Die berühmt-berüchtigten Scheibenwelt-Hexen Esme Wetterwachs und Nanny Ogg sind gelinde gesagt entsetzt, als ausgerechnet die unerfahrene – und vor allem erschreckend “modern” eingestellte junge Hexe Magrat Knoblauch einen magischen Feenstab erbt und den Auftrag erhält, in ein fernes Königreich zu reisen und die anstehende Hochzeit zwischen dem Dienstmädchen Ella und einem Herzog zu verhindern. Deshalb lassen sie sich auch nicht davon abbringen, Magrat ins “gefährliche Ausland” zu begleiten und sie bei der Erfüllung ihrer seltsamen Aufgabe zu unterstützen.
Auf ihrer Reise sehen sich Esme, Nanny und Magrat gezwungen, sich mit verwunschenen Schlössern, unfähigen Vampiren und einer Unzahl Kürbisse auseinander zu setzen – und sich zu guter Letzt sogar als Blumenfeen auszugeben.
Bald schon werden dem Trio Infernale mehrere Dinge bewusst: Der Feenstab hat einen unangenehmen Defekt. Die Hochzeitspläne werden von einer perfiden Spiegel-Zauberin forciert, die an dem höchst gefährlichen Grundsatz festhält, dass nichts so befriedigend ist wie ein “gutes Ende” – und, drittens, zu viel Alkoholkonsum kann fatale Auswirkungen haben.
Die größte Herausforderung scheint für den kleinen Hexenzirkel allerdings darin zu bestehen, sich nicht selbst gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, ehe sie ihrer Gegnerin das Handwerk legen können.
Mit “Total Verhext” hat Erfolgsautor Terry Pratchett eine wunderbare Persiflage auf die Welt der Märchen geschaffen. Dabei begnügt er sich nicht nur mit einem umgedrehten Aschenputtel-Plot, sondern schickt eine Vielzahl weiterer Archetypen ins Rennen. Von “Rotkäppchen” bis zum “Zauberer von Oz” geben mannifgache Figuren ihr Stelldichein. Zudem wimmelt es von magischen Spiegeln, geheimnisvollem Zwergenbrot und verfluchten Spindeln.
Im Königreich von Lilith, der größenwahnsinnigen Antagonistin des Romans, gesellt sich zur üblichen Feen- und Zauberkraft dann noch die düstere Voodoo-Magie einer Sumpfhexe.
Wer an diesen Themen gefallen findet und auf Pratchetts humorvollen Stil steht, kommt in “Total Verhext” garantiert auf seine Kosten. Der wunderbar absurde Roman ist sicherlich einer der besten – wenn nicht der beste – Scheibenwelt-Band.
Für die Hörbuch-Version dieses Klassikers hat Lübbe Audio mit Katharina Thalbach die perfekte Leserin gefunden. Unnachahmlich verleiht sie den drei Hexen (ebenso wie den anderen Figuren der Handlung) passende Stimmen und überzeugt auf der ganzen Linie.
Zudem ist die Lesung mit passender Musik und dem einen oder anderen Hintergrundgeräusch treffend untermalt, was zur Höratmosphäre außerordentlich beiträgt.
Die von Audible angebotene Download-Fassung ist für all jene eine Alternative, die ein bisschen sparen wollen, auf eine CD-Box verzichten und mit einem leichten Qualitätsverlust leben können. Die Hörspur ist direkt über den PC abspielbar, lässt sich aber auch auf CD brennen, falls man – wie ich – zur Gruppe der Hörbuch-im-Auto-Genießer gehört. Aufgrund des komprimierten Formats entspricht die Klangqualität nicht 1:1 der der CD-Box von Lübbe Audio, reicht aber zum „einfach Hören“ durchaus aus. Logischerweise spielt hier übrigens das technische Equipment (Lautsprecheranlage etc.) eine nicht unbedeutende Rolle. Wer sich unsicher ist, ob ihm die Tonqualität ausreicht, findet übrigens auch hier eine Hörprobe.
Ingesamt überzeugt die Hörbuchfassung mit ihren über sieben Stunden Laufzeit jedenfalls auf ganzer Linie, so dass man sich wünscht, Lübbe Audio und Katharina Thalbach setzen ihre Zusammenarbeit fort und legen bald mit einem nächsten Scheibenwelt-Hexen-Abenteuer nach. Dank einiger Pratchett-Romane um das bunte Hexentrio (z.B. „Lords und Ladies“ oder „Maskerade“) sollten ja genügend Vorlagen vorhanden sein.