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11. August 2009

Wonder Woman: Die dunkle Seite des Paradieses

Category: Comics,Rezensionen – Darkstar – 07:35

Wonder Woman: Die dunkle Seite des ParadiesesUralte Geheimnis auf Themyscira, eine neue Liebe und eine Reise ins Weltall – das erwartet den Leser im neuen Wonder Woman-Sammelband.

Im DC-Universum gilt sie als die mächtigste Frau der Welt: Diana, Amazonenprinzessin und Superheldin. Seit 1941 erlebt sie in Comicform ihre Abenteuer, die aufgrund der Wurzeln der Figur in der griechischen Mythologie seit jeher sehr vielfälltig ausfallen durften: Mal phantastisch, mal abenteuerlich, mal futuristisch – “Wonder Woman” waren nur wenige Grenzen gesetzt. Trotzdem hatte es ausgerechnet diese Reihe immer wieder schwer auf dem Comicmarkt. Obwohl sich ihre Abenteuer in den letzten Jahren auch qualitativ immer wieder haben sehen lassen können (besonders gelungen sind meines Erachtens die Ausgaben aus der Feder von Greg Rucka), beschloss DC 2006, die Wonder Woman-Serie zu rebooten. An der Historie, ohnehin in den 80er Jahren neu definiert durch George Perez, hat man nicht viel gedreht. Vielmehr wollte man durch einen Neustart mit Ausgabe 1 neue Leser für sich gewinnen. Doch auch diesem Unterfangen war nur mässiger Erfolg beschieden. Zu schnell wechselten die Autoren der Reihe, zu durchwachsen war die Crossover-Storyline Amazons Attack. Ab Ausgabe 14 der neuen Reihe übergab DC dann Comicautorin Gail Simone das Ruder, die der Serie die dringend benötigte Stabilität wieder verleihen sollte.

Es gibt Geheimnisse, die auf ewig begraben bleiben sollten

Im sehr treffend betitelten Sammelband “Die dunkle Seite des Paradieses” beweist Simone gleich, dass die Verantwortlichen mit ihr die richtige Wahl getroffen haben: Die Autorin wagt sich daran, den Geburtsmythos um Diana neu zu interpretieren bzw. um einige interessante Fassetten zu erweitern, ohne dass das Gefühl aufkommt, sie habe die Kontinuität zu bisher Bekanntem zerstört: Sie erzählt vom Zirkel, einer mysteriösen Vereinigung aus Amazonen, die vom Plan ihrer Königin, von den Göttern ein Kind zu erflehen, alles andere als begeistert waren – und sich dadurch zum Handeln gezwungen sahen. “Es war nicht so schön, wie man sagt”, beginnt die Autorin ihre Geschichte. “Es war mehr wie eine Geburt. Ein Akt der Zerstörung und auch der Schöpfung. Da war Dunkelheit. Da war Donner. Und ja, da war auch Blut.” Simone gelingt es, die ohnehin faszinierende Kultur der Amazonen näher zu beleuchten und neben dem kämpferischen Aspekt, für den sie bekannt sind, auch dem zarten Aufmerksamkeit zu widmen. Das düstere Geheimnis, das sich dem Leser erst nach und nach enthüllt, verwebt sich mit Dianas Abenteuern in der Jetzt-Zeit. Verzweifelt sucht die junge Frau nach einem Weg, auf ihre Heimatinsel zurückzukehren. Der Zutritt ist ihr verwehrt, haben die Götter doch Themyscira zum einsamen Exil ihrer Mutter Hippolyta erklärt und anderen Amazonen den Zutritt magisch verwehrt. Diese muss sich unterdessen in ihrem Reich eigenen Gefahren stellen. Denn die ehemaligen Mitglieder des Zirkels, abtrünnige Amazonen, sind ihren Gefängnissen entflohen und haben sich mit feindlichen Eindringlingen verbündet, um zu vollenden, was sie vor langer Zeit begonnen haben …

Das Abenteuer besticht übrigens nicht nur durch Simones gefühlvolle Neuinterpretation der Vergangenheit, sondern auch dahingehend, dass es Weichen für die Zukunft stellt. Um ihrer Mutter zu Hilfe zu eilen, muss Diana nämlich eine unerwartete Allianz eingehen, die noch zu folgenschweren Verwicklungen führen dürfte.

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben?

Neben dem eindrucksvollen Vierteiler um den Zirkel, der vom Künstlerpaar Terry und Rachel Dodson wirklich wunderbar in Szene gesetzt wurde – sowohl Zeichnungen als auch Farbgebungen sind für einen monatlich erscheinenden Superhelden-Comic traumhaft -, präsentiert Die dunkle Seite des Paradieses noch einen Science Fiction-Zweiteiler, in dem Wonder Woman sich in eine weit entfernte Galaxie begibt, um einer außerirdischen Rasse zu helfen. Ein Kurzabenteuer, das übrigens spannender ist, als es in dieser knappen Zusammenfassung klingt. Die eigentliche Stärke dieses Handlungsbogens ist allerdings wieder die Art und Weise, wie die neue Serienverantwortliche ihre Hauptfigur definiert und darstellt. Sehr zaghaft lässt Simone Diana eine neue potentielle Liebesbeziehung beginnen. Liebhaber waren in der Geschichte von Wonder Woman seit Steve Trevor immer ein heikles Thema. Nichts hat bisher richtig funktioniert. Die Autorin packt das Thema jedoch diesmal auf eine Art und Weise an, die neugierig macht. Sie überstürzt nichts und nähert sich der potentiellen Beziehung auf denkbar unerwartete Weise. “Es ist nichts Schlimmes”, legt sie ihrer Protagonistin diesbezüglich in den Mund, “aber vielleicht etwas Gefährliches.
Da ist es noch nicht mal so schlimm, dass die Dodsons von einem neuen Zeichner abgelöst werden, der allenfalls durchschnittliche Arbeit abliefert.

Auch für Neulinge geeignet:

Insgesamt ist der Auftakt von Gail Simones Run deshalb ein Erfolg auf der ganzen Linie. Dass sie für die Amazonenprinzessin ganz offensichtlich noch so einiges auf Lager hat, ist ein zusätzliches Plus. Die dunkle Seite des Paradieses ist unbedingt lesenswert, wenn man der Figur Wonder Woman und ihren mythischen Wurzeln etwas abgewinnen kann. Der Sammelband dürfte sich darüber hinaus auch für Neueinsteiger eignen, die bisher nur wenig über die Amazonenprinzessin gelesen haben.

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