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21. Mai 2009

Gail Martin: Im Bann des Nekromanten

Category: Rezensionen,Romane – Darkstar – 14:00

Im Bann des NekromantenAuf den „Bann des Nekromanten“ war ich persönlich sehr gespannt. Einerseits fand ich die Inhaltsangabe des Buches sehr interessant, andererseits hatten ein paar Rezensenten, die meinen Geschmack in der Regel recht gut treffen, das Buch recht negativ bewertet. Dadurch habe ich mich mit etwas gemischten Gefühlen ans Lesen gemacht und bin froh, sagen zu können, dass mich der Anfang trotz diverser Warnungen praktisch sofort gefesselt hat. Das liegt nicht so sehr an den Hauptfiguren, die bei mir zumeist das ausschlaggebende Kriterium sind, sondern vor allem daran, dass die Geschichte (zu Beginn) sehr innovativ daher kommt:

Ausgerechnet an Spuken, dem Tag zu Ehren der Toten, wird die Familie von Prinz Tris ermordet. Dass hinter dem Attentat sein zwielichtiger Halbbruder und dessen neuer Verbündeter, ein unsympatischer Magier, stecken, macht die Sache nicht besser.
Tris sieht sich gezwungen, mit einer Handvoll Königstreuer Hals über Kopf zu fliehen. Erst von einer sicheren Bleibe aus wird es ihm schließlich möglich sein, einen Weg zu finden, seine Heimat zurückzuerobern – und die Geister seiner frisch verstorbenen Angehörigen zu befreien, denen offensichtlich der Übergang in die Nachwelt versagt geblieben ist. Tris weiß das, weil ihn Visionen seiner jüngeren Schwester heimsuchen. Nur er scheint ihre Seelen befreien zu können, denn der junge Prinz ist der Nachkomme von Bava K’aa, einer der mächtigsten Zauberinnen, die die Welt je gesehen hat.

Auch wenn der Debütroman der Amerikanerin Gail Martin stilistisch sicher keine Meisterleistung ist und zwischendurch immer wieder abflacht (vor allem in den Dialogen), ist es doch ein spannendes Garn, das sie spinnt.
Das liegt an der Grundidee, auf der sie ihren sonst recht traditionellen Plot aufbaut: Tris lebt in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Leben und Tod durchlässig sind. Er kann Geister sehen, besitzt die Fähigkeit, sie zu beschwören und kann ihnen beim endgültigen Übergang in die Welt der Toten behilflich sein.

Dadurch adelt die Autorin die bekannte Geschichte und die stereotypen Charakter, mit denen sie ihr Buch bevölkert: Da gibt es den sensiblen Prinzen, der sich gegen den grausamen Bruder behaupten muss; die willensstarke und kampferprobte Prinzessin; den treuen Musiker; den konservativen Krieger; den zwielichtigen Zauberer; die mächtige Zauberin; es gibt eine Prophezeiung; eine Bedrohung aus alter Zeit und eine Quest, die die verschiedenen Hauptfiguren schließlich zueinander führt. Zudem hilft es nicht, dass Gail Martin, deren Namen ohnehin an einen derzeit sehr berühmten amerikanischen Schriftsteller erinnert, ihren Handlungsschauplatz ausgerechnet noch in „Sieben Königreiche“ aufteilt.

Wer dem Buch aufgrund dieser ins Auge fallenden Tatsachen jedoch jegliche Originalität absprechen will, der tut dem „Bann des Nekromanten“ unrecht. Insgesamt passiert nämlich recht viel und gerade in den zahlreichen Szenen, in denen Tote auftauchen, schreibt Gail Martin atmosphärisch dicht. Junge Leser und Genre-Neulinge finden in den Figuren Identifkations-Potential und der Quest-Handlungsaufbau, nach dem sie den Roman ausrichtet, wurde nicht umsonst ein Klassiker. Trotz des einen oder anderen Durchhängers treibt Martin die Handlung konsequent voran. Und mit rund 600 Seiten ist ihr ihr Erstling auch wahrlich nicht zu kurz geraten.

Die ungewöhnliche, starke Grundidee macht vielleicht kein Meisterwerk und auch für Viel-Leser ist das Buch sicher keine Entdeckung, gerade für Fantasy-Einsteiger dürfte „Im Bann des Nekromanten“ jedoch ein gefundenes Fressen sein.

Fakten:

Titel: Im Bann des Nekromanten
Reihe: Die Chroniken des Beschwörers (1)
Autorin: Gail Martin
Originaltitel: The Summoner
Übersetzung: Axel Franken
Verlag: Bastei Lübbe, 2009
Aufmachung: Taschenbuch, 592 Seiten

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