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13. März 2008

Patricia A. McKillip: Das Buch der Dornen

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 19:14

Das Buch der Dornen (dt. Cover)Keine Frage: Patricia McKillip hat eine ganz besondere Art und Weise, mit Worten umzugehen.
Die Bilder, die Sie mit ihrem Sprachstil malt, sind eigenwillig, aber treffsicher, ihre Metaphern sind eindringlich und niemals abgegriffen.

Schon allein das ist der Grund, warum McKillips Geschichten immer etwas Magisches an sich zu haben scheinen und für ihre Fantasyerzählungen eine perfekte Stimmung erschaffen. Auch “Das Buch der Dornen” bildet hier keine Ausnahme.

Positiv fällt ausserdem auf, dass die Übersetzung sich flüssig und angenehm liest, wobei ich allerdings das englische Original nicht kenne und nur subjektiv beurteilen kann.

Auf rund 300 Seiten präsentiert die Autorin eine eigenwillige, kleine und – erfreulicherweise – in sich abgeschlossene Erzählung, in deren Mittelpunkt für die knappe Anzahl der Seiten überraschend viele Charaktere stehen. Da ist Nepenthe, das 16jährige Mündel der königlichen Bibliothek – eine Waise, die nichts über ihre Herkunft weiß und schon recht bald in den Bann eines uralten Buches gerät, dass vor ihr niemand übersetzen konnte. Dann der junge Magier Bourne, der sich in Nepenthe verliebt, obwohl er adeligen Geblütes ist. Wir lernen Tessera kennen, die trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit zur neuen Monarchin über zwölf Königreiche gekrönt wird; die uralte und doch alterslose Magierin Vevay, die aus Tessera eine fähige Regentin formen will und dabei erkennen muss, dass sie vergessen hat, wie es war, wenn alles Neu und Abenteuerlich für einen ist. Und schließlich sind da noch Axis und Kane, Legenden einer längst vergangenen Zeit, deren Schicksal aber doch mit den Bewohnern der Zwölf Königreiche verknüpft zu sein scheint.

Das Leben all dieser Figuren nimmt einen Wendepunkt, als sie – teils früher, teils später im Verlauf des Romans, den “Dornen” begegnen, die – soviel sei schon verraten – weit mehr sind als längst vergessene Buchstaben in einem verschollen geglaubten Buch.

Jedem Charakter sind zunächst einzelne Kapitel gewidmet. Schnittpunkte gibt es kaum welche, bis sich zum Klimax hin alle Handlungsfäden miteinander verknüpfen und ein neues und überraschendes Gesamtbild entsteht.

Was mir diesmal sehr deutlich auffällt ist, dass die Autorin kaum bis keine Introspektive benutzt. Sie überlässt es dem Leser, das Innenleben der Charaktere zu deuten, indem er selbst die geschilderte Handlung beurteilt – ein Stil, der für eine Frau eigentlich recht ungewöhnlich ist und eher an Theater als an Belletristik erinnert. Trotzdem wirkt er niemals störend und kombiniert mit ihrer malerischen Wortwahl eigentümlich faszinierend.

McKillip schreibt nicht platt! Sie spielt mit den gängigen Fantasy-Klischees, die sie manchmal umarmt – zum Wohl der Geschichte – andere Male aber erfrischend auf den Kopf stellt. Im “Buch der Dornen” ist nicht unbedingt immer alles das, was es zunächst zu sein scheint. Und selbst wenn es dann so ist, dann hat es immer noch den gewissen Twist … oder ist zumindest so wohltuend zu lesen, dass man der Autorin dafür nicht böse sein kann.

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