großangelegte Verschwörung?
Ein Abenteuer mit Halloween-Feeling
Patricia Briggs Mercy Thompson-Reihe gehört für mich seit Jahren mit zum Besten, was die Urban Fantasy zu bieten hat. Das liegt nicht nur an einer komplexen und schön ausgestatteten Welt und spannenden Abenteuern, sondern auch an den vielschichtigen Charakteren, die sich von Buch zu Buch weiterentwickeln dürfen und immer wieder neue Schichten von sich offenbaren.
Diesmal sind es u. a. sowohl der geheimnisvolle Werwolf Sherlock, über dessen Hintergrund die Leser der Reihe bereits seit mehreren Bänden rätseln, sondern auch eine Figur, die von Anfang an eine wichtige Rolle in Mercys Leben spielt: Zee, ihr Partner in der Autowerkstatt, der ein jahrtausendealtes Feenwesen ist. Dass der “dunkle Schmied von Drontheim” auch sehr abgründigen Seiten hat, wissen Mercy – und damit auch wir – schon lange. In “Seelendieb” muss sich die Werkojotin allerdings fragen, wieviel Finsternis tatsächlich in ihm steckt und ob er für sie vom Freund zum Feind wird.
Werwölfe, Hexen, Vampire, Feenwesen und der Seelendieb
In einer Reihe dieses Ausmaßes ist es praktisch unmöglich, allen liebgewonnenen Figuren in jedem Band Raum zu geben. Die Mischung hat für mich diesmal allerdings sehr gut funktioniert: Vampire, Feenwesen, Werwölfe und Hexen – sie alle bekommen ihre Momente. Stephan, Warren, Zee, Marsillia und die Beziehung von Mercy und Adam kommen ebenso wenig zu kurz wie Mercys Familienleben als Stiefmutter von Adams Tochter, die gemeinsam mit ihren Freunden überraschend viele Auftritte erhält. Mich haben sie sehr gut unterhalten und etwas Lockerheit und Abwechslung in den sonst sehr düsteren, schnell erzählten Fall gebracht.
Warum nur 4,5 und keine 5 Sterne?
Eigentlich könnte “Seelendieb” das perfekte Mercy Thompson-Buch sein, denn gerade in den ersten zwei Dritteln war es äußerst stark, überraschend und ich konnte es beim Lesen kaum aus der Hand nehmen. Im letzten Drittel gestaltet sich die Auflösung des Falles um den Sensenmann jedoch aus meiner Sicht als etwas zu einfach. Das Finale kann das starke Versprechen, dass die vorherigen Kapitel geben, nicht ganz einhalten.
Ist das arg schlimm? Nein, denn die Figuren überzeugen und man bleibt gern an Mercys Seite. Die Spuren, die sie für die Folgebände legt, machen Lust auf mehr. Trotz der kleinen Schwäche am Ende ist es Patricia Briggs gelungen, das Abenteuer um den verschwundenen Wulfe und um den Seelendieb rund zu beenden. Ich hoffe zwar, dass es der Autorin beim nächsten Band gelingt, auch ein phantastisches Finale zu schreiben, vergebe aber diesmal trotzdem gern 4,5 Sterne.
Ausklang
Dass ich der Serie treu bleiben werde, steht jedoch außer Zweifel. Und falls du Serien wie “Buffy the Vampire Slayer” magst und die Reihe noch nicht kennst, solltest du das dringend nachholen. Du wirst begeistert sein.