Zusammen mit seinen beiden Töchtern folgt Eddard Stark dem Ruf seines Königs und macht sich auf den Weg aus dem hohen Norden in die Reichsstadt von Westeros. Doch schon auf der Reise dorthin wird es immer deutlicher, dass er als engster Berater des Königs ein schweres Erbe angetreten ist. Die Familie der Königin scheint alles andere als begeistert davon, dass Eddard zukünftig in der Staatspolitik eine so gewichtige Rolle spielen soll. Außerdem erhärtet sich der Verdacht, dass sein Vorgänger nicht eines natürlichen Todes gestorben ist.
Eddards Bastardsohn Jon unterdessen befindet sich auf dem Weg zur Mauer: Jenem imposanten Bauwerk, das den Kontinent vor dem Reich der Wildlinge schützt. Jon soll ein Mitglied der Nachtwache werden. Dafür wäre es allerdings notwendig, dass er alle Familienbande endgültig kappt – und ausgerechnet das fällt ihm schwer, bangt er doch um das Leben seines jüngeren Halbbruders Bran.
Dessen Mutter schließlich – Eddars Ehefrau Catelyn – ist es schließlich, die herausfindet, dass die Familie der Königin Bran nach dem Leben trachtet. Um ihn und ihre restliche Familie zu retten, reist sie Eddard hinterher nach Kings Landing, um die Ränke, die die Königin schmiedet, rechtzeitig aufzudecken, ehe ein weiteres Unglück geschieht …
Im zweiten Teil des Mammut-Hörbuchprojekts von Audible wird noch deutlicher, worauf es George R. R. Martin in seinem Epos ankommt: Es ist weniger eine actionreiche Handlung, auf die der Autor setzt als vielmehr das Erschaffen einer extrem opulenten Welt und eines riesigen Figurenstamms. Gerade hierin liegen auch Martins Stärken. Ihm gelingt es, in wenigen Sätzen sogar aus kleinen Nebenfiguren dreidimensionale haraktere werden zu lassen.
Das ist es dann auch, was an der Geschichte so fesselt: Charaktere, die einen Hintergrund und eine Geschichte besitzen, die über die eigentliche Handlung hinaus geht und mitunter nur wenig Relevanz für sie hat. Dadurch verleiht er auch eigentlich unsympathischen Figuren gewisse Schattierungen, die sie menschlich erscheinen lassen. Und auch den eigentlichen Protagonisten (z. B. die verwöhnte Sansa Stark oder ihre sturköpfige, jungenhafte Schwester Arya) bekommen mehr Tiefe.
So wird die Welt von Westeros und ihre Bewohner immer größer, und zwar sowohl, was die Bewohner des hohen Nordens und die rauen Männer der Nachtwache angeht, als auch die für politische Ränkespiele lebenden Bewohner der königlichen Hauptstadt angeht. Martin entführt seine Hörer ein weiteres Mal über die wilde See hinweg ins Land seines an die Hunnen erinnerndes Reitervolk, deren Khal Drogo die junge Prinzessin Daenerys ehelicht. Und er besucht mit ihnen eine majestätische Burg, auf der Catelyns Schwester, die Ehefrau der verstorbenen ersten Hand des Königs lebt.
Ihnen allen geht es sowohl um ihre eigene Sicherheit als auch schlussendlich um den Thron von Westeros, auf den gleich unterschiedliche Parteien Anspruch erheben.
Wenn die fast zehn Stunden Hörvergnügen des zweiten Teils vorbei sind, gesteht man sich zwar ein, dass eigentlich an äußerer Handlung nicht wirklich viel passiert ist: Ein bisschen Turnier-Geschichten, ein wenig Charakter-Entwicklung hier, die Suche nach dem Grund für die Ermordung von Eddards Vorgänger, die Entwicklungen um Daenerys Targaryen …
Und trotzdem fühlt man sich glänzend, ja überdurchschnittlich gut unterhalten. Die kleinen Anektoden, die aus Romanfiguren Charaktere aus Fleisch und Blut machen, sind einfach zu treffend ausgestaltet. Die Lesung bleibt solide, auch wenn es noch immer recht bedauerlich ist, dass Sprecher Reinhard Kuhnert auch weiterhin die Namen der einzelnen Figuren gelinde gesagt seltsam ausspricht. An dieses Manko kann man sich nur schwer gewöhnen, schlussendlich sieht man aber darüber hinweg.
Hier gibt’s übrigens eine Hörprobe.