Totgesagte leben länger. Nachdem DC mit den “neuen” Teen Titans eine Serie so gut platziert hatte, dass eine Neuauflage mit dem originären Team eigentlich gar nicht mehr notwendig erschien, überrascht Scriptautor Judd Winnick die Leser mit einer neuen Titans-Serie, die das beliebte Team der 80er Jahre wieder in den Mittelpunkt der Handlung stellt.
Das Revamp beginnt vielversprechend und erzählt ein neues, altes Abenteuer aus den glorreichen Tagen, in denen Nightwing, Starfire und Co. noch unter dem Titel Teen Titans gemeinsam kämpften. Inzwischen ist viel Zeit vergangen und das Team hat nicht wenige neue Line Ups gesehen. Die Gruppendynamik des Originals blieb aber bis dato eigentlich unerreicht. Genau nach dieser Dynamik sehnt sich auch Cyborg, der versucht, seine ehemaligen Kameraden dazu zu bewegen, sich erneut zusammenzuschließen. Gemeinsam mit ihnen will er eine neue Generation Teen Titans ausbilden, und zwar die Teen Titans East (da der offizielle Teen Titans-Titel ja derzeit bereits vergeben ist). Leider sind Nightwing, Troia und die anderen wesentlich weniger von der Idee begeistert als er selbst. Davon lässt sich Cyborg allerdings nicht entmutigend und beginnt im Alleingang mit der Ausbildung seiner neuen Schützling. Gleich das allererste Training geht jedoch gewaltig in die Hose: Eine unbekannte Macht hat es auf die jungen Superhelden abgesehen. Der Trupp wird angegriffen, einige Mitglieder werden sogar tödlich verwundet.
Die Teen Titans East bleiben jedoch nicht die einzigen Opfer: Sämtliche Helden, die jemals Mitglied eines der zahlreichen Titans-Teams waren, werden vom mysteriösen Unbekannten angegriffen. Nightwing, Flash, Troia und Co. bleibt nichts anderes übrig, als sich doch neu zu formieren, um zunächst sämtliche Titans und Ex-Titans aus der Schusslinie zu manövrieren und sich dann auf die Spurensuche zu begeben, wer hinter dem groß angelegten, perfiden Mordplan steckt. Die Antwort ist überraschend und hat ihre Wurzeln tief in der Historie des Teams …
Was bereits einmal funktioniert hat, funktioniert auch ein zweites Mal – das, so scheint es zunächst, haben sich die Verantwortlichen bei DC gedacht, um den Titans-Titel zu rebooten. Verkehrt wäre das für mich gar nicht gewesen. Das Konzept der neuen Teen Titans-Gruppierung um seinerzeit Superboy, Wondergirl, Robin und Co. fand ich schlüssig und in den ersten rund zwanzig Ausgaben auch extrem gut umgesetzt und erzählt. Da das neue Titans East-Team auch einige vielversprechende Sidekicks präsentiert – unter ihnen das ungleiche Geschwisterpaar Hawk & Dove sowie den herrlich selbstverliebten Power Boy – wäre die Formel vielleicht auch ein weiteres Mal aufgegangen. Darauf verlässt sich Autor Winnick aber erst gar nicht. Bereits im Verlauf des ersten Heftes (bzw. des Titans East Specials 1, das Panini dankenswerter und sinnvoller Weise im Sammelband mit aufgenommen hat) muss ein Charakter des neuen Teams sein Leben lassen, andere schweben in Lebensgefahr. Die Handlung schwenkt um auf die bereits etablierten Helden, die fortan ins Zentrum des Geschehens rücken.
Die Idee, die dem Storybogen des ersten, neuen Titans-Abenteuers zu Grunde liegt, ist eigentlich gar nicht schlecht. Für Fans ist es spaßig, zahlreichen Helden, die man im Verlauf vieler Jahre Titans hat Kommen und Gehen sehen, ein weiteres Mal bei ihrem Cameo-Auftritt zu begegnen. Nach einem sehr guten Einstieg um das Titans East-Team geht die Atmosphäre des Reboots allerdings leider ziemlich den Bach runter. Nicht nur wird den meisten Hauptcharakteren nicht mehr als zwei Seiten gewidmet, die dem Leser die Figur samt deren derzeitige Lebensumstände vorstellen soll, sondern auf diesem beengten Platz wird der entsprechende Charakter auch noch in eine lebensbedrohliche Situation hineinmanövriert. Stimmung kommt da nicht wirklich auf, die Geschichte bleibt an der Oberfläche.
Neue Leser, die mit den alten Abenteuern der Titans nicht vertraut sind, dürften Schwierigkeiten haben, dem Plot zu folgen – auch wenn es dann zur Auflösung kommt, wer hinter den Anschlägen steckt.
Ein weiteres Manko sind die Zeichnungen, die im letzten der drei versammelten Hefte zu Comic-Karrikaturen verkümmern. Wie auch bereits storytechnisch hatte hier der Auftakt eigentlich sehr überzeugt und begeistert. Auf den letzten Seiten wird Changeling dann jedoch leider zu einer Witzfigur, Starfire zu einem typischen Comic-Babe mit übergroßer Oberweite und Troia legt sich ein neues Kostüm zu, das auch nicht gerade eine Augenweide ist.
Bleibt zu hoffen, dass der zweite Sammelband der Titans nicht diesem Trend folgt. Judd Winick beweist in der ersten Hälfte der rund hundert hier versammelten Seiten, dass er durchaus das Zeug dazu hat, den Titans eine spannende Geschichte auf den Leib zu schreiben. Wenn er sich für diese zukünftig die nötige Zeit nimmt und man ihm einen anständigen Zeichner an die Seite stellt, haben Nightwing, Arsenal, Raven & Co. gute Chancen, erneut zur Hochform aufzulaufen. Ob dies freilich passiert, bleibt vorerst abzuwarten.
Gesamturteil: Durchwachsener Sammelband mit gutem Beginn, der leider hinter seinem Potential zurück bleibt.
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