Darkstars Fantasy News


18. Juni 2008

Anne Bishop: Sebastian

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 19:11

SebastianEphemera ist eine Welt, die in viele verschiedene Teile zersplittert ist. Die Menschen leben in verschiedenen Landschaften, die nur über Brücken miteinander verbunden sind. Der Wechsel von einer Landschaft in eine andere ist dennoch alles andere als einfach, den es hängt auch von der Beschaffenheit des eigenen Herzens ab, in welchen Ort man überwechseln kann und in welchen nicht. Damit nicht genug, nährt sich Ephemera selbst von den Wünschen und Ängsten seiner Bewohner, durch sie werden das Erscheinungsbild und die Atmosphäre einer Landschaft verändert. Es sind die sogenannten “Landschafferinnen”, die versuchen, Ordnung in diesen Wandel zu bringen und die Resonanzen der Herzen der Bewohner ihrer Landschaften filtern.

Der Inkubus Sebastian lebt im Sündenpfuhl, einer dunklen Landschaft Ephemeras, und besitzt, ebenso wie sein Zuhause, einen verkommenen Ruf. Seit seine Cousine Belladonna die Landschaft des Sündenpfuhls schuf, hat er sich hier heimisch gefühlt. Doch seit geraumer Zeit fehlt ihm etwas, das er selbst nicht genau benennen kann.

Da jedoch Ephemera selbst die geheimen Sehnsüchte ihrer Bewohner besser kennt als diese manchmal selbst, gelangt, angelockt durch ihrer beider Herzenswünsche, die unschuldige Lynnea in den Sündenpfuhl. Sofort fühlt sich Sebastian zu der scheuen Schönheit hingezogen und nimmt sie unter seinen persönlichen Schutz.

Als in der Schule der Landschafferinnen eine uralte Macht aus ihrem Gefängnis befreit wird, sehen sich die Bewohner von Ephemera einer Gefahr gegenüber, die zu Besiegen für sie kaum Hoffnung besteht: Der Weltenfresser jagt in den Landschaften und überzieht sie mit alptraumhaften Kreaturen. Es heißt, er werde erst dann Ruhe geben, wenn er ganz Ephemera in seine Gewalt gebracht hat.

Sebastian” ist der Auftaktband von Anne Bishops Zweiteiler “Die dunklen Welten”. Die Autorin, die mit ihrem Zyklus um die “Schwarzen Juwelen” für Furore gesorgt hat, kreiert hierfür erneut eine sehr dunkle und sinnliche Fantasy-Welt, die sich signifikant von dem Großteil der sonstigen phantastischen Schauplätze abhebt. Den Vorwurf, eine Light-Version ihrer ersten Reihe zu sein, müssen sich “Die dunklen Welten” dabei erfreulicherweise nicht gefallen lassen! Ephemera steht mit seinem ungewöhlichen Konzept auf eigenen Beinen. Die sich ständig verändernden Landschaften faszinieren den Leser und auch wenn wieder eine Spur dunkler Erotik mitschwingt, ist “Sebastian” zwar nicht wesentlich gewaltfreier als “Dunkelheit” und seine Folgebände, aber nicht ganz so brutal.

Die Stärke von Anne Bishop liegt darin, eine dichte, überzeugende Atmosphäre zu gestalten, die den Leser in erstaunlich kurzer Zeit in ihren Bann zieht. Sie nutzt Namen und Begriffe wie “Inkubus” oder “Mondblumen”, um Gefühle und Erwartungen im Leser zu wecken, interpretiert sie jedoch dann neu, ohne sich von der originären Bedeutung allzu weit zu entfernen. Schon auf den ersten zwanzig Seiten des Romans deutet sie so viel an, dass das Interesse des Lesers zwangsläufig geweckt wird, und verrät gerade genug, um ihn bei der Stange zu halten – wobei die Antworten, die sie gibt, wieder neue Fragen aufwerfen. Erfreulicherweise ist die Übertragung des Textes ins Deutsche bei diesem Zyklus auch merkbar besser gelungen als bei den “Schwarzen Juwelen“, was zur Atmosphäre entsprechend beiträgt.

Da ist es fast verzeihlich, dass die zentrale Liebesgeschichte des Buches – die langsam wachsende Beziehung zwischen Sebastian und Lynnea – etwas zu zuckersüß geraten ist und aus diesem Grund an den Plot eines “Hasch mich”-Romans erinnert. Lynnea ist herzzerreißend unschuldig, was den sonst so skrupellosen Draufgänger Sebastian sichtlich verunsichert. Fast schon spießig kommt da der Inkubus daher, der sich sonst von der sexuellen Lust seiner Partner nährt. Hier bedient Bishop Klischees, und das geht diesmal leider zu Lasten der Charaktere.

Wesentlich überzeugender und interessanter ist da der Charakter von Glorianna Belladonna, der Landschafferin, die den Sündenpfuhl geschaffen hat, Sebastians Cousine und wohlmöglich die Einzige, die dem Weltenfresser etwas entgegen setzen kann.

Da der zweite und abschließende Band der “Dunklen Welten” auch nach ihr benannt ist – “Belladonna” – weckt das die Hoffnung, dass dieses kleine Manko dort beseitigt ist.

Sebastian” ist ein Roman, der Fans von romantischer Fantasy ansprechen dürfte und darüber hinaus mit einem so originellen Konzept aufwartet, dass er sich merkbar von der breiten Masse der phantastischen Literatur abhebt.

Diese Rezension findet ihr auch Media Mania!

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2 Comments »

  1. […] Rezension zum ersten Band des Zweiteilers findet ihr hier. Tags: « Robin Hobb, ein Prolog, verschiedene […]

    Pingback by Darkstars Fantasy News » Anne Bishop: Belladonna | News & Interviews aus der wunderbaren Welt der Fantasy — 18. September 2008 @ 07:46

  2. […] Romantasy-Autorin Anne Bishop in die faszinierende Welt zurück, die sie für ihre Duologie “Sebastian” & “Belladonna” geschaffen hat. Wer nicht weiß, wie er die Zeit bis dahin […]

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