Los Angeles ist buchstäblich zur Hölle gefahren. Das haben die Leser im ersten Band der neuen Comicserie „Angel – Nach dem Fall“ erfahren. Seit Angel und seine Gefährten der unheiligen Anwaltskanzlei Wolfram & Hart offen den Krieg erklärt haben, ist die Stadt der Engel in eine Höllendimension versetzt, in der Sonne und Mond gleichzeitig am Himmel stehen und Dämonenlords über die verschiedenen Stadtteile (und deren Bewohner) herrschen. Nachdem Angel mehrere Wochen von der Bildfläche verschwunden war, ist er jüngst wieder aufgetaucht, um sich im offenen Kampf gegen die grausamen Lords zu stellen. Es ist ein Wettkampf, von der die Zukunft der Stadt abhängt. Und den Angel, dank der Hilfe seiner einstigen Gefährten schließlich auch gewinnt. Das bedeutet freilich nicht gleichzeitig das Ende seiner Probleme. Wesley ist immer noch ein körperloser Geist, wem seine Loyalität gehört, ist nicht ganz klar. Spike hat sich einen eigenen Wirkungsbereich in Hollywood aufgebaut. Gunn ist ein Vampir. Connor hat sich mit Gwen und der Werwölfin Nina im Hyperion Hotel verschanzt. Lorne ist selbst ein Dämonenlord geworden. Und Illyria hat damit zu kämpfen, dass sich in ihre Persönlichkeit seit dem Aufeinandertreffen mit dem Geist Wesleys immer mehr Gedankenfragmente von Fred mischen.
Außerdem hat dieser eine Kampf nicht dazu geführt, dass sich die Freunde von einst sofort wieder in den Armen liegen. Noch immer haben sie Geheimnisse voreinander. Und auch, wenn die Dämonenlords fürs erste besiegt sind, bedeutet das nicht, dass aus Los Angeles eine ungefährliche Stadt geworden sind.
„Angel – Nach dem Fall“ führt zwar den Handlungsstrang, der mit einem Cliffhanger im ersten Band vorerst beendet wurde, weiter fort – zuvor erzählen jedoch einzelne Kurzepisoden zunächst erst einmal, wie die zahlreichen verschiedenen Akteure der Serie den Moment erlebt haben, in dem Wolfram & Hart Los Angeles in die Hölle versetzt hat. Durch die Augen der Charaktere erahnt der Leser ein bisschen mehr, welche Auswirkung diese Transformation in den ersten Stunden für die Bewohner von Los Angeles hatte. Diese Episoden, die übrigens alle von unterschiedlichen Zeichnern und in unterschiedlicher Erzählweise geschaffen wurden, nehmen ungefähr die erste Hälfte des Sammelbands ein. Erst danach wird die eigentliche Haupthandlung fortgeführt. So interessant dieser Einschub (leider nur teilweise) auch ist, so stellt das die Geduld des Lesers doch auf eine harte Probe. Die zweite Hälfte von „Angel – Nach dem Fall“ entschädigt dann jedoch etwas für diese Wartezeit. Die Story selbst ist zwar nicht so packend wie die letzte Hälfte des Vorgängerbandes, hat aber immer noch seine Momente.
„Angel – Nach dem Fall“ ist vor allem ein Comic für Fans der TV-Serie. Zwar sollte es auch Gelegenheits-Zuschauern möglich sein, der Handlung folgen zu können, da die Stärken der Geschichte bis lang aber auch vor allem in einzelnen, sehr charakterorientierten Momenten liegen, die direkten Bezug auf Ereignisse aus der TV-Serie nehmen, dürfte sich diesen der Reiz der inoffiziellen sechsten Staffel nicht ganz so einfach erschließen. Wenn beispielsweise Illyria die Leiche des toten Wesleys findet, so ist das eindeutig ein Glanzlicht des Comics. Gerade in solchen kurzen Szenen gelingt es dem Autor nämlich, den Geist der originären Serie und den der Charaktere gut einzufangen. Ähnliches gilt für den äußert starken Schluss, der ebenfalls wieder mit einem fiesen Cliffhanger endet und in dem eine Figur ein Stelldichein gibt, die Angel-Fans bereits aus der TV-Serie kennen und auf die sie gern wieder treffen. Erfreulich ist außerdem, dass auch neue Figuren, die durch die Comicreihe in den Serienkosmos eingeführt worden sind, etwas mehr Farbe bekommen und sich als mitunter recht interessante Zeitgenossen herausstellen.
Das alles macht defintiv Lust auf mehr, wenn man sich auch wünscht, dass die Geschichte von nun an etwas dichter gestrickt wird und die Gruppendynamik von einst, die noch immer schmerzlich fehlt, wieder etwas zunimmt.
Fakten:
Titel: Angel – Nach dem Fall (2) Die erse Nacht
Autor: Brian Lynch (nach einer Idee von Joss Whedon)
Verlag: Panini
Aufmachung: Softcover mit Klappbroschur, 168 Seiten
Preis: 16,95 EUR
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