Als Kind war ich von den ersten Kinder- und Jugendromanen der Hohlbeins begeistert. Märchemond hat mich seiner Zeit in seinen Bann geschlagen, Midgard und Drachenfeuer hab ich geliebt und Spiegelzeit hat mich wirklich gefesselt. Mit zunehmendem Alter haben die Hohlbein-Romane – bis auf einige Ausnahmen – dann jedoch proportional an Reiz verloren. Da ich jedoch von den Sagen um Artus und die Ritter der Tafelrunde recht fasziniert bin, dachte ich, ich sollte “Elbenschwert” mal eine Chance geben. Unter “weiterlesen” erfahrt ihr, wie der Camelot-Roman abgeschnitten hat.
Worum geht’s?
Durch eine magische Silberrüstung hat sich der Küchenjunge Dulac in den strahlenden Ritter Lancelot vom See verwandelt und unerkannt die Freundschaft von König Artus und sein Rittern der Tafelrunde gewonnen. Seinem Mut ist es zu verdanken, dass die Burg Camelot den Truppen des finsteren Mordred standgehalten hat. Trotzdem fühlt sich Dulac dort nicht mehr heimisch. Er hat sich in die wunderschöne Gwinneth verliebt und diese in ihn – dennoch ist es bereits beschlossene Sache, dass Gwinneth Artus’ Braut werden wird.
Als jedoch die intrigante Zauberin Morgaine die zukünfigte Königin von Camelot kurz vor der Hochzeit entführt und im Reich der Dunkelelben festhält, sieht sich Dulac gezwungen, ihr zu Hilfe zu eilen. Denn seit der geheimnisumrankte Gral verschwunden ist, steht es mit den Kriegskünsten von Artus und seinen Rittern nicht mehr zum Besten. Doch je tiefer der junge Held in Morgaines Schattenwelt eindringt, desto deutlicher wird ihm, dass auch sein eigenes, mystisches Schwert von einem dunklen Geheimnis umgeben ist und ihm gefährlich werden kann …
Da ich „Gralszauber“, den ersten Band der Camelot-Trilogie der Hohlbeins nicht gelesen habe, brauchte ich definitiv eine ganze Weile, um mich zurecht zu finden und die Hintergründe zu verstehen. Als notwendig hat sich das Lesen des ersten Teils jedoch unter’m Strich trotzdem nicht herausgestellt: Das Ehepaar Hohlbein interpretiert die Sagen um Lancelot, Camelot, König Artus und das Schwert Excalibur tatsächlich neu und verwebt diese mit eigenen, für Hohlbein-Bücher recht typische Motive. „Elbenschwert“ hat seine Wurzeln vor allem in den Sagen um Guinevras – hier Gwinneths – Entführung, der Suche nach dem Gral und der Romanze zwischen Lancelot und Artus’ Königin.
Durch den anderweltlichen Hintergrund ihrer Hauptfiguren und den Schwerpunkt der Erzählung auf Kampf- und Aktionszenen verlaufen diese bekannten Geschichten jedoch nach einem für Artus-Sagen-Kenner ungewöhnlichen Muster. Das ist für sich genommen zwar begrüßenswert, trotzdem vermag das Buch den Leser nicht so recht zu fesseln. Hierzu sind die Figuren zu eindimensional und leider wenig glaubhaft – mehr als einen dominanten Charakterzug hat eigentlich niemand in „Elbenschwert“, und dieser ist zumeist so überzeichnet, dass ich beim Lesen mit den Augen rollen musste. Die Personen – auch Lancelot – agieren wie die Wunschgestalten aus dem Tagtraum eines Zwölfjährigen. Für dieses Zielpublikum scheint der Roman dann auch verfasst worden zu sein. Eine ältere Leserschaft wird er nicht in seinen Bann ziehen können. Da darüber hinaus der Stil ebenso wenig überzeugt und vor Pathetik trieft, kann allenfalls ein Gelegenheitsleser im Teenageralter daran gefallen finden. Die goldene Regel, dass ein gutes Jugendbuch auch von älteren Lesern mit Genuss verschlungen werden kann, befolgt „Elbenschwert“ leider nicht.
Das ist umso ärgerlicher, da die Hohlbeins bereits mehrfach eindrucksvoll bewiesen haben, dass sie es eigentlich besser können. Masse ist eben doch etwas ganz anderes als Klasse und auch wenn es sicher nicht leicht ist, als deutscher Schriftsteller seinen Lebensunterhalt ausschließlich mit dem Schreiben zu verdienen, wären aus Sicht des Lesers trotzdem ein paar Romane weniger im Jahr und dafür qualitativ bessere wünschenswert – zumal die Messlatte für Fantasy-Jugendbücher durch den internationalen Erfolg auch deutscher Autoren wie Cornelia Funke oder Kai Meyer ohnehin höher liegt als noch vor zehn Jahren.
Müsste ich „Elbenschwert“ mit einer Schulnote bewerten, könnte ich leider allenfalls ein „mangelhaft“ darauf geben: Gute Ansätze sind erkennbart, dabei bleibt es jedoch auch.
Wer sich immer noch unschlüssig ist, ob das Buch sich für ihn eignet, der sollte in der Buchhandlung einfach mal die ersten zehn bis fünfzehn Seiten überfliegen. Dadurch bekommt man einen recht guten Eindruck, was einen auf den folgenden 450 Seiten erwartet und auf was man sich einlässt. Wer dann immer noch nicht abgeschreckt ist, kann gerne zugreifen.
Die Rezension erscheint in Zusammenarbeit mit dem Fantasyguide!
Also ein typischer Hohlbein-Roman.
Die lernen es halt nie…
Kommentar by Van — 8. August 2008 @ 13:32