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30. Juli 2008

Joss Whedon: Buffy Season 8 (2)
Wie tötet man eine Jägerin?

Category: Comics,Rezensionen – Darkstar – 21:58

Buffy Season 8 (2) Wie tötet man eine Jägerin?Während sich über den ganzen Erdball verteilt die vor nicht allzu langer Zeit erwachten Jägerinnen zu kleinen Gruppen zusammengefunden haben, um mit vereinten Kräften den Mächten der Dunkelheit schlagfertig zu trotzen, tut eine Jägerin das, was sie schon immer getan hat: Faith vertraut niemandem – außer sich selbst – und bleibt eine Einzelgängerin.

Ausgerechnet Buffys früherer Wächter Giles ist es, der sie eines Tages kontaktiert und ihr ein unerwartetes, aber interessantes Angebot unterbreitet: Einen letzten Auftrag soll Faith als Jägerin noch für ihn erfüllen. Im Gegenzug dazu wird er ihr neue Papiere, eine neue Identität – und damit einen Neuanfang ermöglichen, fern von allen Fehlern der Vergangenheit.
Es ist ein Auftrag, für den die scheinbar skrupellose Faith geeigneter sein mag als alle anderen. Giles bittet sie, eine andere Jägerin zu töten.

Ein bisschen nervös war ich schon, als ich gehört habe, dass der Faith-Storyarc der „achten Staffel“ ausgerechnet von einem Comicautor geschrieben werden sollte, der bisher noch nicht für die Buffy tätig geworden war. Zwar schien der mir unbekannte Brian K. Vaughn in den USA für seine eigenen Superhelden-Serie „Runaways“ bejubelt zu werden und es wurde behauptet, Vaughn habe „Wie tötet man eine Jägerin?“ in enger Zusammenarbeit mit Joss Whedon verfasst, ein gewisses Maß an Skepsis konnte ich aber nicht verdrängen. Jedenfalls bis ich die ersten paar Seiten des Comics gelesen hatte – und alle Skepsis verflog. Bereits zu Beginn merkt man der Geschichte an, dass Vaughn ein hervorragendes Gespür für die einzelnen Figuren, allen voran Faith, hat. Die Charakterisierungen in „Wie tötet man eine Jägerin“ sind auf den Punkt und beeindruckend treffend, mehr noch, es gelingt Vaughn im Rahmen seiner Geschichte, die Entwicklung seiner Protagonisten sogar glaubwürdig weiterzuführen. „Wie tötet man eine Jägerin“ trifft noch wesentlich exakter den Ton der TV-Serie als der Debüt-Sammelband „Die Rückkehr der Jägerin“, obwohl dieser von Serienerfinder Whedon selbst verfasst war. Die Dialoge „klingen“ tatsächlich, als würden sie direkt aus einer Fernsehepisode stammen und man wünscht sich wirklich, der Stoff wäre in einer Doppelfolge mit Eliza Dushku, Anthony Steward Head und Sarah Michelle Gellar verfilmt worden.

Es macht Spaß, Faith dabei zuzusehen, wie sie für ihren Auftrag Undercover in die britische High Society eintaucht – etwas, für das sie eigentlich denkbar ungeeignet scheint – und, je besser sie ihr Opfer kennenlernt, mit sich kämpfen muss, ihren eigenen Instinkten zu trauen, die sie früher bereits oftmals in die Irre geleitet haben. Das Aufeinanderprallen zwischen ihr und Buffy verläuft ebenso emotional, und aktionreich, wie man das aus Serienepisoden gewohnt ist und Vaughn gelingt es, eine explosive Geschichte mit unvermutetem Ende zu erzählen, die sowohl auf dem humoristischen, als auch auf dem dramatischen und düsteren Level funktioniert – etwas, das Buffy immer ausgezeichnet hat.

Das eigentliche Highlight des Bandes, welches aus diesem „Nice to have“- einen „Must have“-Artikel macht, ist das von Joss Whedon verfasste Kapitel „Überall und nirgends“, in dem Buffy und Willow einen Dämonen aufsuchen, um herauszufinden, wer sich hinter dem mystischen Namen „Dämmerung“ verbirgt. Im Verlauf dieses Abenteuers wird nicht nur klar, was sich zwischen der letzten Folge der TV-Serie und dem ersten Band der Comic-Reihe ereignet hat, wir erhalten außerdem einen wagen prophetischen Ausblick auf das, was noch auf uns zukommt. Beim Schreiben von „Überall und nirgends“ war Whedon wieder in Hochform. Auch wenn Buffy in einer winzigen Szene nicht wirklich überzeugt (man erfährt, wie die Jägerinnen ihre Basislager finanziell unterhalten), ist die Episode perfekt: Sie treibt den Episodenübergreifenden Handlungsbogen um „Dämmerung“ voran und ist dennoch sehr charakterzentriert. Sie gibt Willow und Buffy eine Basis, sich auf sehr persönlicher Weise wieder aneinander anzunähern, komische, tragische und spannende Momente wechseln sich ab. Darüber hinaus erweitert Whedon die Serien-Mythologie um die interessante Figur einer „Aufpasserin“ (auch wenn die deutsche Übersetzung des englischen „minders“ etwas holprig klingt).

Rein äußerlich hat sich der Panini-Verlag mit der Produktion des 128 Seiten starken Softcovers wie gewohnt Mühe gegeben: Ein edel wirkendes Klapp-Cover und eine gute Papier- und Druckqualität rechtfertigen den Preis von € 14,95. Die Übersetzung von Claudia Kern – die übrigens jüngst mit „Sturm“ ihr Debüt als High Fantasy-Autorin gefeiert hat – kommt zwar nicht an das wohl unerreichbare Original heran, ist aber um einiges besser als die deutschen Synchrontexte, mit denen Pro7 uns früher malträtiert hat. Eine Kurz-Bio über Joss Whedon, eine Covergalerie, die auch sämtliche der wunderbaren Titelillustrationen der fantastischen Jo Chen enthält sowie ein zweiseitiger Abriss der bisherigen Handlung im redaktionellen Teil runden den Sammelband ab.

Buffy-Fans, die vom ersten Teil der Reihe noch nicht hunderprozentig überzeugt waren, können hier bedenkenlos zugreifen, denn „Wie tötet man eine Jägerin“ trifft den Ton der Fernsehserie so exakt, dass einem das Herz ganz weich wird!

Eine Leseprobe gibt es übrigens hier.

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